Health Cloud

Zukunftsmodell auf wackeligen Beinen

Alle wichtigen Patientendaten sind jederzeit und für jeden Mitbehandler verfügbar - egal über welches Endgerät. Und die Patienten werden in die Kommunikation direkt eingebunden. Die Health Cloud könnte das bieten. Aber ist sie überhaupt notwendig?

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Auf Knopfdruck vernetzt: Die Health Cloud könnte auch helfen, die Versorgung in ländlichen Regionen zu sichern.

Auf Knopfdruck vernetzt: Die Health Cloud könnte auch helfen, die Versorgung in ländlichen Regionen zu sichern.

© Olivier Le Moal / fotolia.com

DÜSSELDORF. Die Health Cloud liegt derzeit im Trend. Dabei beschäftigt Entscheider aus IT-Unternehmen, Kliniken, aber auch aus Kassen vor allem die Frage, wie sich die Patienten in die Datenwolke einbinden lassen.

Doch ob dafür wirklich eine branchenspezifische Daten-Cloud nötig ist, das ist selbst unter Experten strittig, wie sich auf dem Health IT Forum der Medica zeigte.

Unter Cloud-Computing wird im Allgemeinen verstanden, dass die Daten, die Rechenleistung oder auch die Software nicht mehr vor Ort bereitsteht, sondern im Netz, etwa auf dem Server eines Dienstleisters.

"Das ist eigentlich keine neue Idee", sagte Thomas Norgall von der Fraunhofer Alliance Ambient Assisted Living (AAL). Norgall glaubt, die Zukunft ließe sich auch ohne eine große Health Cloud bestreiten.

Man könne Cloud Computing machen, um einzelne Einheiten im Gesundheitswesen zu verbinden.

Aber: Die einzelnen Einheiten ließen sich auch schon mit den vorhandenen E-Health-Lösungen vernetzen, so Norgall. Cloud Computing "tue nicht mehr als bestehende E-Health-Systeme".

Eine wirklich neue Cloud-Dimension lässt sich laut Norgall dann erzielen, wenn man es schafft, AAL-Komponenten direkt in die Gesundheitstelematikstruktur einzubinden. Was er damit meint?

Dass etwa intelligente Haussysteme, die erfassen, wann eine ältere Patientin in ihrer Wohnung stürzt und ob sie noch ansprechbar ist, direkt mit den Praxis- und Kliniksystemen kommunizieren können.

Dr. Anna Niemeyer, Projektmanagerin beim Asklepios Future Hospital Program in Hamburg, hingegen glaubt, dass die Cloud die Zukunft fürs Gesundheitswesen ist.

"Wir brauchen die Cloud, weil wir künftig weniger Personal haben", beschrieb Niemeyer die Situation im Gesundheitswesen. Vor allem ländliche Regionen kämpften schon jetzt mit Unterversorgung. Daten und Infos müssten deshalb überall schnell verfügbar sein.

Dabei arbeitet Asklepios mit seinem Future Hospital schon daran, Informationen Behandlern schneller zur Verfügung zu stellen. 140 Gesundheitseinheiten betreibt der Konzern in Deutschland.

Für diese hält er in seinem Data Center 500 Server bereit. Der Anspruch des Konzerns laute: "Jeder Asklepios-Spezialist kann virtuell in jede Klinik kommen", erklärte Niemeyer.

Dies gelingt über ein Online-Video-Konferenz-System. Zusätzlich hat der Konzern einen Online-Ärztefinder aufgesetzt. "Hierüber können kleinere Einheiten einen Spezialisten für bestimmten Problemfälle finden", sagt Niemeyer. Dieser stehe unter dem Motto: "Wer weiß was bei Asklepios?"

Trotz all dieser Dienste, die Asklepios sozusagen schon in einer internen Cloud bietet, weiß Niemeyer, wo die Schwachstellen der Health Cloud liegen. Die Sicherheitsthemen seien noch nicht zufriedenstellen gelöst.

"Wir brauchen mehr Transparenz, klare Regeln und mehr ethische Verantwortung." Und: Die IT-Anbieter müssten sich zusammentun und gemeinsam die Sicherheitsfrage lösen.

Niemeyer: "In 30 Jahren werde ich selbst mehr Patient als Professional sein. Auf keinen Fall will ich meine Patientenakte und sensible Daten freizugänglich als Download im Internet finden."

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