Asthma

Jobangst schnürt den Deutschen die Luft ab

Albtraum Kündigung: Wer Angst hat, seinen Job zu verlieren, ist offenbar stärker gefährdet, an Asthma zu erkranken, als dies Menschen ohne berufliche Sorgen sind. Das zeigen deutsche Daten, die in der jüngsten Wirtschaftskrise erhoben worden sind.

Veröffentlicht:
Angst vor derbn Kündigung: Nicht nur der Schlaf leidet unter der Angst vor Arbeitsplatzverlust.

Angst vor derbn Kündigung: Nicht nur der Schlaf leidet unter der Angst vor Arbeitsplatzverlust.

© fovito / fotolia.com

DÜSSELDORF. Laut den Erkenntnissen einer Arbeitsgruppe um Privatdozent Adrian Loerbroks vom Institut für Arbeits- und Sozialmedizin am Universitätsklinikum Düsseldorf ist in Deutschland die Asthmainzidenz während der Krisenjahre 2009 bis 2011 in dem Maße gestiegen, wie die Angst vor dem Jobverlust zunahm (J Epidemiol Community Health 2014, online 22. September).

Maßstab für die Verlustangst in einer einschlägigen Studie war, wie hoch die Beschäftigten die Gefahr veranschlagten, während der folgenden zwei Jahre ohne Arbeit dazustehen.

Im Vergleich zur Asthmainzidenz unter Beschäftigten, die nicht um ihren Arbeitsplatz fürchteten, ließ eine geschätzte Wahrscheinlichkeit des Arbeitsplatzverlustes von 10 bis 50 Prozent die Asthma-Neuerkrankungsrate um 11 Prozent steigen.

Wurde aber die Gefahr, arbeitslos zu werden, auf mehr als 59 Prozent taxiert, ging die Asthmainzidenz um 67 Prozent nach oben. Die Kalkulationen waren nach Raucherstatus, Alkoholkonsum, Gewicht und körperlicher Aktivität abgeglichen.

Jährlich werden 30.000 Personen befragt

Als Datenbasis der Studie diente das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), eine repräsentative Wiederholungsbefragung, die seit 1983 läuft. Im Auftrag des Deutschen Instituts für Wirtschaftforschung (DIW) werden dafür Jahr für Jahr in Deutschland etwa 30.000 Personen in fast 11.000 Haushalten befragt.

Die Daten geben Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und Gesundheit. Datensätze von mehr als 7000 SOEP-Teilnehmern, die einer Erwerbstätigkeit nachgingen, flossen in die vorliegende Untersuchung ein.

"Diese Studie hat erstmals gezeigt, dass Arbeitsplatz-Unsicherheit das Risiko erhöhen könnte, neu an Asthma zu erkranken", schreiben Loerbroks und seine Mitautoren. Pathophysiologisch spricht manches für diesen Zusammenhang. So ist chronischer Stress mit einer erhöhten lokalen Freisetzung von Neurotrophinen verbunden.

Gemeinsam mit Regulationsveränderungen in der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse kann dies die Immunantwort in Richtung auf atopische, Th2-vermittelte Reaktionen verschieben.

Allerdings sei zu berücksichtigen, so die Forscher, dass die Asthmainzidenzen in der untersuchten Gruppe während der Beobachtungszeit insgesamt relativ gering gewesen sei. Selbst in der Gruppe mit der größten Angst um den Arbeitsplatz lag die Quote nur bei 2,12 Prozent. (rb)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kurzatmig durch die Krise

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Forscher vermuten Bezug zu Exazerbationen

Vorsicht mit Gabapentinoiden bei Asthma-Patienten

In Vorsorgeuntersuchungen eingliedern

Mit dem Allergie-Screening für Kinder einen Schritt voraus sein

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Wirksamkeit der TTFields-Therapie

© Novocure

Arztinformation – Metastasiertes NSCLC und Mesotheliom

Wirksamkeit der TTFields-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novocure GmbH, München
Neuer CFTR-Modulator bei Mukoviszidose

© Springer Medizin Verlag

Neuer CFTR-Modulator bei Mukoviszidose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vertex Pharmaceuticals GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren