Echokardiografie

Screening ohne Nutzen?

Herzklappen-Fehler mit der TKE erkennen - das klingt nach einer schönen Idee. Doch zum Screening der gesamten Bevölkerung ist das Herzecho offenbar wenig hilfreich, haben Norweger jetzt herausgefunden.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Echokardiographie ohne entsprechenden Symptome lohnt sich anscheinend nicht.

Echokardiographie ohne entsprechenden Symptome lohnt sich anscheinend nicht.

© Zsolt Nyulaszi / panthermedia

TROMSØ. Wäre es möglich, strukturelle Herzerkrankungen oder pathologische Veränderungen an den Herzklappen etwa mittels Herzecho schon im frühen asymptomatischen Stadium zu entdecken, böte dies die Möglichkeit, durch eine frühzeitige Intervention den Krankheitsverlauf und damit die Prognose der Patienten günstig zu verändern. Soweit die Theorie.

In der Praxis wurde die Echokardiografie bislang allerdings nicht als Methode empfohlen, um damit generell auch jene Personen zu untersuchen, bei denen keine Symptome oder Hinweise bestehen, die den Verdacht auf eine mögliche Herzerkrankung lenken.

Und daran wird sich nach den aktuell publizierten Ergebnissen einer Studie norwegischer Untersucher auch künftig wohl nichts ändern.

Zur Klärung der Frage, wie erfolgreich ein Herzecho-Screening auf Bevölkerungsebene ist, hat die Arbeitsgruppe um Dr. Haakon Lindekleiv eine bereits 1974 gestartete prospektive Beobachtungsstudie (Tromsø Study) bei Einwohnern der norwegischen Gemeinde Tromø Mitte der 90er Jahre partiell in eine randomisierte Studie umfunktioniert (JAMA Intern Med 2013; online 22. Juli).

Dazu wurden 6.861 Studienteilnehmer im Alter zwischen 55 und 74 Jahre per Randomisierung entweder einer Gruppe mit systematischer Echo-Untersuchung oder einer Kontrollgruppe ohne Echo-Screening zugeteilt.

Keine Auswirkungen auf Sterbe- und Ereignisrate

Das Screening blieb nicht ohne diagnostische Ausbeute. Bei immerhin 290 Teilnehmern (8,9 Prozent) boten die initialen Echo-Befunde Anlass dafür, die Personen weiteren klinischen Untersuchungen zu unterziehen. Damit konnten schließlich bei 249 Personen (7,6 Prozent) pathologische Herz- oder Klappenveränderungen verifiziert werden.

Relativ häufig wurden Stenosen oder eine Insuffizienz der Aorten- oder Mitralklappe nachgewiesen. Die Betroffenen erhielten die indizierte Standardtherapie, sie wurden zudem zu regelmäßigen Nachuntersuchungen einbestellt.

Auswirkungen auf die Sterberate hatte die frühere Entdeckung kardialer oder valvulärer Störungen allerdings keine: Nach rund 15 Jahren waren die Sterberaten mit 26,9 Prozent (Screening-Gruppe) und 27,6 Prozent (Kontrollgruppe) nahezu gleich.

Auch bezüglich der Inzidenz von Ereignissen wie plötzlicher Herztod, kardial bedingter Tod, Herzinfarkt oder Schlaganfall bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen.

Das Ergebnis der Studie sei zwar negativ, aber gleichwohl von klinischer Bedeutung, betonen die Autoren. Nach ihrer Ansicht liefert die Studie "empirische Evidenz" für die bislang auf Experten-Konsens gründende Empfehlung, asymptomatische Patienten mit niedrigem Risiko nicht zur Zielgruppe für die Herzecho-Untersuchung zu zählen.

Somit könne die Studie auch einen Beitrag dazu leisten, die Zahl überflüssiger Ultraschall-Untersuchungen des Herzens und dadurch ausgelöster Folgeuntersuchungen zu verringern.

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