Diäten im Vergleich

Low-Fat-Diät ist genauso gut wie Low-Carb

Welche Diät bringt am meisten? Eine Studie der Stanford-Universität hat verschiedene Diäten verglichen und sich angeschaut, ob die Gene beim Abnehmen eine Rolle spielen.

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Welche Diät bringt es? Dafür haben sich Forscher auch die Genprofile von Studienteilnehmern angeschaut.

Welche Diät bringt es? Dafür haben sich Forscher auch die Genprofile von Studienteilnehmern angeschaut.

© Slobodan Djajic/Fotolia

STANFORD. Low-Fat, Low-Carb, Ananas-, Steinzeit- und Mittelmeerdiät oder einfach nur FdH – Friss die Hälfte. Wer Gewicht verlieren möchte, hat schon bei der Auswahl der Diät die Qual der Wahl.

Was die Sache nicht leichter macht: Einige neuere Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass man bei der Entscheidung nicht nur die persönlichen Vorlieben, sondern womöglich auch das persönliche Genprofil berücksichtigen sollte.

Demnach beeinflussen genetisch festgelegte Stoffwechsel-Eigenschaften, wie gut jemand auf eine bestimmte Diät anspricht. Schlimmstenfalls wären alle Mühen umsonst, wenn eine ausgewählte Diät nicht zum persönlichen Profil passt.

Dieses Prinzip scheint allerdings noch fern praktikabler Umsetzung zu sein: Einer neuen Studie US-amerikanischer Wissenschaftler zufolge spielen bisher berücksichtigte Gen-Merkmale zumindest im Vergleich zwischen einer kohlenhydratarmen (low-carb) und einer fettarmen (low-fat) Ernährung keine Rolle für den Abnehm-Erfolg. Generell helfen beide Diät-Arten gleich gut oder schlecht beim Abspecken.

Das Team um Christopher Gardner von der Stanford University Medical School im US-Staat Kalifornien hatte 609 übergewichtige Studienteilnehmer zwischen 18 und 50 Jahren auf zwei Gruppen verteilt (doi: 10.1001/jama.2018.0245). Die eine aß ein Jahr lang fettarme, die andere kohlenhydratarme Kost.

Die Teilnehmer folgten nach einer einmonatigen Umgewöhnungsphase ein Jahr lang ihrem jeweiligen Diätplan. Eine festgelegte Höchstkalorienzahl bekamen sie nicht vorgegeben, allerdings die Aufforderung, sich insgesamt gesund und vollwertig zu ernähren, also etwa möglichst viel Gemüse und weniger industriell verarbeitete Lebensmittel zu essen sowie selbst zu kochen. Zu diesen und anderen Themen bekamen die Teilnehmer regelmäßige Schulungen.

Gen-Faktoren in Betracht gezogen

Um den Einfluss genetischer Faktoren auf das Diätergebnis ermitteln zu können, bestimmten die Forscher vor Beginn der Studie, welche Variante von drei verschiedenen Genen die Teilnehmer besaßen. Die jeweilige Ausprägung steht bisherigen Erkenntnissen zufolge mit dem Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel im Zusammenhang. Schließlich ermittelten sie über einen Glukosetoleranztest noch, wie gut der Körper den Blutzuckerspiegel regulieren kann.

Nach einem Jahr hatten die Teilnehmer im Schnitt gut 5,5 Kilogramm abgenommen – und zwar in beiden Gruppen und völlig unabhängig von ihrem individuellen Gentyp und ihrem Insulin-Stoffwechsel. Die Bandbreite der Reaktionen auf die Diät war hoch: Einige Teilnehmer verloren bis zu 30 Kilogramm, anderen nahmen 15 oder 20 Kilogramm zu. "Diese Studie schließt die Tür zu einigen Fragen, aber öffnet die Tür zu anderen", kommentiert Erstautor Gardner das Ergebnis.

Epigenetik als mögliche Ursache

Die Wissenschaftler hoffen, in weiteren Studien doch noch in den individuellen Eigenschaften eine Erklärung für die große Variabilität zu finden. "Wir haben einen Haufen Daten, den wir nun in nachfolgenden Studien nutzen können." Möglicherweise finden sich Unterschiede in der Epigenetik oder etwa in der Besiedelung mit Bakterien.

Die Studie zeigt einmal mehr die Komplexität des Themas Ernährung und wie schwierig es ist, aus einzelnen wissenschaftlichen Untersuchungen Empfehlungen abzuleiten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hatte im vergangenen Jahr nach einiger Kritik ihre zehn Regeln für eine vollwertige Ernährung angepasst. Die Empfehlung, fettarme Milchprodukte zu bevorzugen, wurde gestrichen. Auch der Hinweis auf Gesundheitsgefahren durch zu viele gesättigte Fettsäuren wurde entfernt.

Die Gesellschaft empfiehlt heute pauschal, pflanzliche Öle zu bevorzugen und auf "versteckte Fette" etwa in Wurst und Fertigwaren zu achten. Im Hinblick auf kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel empfiehlt die DGE, die Vollkornvariante zu bevorzugen, also etwa Vollkornbrot statt Toast. (dpa)

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