Professor Hasenfuß

"Wir wollen Motive für kluge Entscheidungen definieren"

Die 2011 in den USA gegründete Initiative "Choosing Wisely" ist beim Internistenkongress in Mannheim ein riesen Thema. Professor Gerd Hasenfuß, Leiter der DGIM Task Force "Klug entscheiden", erklärt im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung", warum.

Von Martina Merten Veröffentlicht:

Ärzte Zeitung: Herr Professor Hasenfuß, bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder Diskussionen innerhalb der Ärzteschaft darüber, ob Negativ- oder Positivlisten in der Medizin sinnvoll sind. Was unterscheidet die jetzige Initiative von solchen Diskussionen?

Professor Gerd Hasenfuß: In der Vergangenheit ging es meist um Priorisierung in der Medizin, das ist ein politisch völlig anderer Ansatz. Solche Debatten waren nicht selten ökonomisch getrieben.

Bei Choosing Wisely geht es um die dezidierte Identifikation von Arbeiten, die nicht sinnvoll sind. Und es geht darum, sinnvolle Dinge herauszuarbeiten, die in der Praxis zu wenig getan werden. Unsere Debatte darf nicht ins Ökonomische abdriften, das würde die Leitlinienprozesse noch mehr verzögern.

Was genau macht die Task Force der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), der Sie vorstehen?

Hasenfuß: Bei der Task Force handelt es sich um eine langfristig eingesetzte Arbeitsgruppe. Wir wollen Konzepte entwickeln und Motive für "kluge Entscheidungen" definieren. Es muss letztlich klare Evidenzen dafür geben, dass bestimmte Maßnahmen nicht sinnvoll sind.

 Wir wollen auch genau erfragen, warum einige Maßnahmen bislang zu viel vorgenommen werden. Liegt es an der Arbeitsverdichtung in Kliniken, dass es beispielsweise zu mehr Diagnostik und weniger ausführlichen Gesprächen mit den Patienten kommt?

Auch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) beschäftigt sich derzeit mit dem Thema. Haben Sie das gemeinsam entschieden?

Hasenfuß: Nein, die Initiative der AWMF ist unabhängig von unserer Arbeit, allerdings arbeitet die DGIM daran mit. Ziel ist ein gemeinsames System zu finden, wie Empfehlungen zum Tun oder Lassen bestimmter Dinge erarbeitet werden können.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung