Tests ergänzen Darmkrebsvorsorge

Die Darmspiegelung ist der Goldstandard bei der Darmkrebsvorsorge. Doch die Entwicklung bleibt dort nicht stehen: Immunologische Stuhltests und innovative Blutanalysen könnten die Akzeptanz verbessern.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
An der Darmspiegelung nehmen derzeit pro Jahr etwa drei bis vier Prozent der Anspruchsberechtigten teil.

An der Darmspiegelung nehmen derzeit pro Jahr etwa drei bis vier Prozent der Anspruchsberechtigten teil.

© Klaro

"Die Vorsorgekoloskopie steht bei der Darmkrebsfrüherkennung weiterhin ganz im Vordergrund", betont Professor Jürgen F. Riemann von der Stiftung LebensBlicke.

Das vor sieben Jahren gestartete Screening-Programm der Gesetzlichen Krankenversicherung erreicht derzeit pro Jahr etwa drei bis vier Prozent der Anspruchsberechtigten. "Wenn man berücksichtigt, dass ein Teil der Bürger auch aus anderen Gründen eine Koloskopie erhalten hat oder erhält, dürften mittlerweile etwa 40 bis 45 Prozent der Zielgruppe zumindest einmal eine Darmspiegelung bekommen haben", so der Experte.

Das zeigt Wirkung. "Bei den Neuerkrankungen ist ein Plateau erreicht", sagte Riemann. Und von Jahr zu Jahr sterben etwa 300 bis 400 Menschen weniger an Darmkrebs. Das liege nicht nur am Screening, sondern auch an besseren Therapien. "Die Zahlen zeigen aber in jedem Fall, dass wir beim Darmkrebs auf dem richtigen Weg sind."

Auch effektive Screening-Programme lassen sich noch verbessern. Auf einem Medica-Symposium in Düsseldorf diskutieren Experten verschiedener Fachrichtungen unter Leitung von Dr. Gerhard Brenner, wie man die Darmkrebsvorsorge mit neuen laborchemischen und bildgebenden Verfahren optimieren kann.

"Ein Problem des Darmkrebs-Screenings ist, dass ein Teil der Anspruchsberechtigten den Gedanken an eine Darmspiegelung nicht besonders mag", sagte Brenner, der ebenfalls zur Stiftung LebensBlicke gehört. Doch außer den rund 600 000 Screening-Koloskopien werden in Deutschland pro Jahr etwa 4,5 Millionen Stuhltests auf okkultes Blut gemacht. Diese sogenannten Guajak-Tests sind eine ältere, weniger effektive Form der Darmkrebsfrüherkennung.

Weil die Stuhltests gut akzeptiert seien, könnte man einiges erreichen, wenn sie verbessert werden, erläuterte Brenner. Vor allem immunologische Stuhltests hält er für vielversprechend. Sie weisen ebenfalls Blut im Stuhl nach, sind aber mit einer Sensitivität bis zu 50 Prozent wesentlich empfindlicher als die Guajak-Tests. Brenner: "Mehrere immunologische Tests sind bereits auf dem Markt. Die Ergebnisse sind aber sehr variabel und kaum standardisiert."

Veranstaltung 128

"Darmkrebsprävention im Verfahrensvergleich der diagnostischen Methoden"

Mittwoch, 17. November 14:30 Uhr bis 17.30 Uhr, CCD Süd, 1. OG, Raum 8

Leitung: Dr. Gerhard Brenner, Königswinter, Prof. Jürgen Riemann, Ludwigshafen

Immunologische Stuhltests werden von der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht erstattet. Die Patienten müssen sie als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst bezahlen.

Um das zu ändern, wollen sich die Experten jetzt zusammensetzen und Qualitätskriterien erarbeiten, die dann wiederum den für die Erstattung relevanten Gremien wie dem Gemeinsamen Bundesausschuss als Richtschnur dienen könnten. Ziel ist, die immunologischen Tests zu einer offiziellen Screening-Option zu machen.

Auch molekulare Bluttests könnten für die Darmkrebsvorsorge bedeutsamer werden. Sie weisen Erbgut von Tumoren im Blut nach. "Ein Manko war bisher, dass damit keine Vorstufen erkennbar waren. Aber die Entwicklung geht rasant voran. In Zukunft dürften auch Tests zur Verfügung stehen, die Genmaterial aus Darmkrebsvorstufen erkennen", so Brenner.

Zur Zeit werden mit der Koloskopie bei 30 bis 40 Prozent der Patienten Polypen und Adenome als mögliche Krebsvorstufen entdeckt. Die Hoffnung bestehe, in einem mehrstufigen Prozess nur noch jene Patienten zu koloskopieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Krebsvorstufen mit Entartungsrisiko in sich tragen, sagte Riemann.

Auch bildgebende Verfahren könnten dabei helfen. Im Moment seien sie aber etwas in den Hintergrund getreten. Bei der CT-Koloskopie ist die Strahlung problematisch. Und die virtuelle Kernspin-Koloskopie sowie die Videoendoskopie mit Kamera-Kapseln werden derzeit noch verbessert.

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