Antidepressive Therapie beugt auch Schlaganfall vor

FRANKFURT AM MAIN (djb). Depressionen bei Älteren nehmen zu, Komorbidität ist die Regel. Bei der Behandlung depressiver Patienten müssen auch die Polypharmakotherapie sowie organische Erkrankungen berücksichtigt werden. Depressive Störungen können dadurch ausgelöst oder verstärkt werden.

Veröffentlicht:

Viele ältere Patienten mit organischen Erkrankungen haben Depressionen, wie Professor Diethard Müller aus Ilmenau erinnert hat. Nach Angaben des Neurologen und Psychiaters haben zum Beispiel 27 Prozent der Schlaganfall-Patienten, 24 Prozent der Diabetiker und 15 Prozent der über 60jährigen insgesamt depressive Störungen.

Eine Depression kann dabei sowohl ein Risikofaktor für einen Schlaganfall, als auch die Folge eines Schlaganfalls sein, so Müller bei einer Veranstaltung des Unternehmens Merz in Frankfurt am Main.

Depression birgt ein ähnlich hohes Schlaganfall-Risiko wie die Risikofaktoren Alkohol, Nikotin oder Übergewicht. Jeder dritte Schlaganfall-Patient hat in der Akutphase eine Depression und jeder zweite binnen eines Jahres nach dem Ereignis.

    Je stärker eine Depression bei Schlaganfall ist, desto höher ist das Sterberisiko.
   

Das Risiko, an einem Schlaganfall zu sterben, erhöht sich fast linear mit dem Ausmaß der Depression und jede Verringerung depressiver Symptome durch eine antidepressive Therapie kann bei Patienten mit erhöhtem vaskulären Risiko die Schlaganfall-Sterblichkeit senken, so Müller.

Nach seinen Angaben wird auch das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis durch Depressionen verdoppelt, und das Sterberisiko nach Herzinfarkt erhöht sich mit der Schwere der Depression. Nach Myokardinfarkt bekommen etwa 20 Prozent der Patienten eine Depression und weitere 25 Prozent eine subdepressive Störung.

Diabetiker entwickelten zwei- bis dreimal häufiger Depressionen als Nicht-Diabetiker. Die psychische Erkrankung sei mit verminderter Compliance, schlechter Blutzuckerkontrolle, erhöhter Morbidität und Sterberate und einer erhöhten Inanspruchnahme medizinischer Behandlung assoziiert.

Zur Behandlung bei Altersdepression seien besonders Antidepressiva mit günstigem Interaktionspotential geeignet, die keine kognitiven Einbußen verursachen, etwa der selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Reboxetin (Solvex®), sagte Müller. Die Substanz eigne sich auch gut gegen Antriebshemmung und Aufmerksamkeitsstörungen. Vorteile sieht Müller auch darin, daß die Patienten nicht zunehmen und es keine Sedierung gibt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mittel gegen Haarausfall

Post-Finasterid-Syndrom – ein Nocebo-Effekt?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Review mit Metaanalyse

Invasive Pneumokokken-Infektionen: Wer besonders gefährdet ist

Vermögensforscher im Interview

Welche Eigenschaften helfen, reich zu werden

Lesetipps
Eine Kaffeetasse und ein Hörnchen.

© hana creative studio / Generated

Chronobiologisch sinnvoll

Deshalb gehören Glukokortikoide in die Morgenmedikation

Ein Arzt untersucht das Knie eines Patienten.

© gilaxia / Getty Images / iStock

Kniegelenk

Neue Gonarthrose-Leitlinie setzt mehr auf Eigeninitiative

Collage von Bildern

© Frau: nenetus / stock.adobe.com | Rücken links: Dr. P. Marazzi / Science Photo Library | Arm: ZOKO / stock.adobe.com | Rücken rechts: Eva Valesky (2) | HG: Phokin / stock.adobe.com

Falsches Label?

Verdacht auf Betalaktam-Allergie: Was tun, wenn die Patientin ein Antibiotikum braucht?