Antidepressive Therapie rettet Leben nach Herzinfarkt

BERLIN (mut). Bei Herzinfarktpatienten lohnt es sich besonders, nach Depressionen zu schauen: Denn werden Infarktpatienten adäquat antidepressiv behandelt, lässt sich offenbar das Risiko für Re-Infarkte um bis zu zwei Drittel senken.

Veröffentlicht:
Gerade bei Herzinfarktpatienten ist es wichtig, nach Depressionen zu schauen, denn diese können das Leben drastisch verkürzen.

Gerade bei Herzinfarktpatienten ist es wichtig, nach Depressionen zu schauen, denn diese können das Leben drastisch verkürzen.

© Niderlaner/fotolia.com

Auf den Herzinfarkt folgt nicht selten eine Depression: Etwa jeder fünfte Infarktpatient erkrankt in den ersten Wochen nach dem Ereignis, und diese Patienten haben bekanntlich ein deutlich höheres Risiko, in den folgenden Monaten zu sterben, als Infarktpatienten ohne Depression.

Auch in Langzeitstudien war die Sterberate bei depressiven Herzinfarktpatienten deutlich erhöht - teilweise doppelt so hoch wie bei nicht depressiven Leidensgenossen (wir berichteten). Erklärt wird dies mit der schlechten Compliance von Depressiven bei der lebenswichtigen kardiovaskulären Medikation, aber auch mit erhöhten Werten von Entzündungsparametern. Unklar war jedoch bislang, ob eine antidepressive Therapie am erhöhten Sterberisiko tatsächlich etwas ändern kann. Genau darauf deuten nun die Daten einer aktuellen Studie mit knapp 240 Patienten nach NSTEMI-Infarkt.

Von diesen Patienten waren 80 nicht depressiv und dienten als Kontrollgruppe, die übrigen 160 Patienten - alle mit schweren Depressionen - erhielten entweder eine intensive antidepressive Betreuung mit Psychotherapie und/oder Arzneien. Zudem wurden sie von Psychologen, Sozialarbeitern und Psychiatern regelmäßig betreut. Die anderen 80 depressiven Patienten sowie deren Ärzte wurden nur darüber informiert, dass depressive Symptome vorliegen.

Die Ergebnisse nach drei Monaten: Mit intensiver Betreuung gingen die Depressionen wie erwartet deutlich stärker zurück als ohne (minus 5,7 versus minus 1,9 Punkte auf der Skala BDI). Dies korrelierte mit der Zahl der Re-Infarkte: So mussten nur drei der Patienten (4 Prozent) mit intensiver antidepressiver Betreuung erneut wegen Herzinfarkten in eine Klinik, ohne Betreuung waren es jedoch zehn (13 Prozent) - also mehr als das Dreifache. Zum Vergleich: Bei den nicht Depressiven waren es fünf (6 Prozent). Trotz der geringen Zahlen - ein Manko der Studie - waren die Unterschiede signifikant (Arch Intern Med 2010, 170:600).

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie rettet Ihre App Leben, Dr. Müller?

Sonderbericht

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vier diagnostische Säulen

FASD: Die Folgen elterlichen Alkoholkonsums beim Kind erkennen

Wann kommt welches Medikament in Frage?

Neue Psoriasis-Leitlinie bringt praxisrelevante Neuerungen

Ob mit Smartphone, Zeitschrift oder Kreuzworträtsel

Langes Sitzen auf dem Klo erhöht wohl das Risiko für Hämorrhoiden

Lesetipps
Patienten, die besonders gesundheitlich gefährdet sind, sollten im Herbst eine Auffrischung gegen COVID-19 erhalten.

© fotoak80 / stock.adobe.com

Comirnaty® nur in Mehrdosisflaschen

Bund hat geliefert: Start frei für COVID-19-Auffrischimpfungen

Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie