Manuelle Therapie

Bei zervikalem Schwindel Hand anlegen!

Es mehren sich Erkenntnisse, die untermauern, dass eine Schwindelsymptomatik zervikal bedingt sein kann. Darauf weisen auch die Erfolge einer manuellen Therapie bei Betroffenen hin.

Von Angelika Bauer-Delto Veröffentlicht:
Das Konzept eines zervikalen Schwindels wird durch Studiendaten untermauert, die die Effektivität einer Manualtherapie bei betroffenen Patienten belegen.

Das Konzept eines zervikalen Schwindels wird durch Studiendaten untermauert, die die Effektivität einer Manualtherapie bei betroffenen Patienten belegen.

© Springer Medizin Verlag GmbH

MANNHEIM. Die Frage, ob es einen zervikalen Schwindel gibt, wird seit Jahren kontrovers diskutiert, erinnerte Privatdozent Dr. Matthias Hölzl, HNO-Zentrum Traunstein, bei einer Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte in Mannheim. Das Konzept eines zervikalen Schwindels wird durch Studiendaten untermauert, welche die Effektivität einer Manualtherapie bei betroffenen Patienten belegen.

Auch eigene Erfahrungen aus der Praxis bestätigen die Entität eines zervikalen Schwindels, so Dr. Ines Repik, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Universitätsmedizin Mannheim. Repik verdeutlichte dies anhand von Fallbeispielen.

So stellte sich zum Beispiel ein 51-jähriger Patient mit einem seit etwa neun Monaten bestehenden dauerhaften, bewegungsabhängigen Schwindel in der Mannheimer HNO-Klinik vor. Er beschrieb die Schwindelsymptomatik als Unsicherheitsgefühl, Schwanken und diffuse Gleichgewichtsstörungen. Im Auto habe er als Beifahrer beim Kurvenfahren das Gefühl, "dass sich alles mehr dreht, als die Kurve sich biegt". Drehschwindel, Übelkeit und Erbrechen lagen allerdings nicht vor.

Ambulante Voruntersuchungen beim HNO-Arzt wie Spiegelbefunde und Kalorik waren regelrecht. MRT des Schädels, Labor und kardiologische Untersuchungen einschließlich Langzeit-EKG und Langzeit-Blutdruckmessung waren ebenfalls unauffällig. In der Klinik konnten die Befunde bestätigt werden, auch weitere Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf eine periphere oder zentrale vestibuläre Störung.

Blockierung der Kopfgelenke wurde festgestellt

In der Video-Nystagmografie traten jedoch bei Reklination des Kopfes vertikale Nystagmen auf und der Patient berichtete ebenso wie bei Seitenneigung des Kopfes über Schwindel. In der digitalen Volumentomografie (DVT) der Halswirbelsäule wurden degenerative Veränderungen sichtbar, in der Posturografie zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Schwindelsymptomatik und Rotationsbewegungen des Kopfes.

Bei der manuell-osteopathischen Untersuchung fanden sich deutliche Blockierungen der Kopfgelenke, der mittleren Halswirbelsäule und der oberen Brustwirbelsäule. Die Diagnose lautete daher Schwindel bei degenerativem HWS-Syndrom mit Kopfgelenks- sowie HWS- und BWS-Blockierungen.

Durch eine manuell-osteopathische Behandlung wurde eine Mobilisation der Kopfgelenke und ein Lösen der Wirbelsäulen-Blockierungen erreicht. Der Patient berichtete über eine sofortige Besserung der Schwindelsymptomatik. In der Posturografie konnte bereits nach der ersten Behandlung eine Reduktion des FallIndexes von 70 auf 42 Prozent festgestellt werden.

Auch bei peripher vestibulären Störungen kann die Kompensation über die HWS durch eine manuellosteopathische Behandlung verbessert werden, berichtete die HNO-Ärztin aus Mannheim.

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen auf springermedizin.de

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