Langzeitdaten

Bessere Langzeitprognose mit Antidepressivum nach Infarkt

Depressive Patienten mit akutem Koronarsyndrom profitieren wohl langfristig von einer Escitalopram-Therapie: Ihr Risiko für schwere kardiale Ereignisse und Tod war in einer Studie um 31 Prozent niedriger als mit Placebo.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Patienten mit Depressionen erleiden gehäuft akute kardiale Ereignisse und ihre Prognose ist schlechter als die von psychisch gesunden Menschen. (Symbolbild mit Fotomodell)

Patienten mit Depressionen erleiden gehäuft akute kardiale Ereignisse und ihre Prognose ist schlechter als die von psychisch gesunden Menschen. (Symbolbild mit Fotomodell)

© NADOFOTOS / Getty Images / iStock

LONDON. Patienten mit Depressionen erleiden gehäuft akute kardiale Ereignisse und ihre Prognose ist schlechter als die von psychisch gesunden Menschen. Wenig untersucht ist bislang, welche Rolle hierbei eine Pharmakotherapie mit Antidepressiva spielen kann. In einer randomisierten, doppelblinden Studie haben jetzt Jae-Min Kim vom King's College in London und Kollegen die kardiologischen Langzeiteffekte von Escitalopram untersucht (JAMA 2018;320(4):350-357). Hierzu randomisierten sie 300 median 60-jährige Patienten mit kürzlich erlebtem akutem Koronarsyndrom (ACS), die zudem an einer Depression litten. Die Studienteilnehmer erhielten nach dem Ereignis über 24 Wochen entweder Escitalopram in flexibler Dosierung von 5–20 mg oder Placebo und wurden median acht Jahre nachbeobachtet. Der kombinierte primäre Endpunkt der Studie beinhaltete Gesamtmortalität, Myokardinfarkt und perkutane Koronarinterventionen (PCI).

Innerhalb der Beobachtungszeit wurde dieser kombinierte Endpunkt bei 40,9 Prozent der Patienten unter Escitalopram erreicht und von 53,6 Prozent der Patienten mit Placebo. Dieser Unterschied war signifikant (p = 0,03).

In der Einzelbewertung ergaben sich allerdings nicht für alle Komponenten so deutliche Unterschiede: Die Gesamtmortalität erreichte in der Escitalopram-Gruppe 20,8 Prozent, mit Placebo 24,5 Prozent (p = 0,43); 10,7 Prozent der antidepressiv behandelten Patienten erlitten einen Herztod und 13,2 Prozent der Studienteilnehmer ohne diese Therapie (p = 0,48). Nur beim Myokardinfarkt hatten EscitalopramPatienten einen signifikanten Vorteil (8,7 versus 15,2 Prozent; p = 0,04), bei der PCI betrug die Quote 12,8 versus 19,9 Prozent (p = 0,07).

Neben der Verringerung der depressiven Symptome, so das Team um Kim, beeinflusse Escitalopram möglicherweise auch Mediatoren von ACS und Depression wie den auf das Nervensystem wirkenden Wachstumsfaktor BDNF (BrainDerived Neurotrophic Factor) oder proinflammatorische Zytokine. Möglicherweise normalisierten sich durch die Medikation die vegetative Funktionsstörung und die Plättchenfunktionsstörung.

Die Studie in Kürze

» Frage: Bessert eine antidepressive Therapie kurz nach einem akuten Koronarsyndrom den Langzeitverlauf?

» Antwort: Innerhalb von acht Jahren nach einem akuten Koronarsyndrom gab es nach einer Escitalopram-Therapie signifikant weniger schwere kardiale Ereignisse als nach Placebo-Therapie.

» Einschränkung: Studienteilnehmer waren koreanische Patienten aus nur einer Klinik. Die geringe Zahl der Einzelereignisse beeinflusste die statistische Power.

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