Botenstoffe aus dem Bauchfett schaden den Arterien

MÜNCHEN (wst). Mit Übergewicht steigt das Risiko für Atherosklerose und Typ-2-Diabetes. Auf der Suche nach der Ursache dafür rücken zunehmend chronische systemische Entzündungen, die besonders von Bauchfett unterhalten werden, in den Mittelpunkt der Forschung.

Veröffentlicht:

Fettgewebe und besonders bauchbetontes Fett ist nicht nur ein Energiespeicher sondern ein endokrines Organ, das unter anderem permanent viele proinflammatorische Botenstoffe freisetzt, hat der Internist Professor Klaus Parhofer vom Universitätsklinikum München-Großhadern auf einer Pressekonferenz berichtet. Aus Tierversuchen und In-vitro-Untersuchungen wissen wir schon länger, dass vom Fettgewebe freigesetzte Entzündungsmediatoren wie Interleukin-1 oder auch Leptin das Plaquewachstum in den Arterien vorantreiben und somit die Atherosklerose fördern.

Entzündungsmediatoren aus dem Fettgewebe sind nach neueren Befunden auch Mitursache dafür, dass die Sensitivität der Insulinrezeptoren in Muskel- und Leberzellen herabgesetzt und damit eine Wurzel für die Insulinresistenz gelegt wird. Zugleich gibt es Hinweise dafür, dass ein Überangebot von Entzündungsmediatoren im Blut den Untergang Insulin produzierender Betazellen beschleunigt, sagte Parhofer beim Weltkongress über Trauma, Schock, Entzündung und Sepsis in München.

Erste klinische Studie mit Interleukin-1-Antagonist

Dass es sich dabei nicht mehr nur um graue Theorie handelt, zeigen erste klinische Untersuchungen zum Einsatz des ursprünglich für Rheumapatienten entwickelten Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten Anakinra bei Typ-2-Diabetikern, ergänzte Kongresspräsident Professor Eugen Faist vom Klinikum Großhadern.

Eine Arbeitsgruppe um Dr. Claus M. Larsen aus Gentofte in Dänemark hat dabei eine signifikant verbesserte Blutzuckerkontrolle unter Einfluss dieses Entzündungsblockers belegt. Auch die gebremste Entwicklung zum Typ-2-Diabetes unter einer Statintherapie dürfte zumindest zum Teil auf dem entzündungshemmenden Potenzial der Statine beruhen, so Parhofer.



STICHWORT

Anakinra

Einer der Entzündungsmediatoren, die vom Fettgewebe freigesetzt werden, ist Interleukin-1. Dieser Botenstoff hat im Körper eine wichtige Bedeutung bei der Auslösung und Unterhaltung von systemischen Entzündungen. Ein anderer körpereigner Botenstoff ist der Interleukin-1-Rezeptor-Antagonist. Er blockiert die Wirkung von IL-1 auf die Zielzelle. Anakinra ist ein gentechnisch hergestellter IL-1-Rezeptor-Antagonist, der in therapeutischen Dosen überschüssigem IL-1 entgegenwirkt. Dadurch wird die Entzündung vermindert. Dies ist bei der Arthritis schon etabliert. Jetzt wird es auch bei Typ-2 Diabetikern versucht. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

OPTIMA-AF

PCI und Vorhofflimmern: Wie antithrombotisch optimal behandeln?

2. Preis Charity Award 2025

Keine Ahnung von Reanimation? Studierende vermitteln Kompetenz

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Abb. 1: Inzidenz schwerer kardiovaskulärer Ereignisse bei a) ASCVD-Risikogruppen stratifiziert gemäß AHA/ACC-Leitlinie und b) ASCVD-Risikogruppen stratifiziert nach hsTnI-Werten

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [20]

Wissenschaftliche Highlights der 9. Nationalen Hyperlipidemia Academy

Neue Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Amgen GmbH, München
Abb. 1: Ereignisrate gemäß primärem Endpunkt und wichtigstem sekundärem Endpunkt der REDUCE-IT-Studie

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5]

Kardiovaskuläre Hochrisikopatienten

Icosapent-Ethyl als neue Option zur Sekundärprävention

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Amarin Germany GmbH, Frankfurt am Main
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Elektronische Patientenakte

So steht es um die ePA in den Krankenhäusern

Lesetipps
Dreidimensionale Darstellung einer Röntgenaufnahme der Vorderansicht eines Menschen mit Körperkonturen und farblich hervorgehobenen aufsteigenden Dickdarm.

© Matthieu / stock.adobe.com

Fallbericht

Starker Verdacht auf Kolonkrebs – und das steckte dahinter