Versorgungsforschung

Diabetiker-Versorgung in sozial schwachen Regionen schlechter

In sozial schwachen Regionen Deutschlands erhalten junge Typ-1-Diabetiker deutlich seltener Insulin-Analoga, Pumpen und CGM-Systeme, so eine aktuelle Analyse des DZD.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Die Vorsorgungsqualität bei Patienten mit Typ-1-Diabetes hängt offenbar auch davon ab, wo diese wohnen.

Die Vorsorgungsqualität bei Patienten mit Typ-1-Diabetes hängt offenbar auch davon ab, wo diese wohnen.

© robertprzybysz / Getty Images / iStock

NEU-ISENBURG. Trotz erheblicher Fortschritte beim Management von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes gibt es deutliche regionale Unterschiede bei der Behandlung, berichtet ein Team vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) um Marie Auzanneau von der Universität Ulm (Diabetes Care 2018; 41: 2517).

Die Forscher haben Daten der Diabetes-PatientenVerlaufsdokumentation (DPV) von 29.284 Patienten im Alter unter 20 Jahre ausgewertet. An das Register senden 416 Diabeteszentren aus ganz Deutschland Daten zu Behandlung und Therapieergebnissen bei ihren Patienten.

Ob und wie die Art der Versorgung junger Diabetiker mit den sozioökonomischen Bedingungen ihrer Heimatregion zusammenhängt, haben die Forscher anhand des „German Index of Multiple Deprivation 2010“ (GIMD 2010) geprüft. In den Index gehen Daten zu Einkommen, Arbeitsplätzen, Bildung, Sozialkapital, Umwelt und Sicherheit ein. 412 Distrikte in Deutschland werden dabei abhängig von ihren sozioökonomischen Bedingungen je einer von fünf Gruppen (Quintilen) zugewiesen.

Die sozioökonomisch schwächsten Regionen finden sich dabei vor allem in den neuen Bundesländern mit Ausnahme des Großraums Berlin, die stärksten Regionen in Bayern, Baden-Württemberg, dem Rhein-Main-Gebiet sowie den Ballungsräumen Hamburg, Bremen, Köln-Bonn und Düsseldorf.

Ergebnisse: „Regionale Unterschiede in Therapie und Therapieergebnissen existieren sogar auf Kreisebene. Diese Unterschiede sind zum Teil durch einen Mangel an materiellen und sozialen Ressourcen erklärbar“, wird die Studienautorin Auzanneau in einer Mitteilung des DZD zitiert.

Ein Manko: Weniger lang wirksame Insulinanaloga

Nach den Daten erhalten Patienten in den sozioökonomisch schwächsten im Vergleich zu den stärksten Regionen weniger oft lang wirksame Insulinanaloga (64,3 vs. 80,8 Prozent) und weniger oft Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) (3,4 vs. 6,3 Prozent). Auch werden dort seltener Insulinpumpen (CSII) verwendet im Vergleich zu allen anderen Gruppen (41,4 vs. 42,4-48,0 Prozent). Das schlägt sich offenbar in den Ergebnissen nieder.

Der mittlere HbA1c-Wert liegt in den schwächsten Regionen höher als in den stärksten (8,07 vs. 7,84 Prozent) und dort haben mehr Patienten Übergewicht (15,5 vs. 11,8 Prozent). Die Rate schwerer Hypoglykämien ist in den schwächsten Regionen im Vergleich allerdings deutlich niedriger (6,9 vs. 12,1 Ereignisse pro 100 Patientenjahre).

Die Forscher sehen Unsicherheiten sozial schwacher Familien bei der Beantragung von CSII oder CGM als eine mögliche Ursache für die regionalen Unterschiede. In benachteiligten Regionen ließen sich damit die Therapieergebnisse wahrscheinlich oft verbessern.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Perioperative Komplikationen

Allgemeinchirurgie: HbA1c präoperativ bestimmen!

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung