In Bayern

Erster Coronavirus-Fall in Deutschland

Das neuartige Coronavirus 2019-nCoV hat nun Deutschland erreicht. Ein Mann im Landkreis Starnberg ist infiziert, berichtet das bayerische Gesundheitsministerium.

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Ein Mann aus dem Landkreis Starnberg hat sich mit dem neuen Coronavirus angesteckt, berichtet das bayerische Gesundheitsministerium.

Ein Mann aus dem Landkreis Starnberg hat sich mit dem neuen Coronavirus angesteckt, berichtet das bayerische Gesundheitsministerium.

© Peter Kneffel/dpa

München. Erstmals ist in Deutschland eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus (2019-nCoV9) bestätigt worden.

Ein Mann aus dem Landkreis Starnberg ist nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums mit dem Erreger infiziert.

Der Mann hat sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma Webasto angesteckt. Die Frau aus China sei zu einer Fortbildung bei einer Firma im Landkreis Starnberg gewesen, hieß es.

Besonders an dem Fall ist, dass damit wohl erstmals weltweit eine Ansteckung zwischen nicht eng verwandten Menschen in einem Land außerhalb Chinas nachgewiesen wurde.

Bisher handelte es sich bei fast allen der rund 50 erfassten Infektionen in Frankreich, den USA, Thailand und anderen asiatischen Ländern um importierte Fälle. Die Betroffenen hatten sich bei einer Reise nach China infiziert.

Lediglich ganz vereinzelte Fälle von Ansteckungen zwischen Familienangehörigen wurden bekannt, aber keine Übertragungen etwa auf Klinikpersonal, Arbeitskollegen oder Zufallskontakte.

Webasto-Mitarbeiter bekommen Homeoffice

Weitere Verdachtsfälle waren den Behörden am Dienstag zunächst nicht bekannt, aber 40 Menschen, die mit der chinesischen und dem deutschen Webasto-Mitarbeiter Kontakt hatten, stehen nach LGL-Angaben unter Beobachtung und sind aufgerufen, ihr Zuhause nicht zu verlassen.

Der 33-jährige Patient ist Familienvater, sein Kind geht nach Angaben des Gesundheitsministeriums in eine Krippe im Landkreis Landsberg am Lech. Auch diese stehe nun unter Beobachtung, sagte LGL-Präsident Zapf.

Die Behörden wollen nun nach und nach weitere Maßnahmen in Bayern einleiten. Eine offizielle Hotline der bayerischen Behörden sollte geschaltet werden, einige Krankenkassen haben das schon getan.

Am Münchner Flughafen werden die Passagiere nach Angaben des Landesamtes mit Plakaten in drei Sprachen aufgefordert, bei Verdacht einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus einen Arzt aufzusuchen. Weitere Eskalationsstufen des Alarmplans sind möglich: Derzeit werde gemeinsam mit dem Bund beraten, „ob es sinnvoll sein kann, an Flughäfen Fieber zu messen“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU).

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte in einem Tweet, dass der Fall zeige, „dass wir gut vorbereitet sind“.

Die Gefahr für die Gesundheit der Menschen in Deutschland bleibe auch nach Einschätzung des RKI weiterhin gering, twitterte Spahn.

EU-Kommission für koordinierte Einreise-Überwachung

In Europa waren zuvor drei Infektionen mit dem neuartigen Virus nachgewiesen worden. Alle drei betrafen Menschen in Frankreich, die zuvor in China gewesen waren.

Im Kampf gegen die Ausbreitung des neuen Coronavirus will die EU-Kommission nun ein koordiniertes Vorgehen aller EU-Länder bei der Überwachung von Einreisen. Man habe deshalb um kontinuierliche und detaillierte Informationen gebeten, hieß es am Dienstag nach einer Sitzung des Ausschusses für Gesundheitssicherheit in Brüssel.

Denkbar sei auch gegenseitige Hilfe über den europäischen Katastrophenschutz-Mechanismus, zum Beispiel für die Rückholung von EU-Bürgern aus China. Die EU übernähme dabei einen Teil der Kosten, wie ein Kommissionssprecher sagte. Noch gebe es aber kein Hilfsersuchen eines Mitgliedsstaats. Das Kollegium der Kommissare will sich am Mittwoch mit dem Corona-Ausbruch befassen.

Reisewarnung in die Provinz Hubei

Gleichzeitig warnt die Bundesregierung seit Dienstag vor Reisen in die zentralchinesische Provinz Hubei, von der aus sich das neuartige Coronavirus ausbreitet. Bisher hatte das Auswärtige Amt nur von Reisen in die Region um die Millionenstadt Wuhan abgeraten. Jetzt heißt es auf der Internetseite des Ministeriums: „Vor Reisen in die Provinz Hubei wird gewarnt.“ An anderer Stelle heißt es aber trotzdem weiterhin: „Das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan wird als moderat eingeschätzt.“

Nach Angaben des Auswärtigen Amts befinden sich in der Region 90 Deutsche und Angehörige. Derzeit wird eine Evakuierungsaktion für sie geprüft.

Reisewarnungen sind als dringender Appell des Auswärtigen Amts zu verstehen, Reisen in ein Land oder in eine Region eines Landes zu unterlassen. Sie werden nur bei einer akuten Gefahr für Leib und Leben ausgesprochen und sind daher selten.

Die meisten Reisewarnungen betreffen Bürgerkriegsgebiete wie Syrien, Afghanistan oder Mali. Derzeit gelten für 26 Länder Reisewarnungen oder Teilreisewarnungen für bestimmte Regionen. (dpa/ths)

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