Metaanalyse

Etwas besser als Placebo: Antidepressiva bei Kindern

Im Vergleich mit Placebo wirken Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen nur etwas besser. Zudem schwankt der Unterschied je nach Art der psychischen Störung, wie eine Metaanalyse ergeben hat.

Veröffentlicht:

BASEL. Die klinische Wirksamkeit von Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen ist nachgewiesen, wird aber auch häufig von Nebenwirkungen begleitet. Außerdem ist der Einfluss des Placeboeffekts auf die Wirkung von Antidepressiva unklar, erinnert die Universität Basel in einer Mitteilung.

Eine Metaanalyse von Daten aus 36 Medikamentenstudien mit insgesamt 6778 Kindern und Jugendlichen im Alter von bis zu 18 Jahren hat nun ergeben, dass Antidepressiva im Vergleich mit Placebo zwar besser wirken, der Unterschied allerdings klein ist und je nach Art der psychischen Störung schwankt (JAMA Psych 2017; online 30. August). So haben Antidepressiva den Studienergebnissen zufolge bei Patienten mit Angststörungen eine größere spezifische Wirkung als bei Patienten, die an depressiven Störungen leiden. Hingegen wirken Placebos bei depressiven Patienten stärker als bei solchen mit einer Angststörung.

Die Forscher um Dr. Cosima Locher von der Universität Basel stellten zudem fest, dass der Placeboeffekt bei der Wirkung von Antidepressiva eine wesentliche Rolle spielt. Sie sehen daher Potenzial für neue Behandlungskonzepte, die die Wirkung der Faktoren, die zum Placeboeffekt beitragen, bei Depressionen gezielt nutzen, heißt es in der Mitteilung weiter.

Insgesamt gaben die Studienteilnehmer, die mit Antidepressiva behandelt wurden, mehr Nebenwirkungen an, als solche, die ein Placebo erhielten, berichten die Wissenschaftler. Die Nebenwirkungen reichten dabei von leichten Symptomen wie Kopfschmerzen bis hin zu suizidalen Handlungen.

Die Psychologen der Universität Basel, der Harvard Medical School und des amerikanischen National Institute of Mental Health schreiben, ihre Metaanalyse zeige insgesamt aber, dass Antidepressiva in der Behandlung von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter eine wichtige Rolle einnehmen. "Dabei ist es wichtig, das Verhältnis zwischen klinischem Nutzen und möglichen Nebenwirkungen im Gespräch mit dem behandelnden Arzt individuell abzuklären", wird Locher in der Mitteilung zitiert.

Zu den häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen gehören bekanntermaßen Angststörungen, depressive Störungen, Zwangsstörung und posttraumatische Belastungsstörung. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Lesetipps
Frühgeborenes Baby schlafend im Inkubator auf der Intensivstation mit angeschlossenen Überwachungskabeln.

© Toshi Photography / stock.adobe.com

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus