Feinstaub belastet Kinder vor allem in Großstädten

BERLIN (mut). Je höher die Feinstaub-Belastung in einer Stadt ist, umso geringer ist die Lungenfunktion bei Kindern. Dabei macht es nur wenig Unterschied, ob die Kinder an einer dicht befahrenen Straße wohnen oder nicht.

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In anderen Worten: Wie gut die Lungenfunktion eines Kindes ist, hängt vor allem davon ab, ob das Kind in einer Großstadt aufwächst oder eher in einer ländlichen Kleinstadt. Das hat eine Studie mit über 2500 sechsjährigen Kindern ergeben, die jetzt in Berlin vorgestellt worden ist.

In der Studie wurde zwischen 1991 und 2000 die totale Lungenkapazität bei neu eingeschulten Kindern untersucht, und zwar in den ländlichen Kleinstädten Salzwedel, Osterburg und Borken sowie in Magdeburg, Leipzig, Halle/Saale, Duisburg und Essen. Zugleich wurden Daten zur Luftverschmutzung in den Meßregionen ausgewertet.

    Ostdeutsche Kinder profitierten besonders von der Luftverbesserung.
   

Dabei zeigte sich: In den Regionen mit hoher Feinstaub-Belastung war die totale Lungenkapazität im Schnitt um 230 ml kleiner als in Regionen mit niedriger Belastung. Da Luftschadstoffe meist nicht direkt an dicht befahrenen Straßen gemessen werden, wollten die Forscher der Uni Düsseldorf auch schauen, ob die Nähe zu einer dicht befahrenen Straße einen zusätzlichen Einfluß hatte.

Dies war zwar der Fall, doch der Einfluß war nicht sehr groß. In ländlichen Regionen war die Lungenkapazität von Kindern an dicht befahrenen Straßen um etwa 50 ml reduziert. Bei Kindern in Großstadtzentren war es praktisch egal, wo sie wohnten, die Lungenkapazität war überall ähnlich niedrig.

Allerdings profitierten Kinder in Straßennähe weniger von der Luftverbesserung in den vergangenen Jahren: Sank die Feinstaub-Belastung in einer Region um 40 µg/m3, etwa durch Staubfilter in Industrieanlagen, so stieg die Lungenkapazität um 75 ml bei Kindern in Straßennähe, 120 ml waren es jedoch bei Kindern, die weiter von Straßen entfernt wohnten.

Wie sehr die Lungenkapazität von der Feinstaub-Belastung abhängt, wurde auch durch die Veränderungen in Ostdeutschland nach 1990 deutlich. Durch den Zusammenbruch der Schwerindustrie und die Umstellung von Kohle- auf Öl- und Gasheizung verbesserte sich die Luftqualität deutlich.

Die Feinstaub-Belastung ging um ein Drittel zurück, die Belastung mit Schwefeldioxyd sogar um 80 Prozent. Gleichzeitig stieg die totale Lungenkapazität bei den neu eingeschulten Kindern im Schnitt von 2050 auf 2150 ml.

Sowohl die Feinstaub-Belastung als auch die Lungenkapazität der Kinder paßten sich so innerhalb der Meßdekade auf Westniveau an.



STICHWORT

Feinstaub

Als Feinstaub werden fein verteilte feste Partikel in der Luft bezeichnet. Einzelne Fraktionen nennt man je nach Partikel-Durchmesser grober Feinstaub (› 10 µm), inhalierbarer Feinstaub (‹ 10 µm), lungengängiger Feinstaub (‹ 2,5µm) oder ultrafeiner Staub (‹ 0,1 µm). Feinstaub-Meßwerte beziehen sich meist auf die Konzentration von inhalierbarem Feinstaub (PM10-Wert). Industrie und Heizungen verursachen etwa die Hälfte der Feinstaubbelastung, die andere Hälfte der Straßenverkehr. Davon entstehen etwa 50 Prozent durch Abgase, der Rest durch Abrieb von Reifen und Bremsen sowie durch Staubaufwirbelungen von der Straße.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kein Grund zum Aufatmen

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