Migräne mit Aura

Frauen sollten bei Migräne ihre vaskulären Risiken klären!

Zwei große Studien bestätigen bisherige Hinweise: Migräne geht mit einem erhöhten Risiko für Gefäßkomplikationen einher.

Marco MrusekVon Marco Mrusek Veröffentlicht:
Migräne-Anfall: Ein erheblicher Teil der Migränepatienten in Deutschland wird nicht oder nicht ausreichend behandelt.

Migräne-Anfall: Ein erheblicher Teil der Migränepatienten in Deutschland wird nicht oder nicht ausreichend behandelt.

© Siphotography / Getty Images

MÜNCHEN. Besonders Frauen mit häufiger Migräne mit Aura sollten auf Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht und aktiv behandelt werden, rät Professor Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in einer Mitteilung der Gesellschaft. Hintergrund sind zwei große, aktuelle Studien aus den USA und Dänemark, die belegen, dass Migränepatienten häufiger Herzinfarkte, Schlaganfälle und venöse Thrombosen erleiden.

Etwa ein Fünftel aller Frauen und acht Prozent der Männer seien von Migräne betroffen und ein erheblicher Anteil der Migränepatienten werde nicht oder nicht ausreichend behandelt, erinnert die DGN. Die klinische Wissenschaft stelle sich in jüngerer Zeit die Frage, ob Menschen mit Migräne häufiger von zerebro- und kardiovaskulären Ereignissen betroffen seien als andere.

Hinweise darauf hätten in den vergangenen Jahren mehrere Untersuchungen an ausgewählten Bevölkerungsgruppen ergeben, die nun gleich durch zwei große Studien bestätigt werden.

Daten von 400.000 Patienten

Die US-amerikanische Studie, der DGN zufolge die größte bisher publizierte Metaanalyse zum Zusammenhang zwischen zerebro- und kardiovaskulären Erkrankungen mit Migräne, stützt sich auf die Daten von 16 Studien (BMJ Open 2018;8: e020498).

Teilgenommen haben annähernd 400.000 Migränepatienten und circa 750.000 nicht Betroffene als Kontrolle. Nimmt man alle vaskulären Ereignisse zusammen, so war das Risiko der Migränepatienten um 42 Prozent erhöht, für den Schlaganfall um 41 Prozent und für Herzinfarkte um 23 Prozent.

Dabei war das Risiko unter den verschiedenen Formen der Migräne ungleich verteilt: Jenes Drittel der Patienten, die bei ihren Anfällen eine Aura erleben, hatte ein um 56 Prozent höheres Risiko für Schlaganfälle. Und während die Sterblichkeit an Krankheiten aller Art in der gesamten Gruppe nicht höher war als bei den Kontrollen, galt dies nicht für die Migräne mit Aura. Die Gesamtsterblichkeit dieser Patienten war um 20 Prozent erhöht.

Geringe Zahl an Ereignissen

Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie aus Dänemark, wo die Daten aller mehr als 50.000 Patienten im Land über einen Zeitraum von bis zu 19 Jahren mit denen von 500.000 Kontrollen verglichen wurden (BMJ 2018;360:k96)

"Von dem erhöhten Risiko sollten Patienten sich nicht verängstigen lassen, denn die absolute Zahl der Ereignisse ist relativ gering", schränkt Diener in der Mitteilung der DGN ein. Diener hat zusammen mit Privatdozent Dr. Charly Gaul, Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und dessen Kollegen Peter Kropp auch die aktuelle Migräne-Leitlinie koordiniert.

Eine Gruppe von Patienten erfordere jedoch besondere Aufmerksamkeit, wie sich aus den Studiendaten ergebe: "Frauen mit häufigen Migräneattacken mit Aura sollten nach ihren vaskulären Risikofaktoren befragt und diese dann konsequent behandelt werden.

Von besonderer Bedeutung sind hier das Rauchen und die orale hormonelle Kontrazeption." Die Frage, ob durch eine wirksame Behandlung der Migräne auch das Risiko für vaskuläre Ereignisse gesenkt werden könne, sei noch nicht beantwortet.

"Um dies nachzuweisen, müssten Studien mit einer Beobachtungszeit von mehr als zehn Jahren durchgeführt werden", erläutert Gaul in der Mitteilung der Gesellschaft.

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