Schwedische Analyse

Große Frauen erkranken häufiger an Vorhofflimmern

Große Frauen erkranken fast dreifach häufiger als kleine an Vorhofflimmern – zumindest wenn man die Größe auf die Körperoberfläche bezieht.

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Das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken, ist für größere Frauen höher als für kleinere.

Das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken, ist für größere Frauen höher als für kleinere.

© adimas / Fotolia

MALAGA Offenbar erkranken nicht nur dicke, sondern auch große Frauen gehäuft an Vorhofflimmern (VHF). Darauf deutet eine schwedische Registeranalyse, die auf der Tagung der "European Association of Preventive Cardiology (EAPC)" in Malaga vorgestellt worden ist.

Für die Analyse hat ein Team um Professor Annika Rosengren von der Universität Göteborg Angaben zu 1,5 Millionen älteren Frauen analysiert, die als Mütter in einem schwedischen Geburtsregister erfasst worden waren. Die Frauen waren zu diesem Zeitpunkt im Schnitt 28 Jahre alt.

Bei der Aufnahme in das Register wurden auch standardmäßig Gewicht und Körpergröße notiert. Daraus berechnete das Team um Rosengren die Körperoberfläche und teilte die Frauen gemäß ihrer Werte in vier ähnlich große Gruppen ein. Die Körperoberfläche variierte insgesamt zwischen rund 1 und 3 m2. Im Quartil mit der größten Körperoberfläche waren die Frauen im Schnitt 9 cm größer (171 versus 160 cm), 28 kg schwerer (82 versus 54 kg) und hatten einen deutlich höheren BMI als im Quartil mit der geringsten Körperoberfläche (28 versus 21).

Im Laufe von bis zu 34 Jahren mussten 7000 Frauen wegen eines VHF in einer Klinik behandelt werden. Die Frauen im Quartil mit der größten Körperoberfläche waren 2,6-fach häufiger betroffen als die im Quartil mit der niedrigsten. In den anderen beiden Quartilen lagen die Unterschiede entsprechend der Körperoberfläche beim 1,6- und 1,2-Fachen. Berücksichtigt wurden bei der Berechnung auch das Alter bei der ersten Geburt sowie bekannte VHF-Risikofaktoren (Diabetes, Hypertonie, Rauchen). Damit ergibt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Körperoberfläche und der Rate an Behandlungen aufgrund eines VHF.

Großes Atrium bei großen Menschen

Nach Ansicht von Rosengren lässt sich das gesteigerte VHF-Risiko bei Frauen mit großer Körperoberfläche nicht nur auf die erhöhte Adipositasprävalenz zurückführen. "Es gibt noch eine weitere Ursache: Große Menschen haben auch ein großes Atrium, und Menschen mit großen Atrium haben ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern", wird die Internistin in einem Kongressbericht des "European Heart Journal" zitiert.

Letztlich müssten sich aber auch große Frauen wenig Sorgen machen – die VHF-Inzidenz war mit weniger als 0,5% in der Studie überaus niedrig. Frauen mit überdurchschnittlicher Körpergröße sollten jedoch andere Risikofaktoren wie Übergewicht meiden.

Insgesamt sei Größe für Frauen aus kardiovaskulärer Sicht eher ein Vorteil: "Das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt ist geringer." Auch haben größere Menschen oft eine bessere Bildung, einen höheren sozioökonomischen Status und leben länger, sagte Rosengren.

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Kommentare
Thomas Georg Schätzler 12.06.201710:25 Uhr

Eigentlich ein alter Hut?

"Herzrhythmusstörungen - Großgewachsene Vielesser gefährdet" titelte FOCUS bereits am 3.4 2009
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/herz/herzrhythmusstoerungen-grossgewachsene-vielesser-gefaehrdet_aid_386891.html

"Herzrhythmusstörungen treffen gehäuft über 60-Jährige. Typische Begleiterscheinungen sind Atemnot und Schwindel. Für das sogenannte Vorhofflimmern, die häufigste behandlungspflichtige Art der Herzrhythmusstörung in Deutschland, spielt neben der Körpergröße auch der Lebensstil von Patienten eine Rolle, wie schwedische Forscher betonen.

Ihre Langzeitstudie unter Männern brachte ein klares Ergebnis: Probanden, die mit 20 überdurchschnittlich groß waren, zeigten sich im Alter besonders anfällig für Herzflimmern. Das Gleiche galt für Studienteilnehmer mit regem Appetit, der ihnen in ihrem Leben eine schleichende Gewichtszunahme bescherte. Die Ergebnisse erscheinen im „European Heart Journal“...

"An der Studie nahmen 7000 Männer aus Göteborg teil. Zu Studienbeginn im Jahr 1970 waren die Teilnehmer zwischen 45 und 55 Jahre alt. Die Probanden gaben damals Auskunft über ihre Essgewohnheiten und darüber, wie viel sie als 20-Jährige gewogen hatten. Zusammen mit ihren Körpermaßen flossen sämtliche Angaben in wissenschaftliche Protokolle. Annika Rosengren und ihre Kollegen von der Sahlgrenska Academy an der Universität von Göteborg glichen die historischen Daten mit aktuellen Daten aus dem nationalen Patientenregister von Schweden ab. So kamen sie den statistischen Zusammenhängen auf die Spur. Erklärungen für die beobachteten Phänomene lieferten die Forscher allerdings keine."

Die Konsequenzen der aktuellen Publikation von Rosengren et al. bleiben aber auch diesmal ebenso schlicht gestrickt wie unübersichtlich: Das gesteigerte VHF-Risiko bei Frauen mit großer Körperoberfläche lasse sich nicht nur auf die erhöhte Adipositas-Prävalenz zurückführen, bleibt ohne strukturelle Untersuchungen der Morphologie des Herzorgans erkenntnislos. "Es gibt noch eine weitere Ursache: Große Menschen haben auch ein großes Atrium, und Menschen mit großen Atrium haben ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern", wird die Internistin in einem Kongressbericht des "European Heart Journal" zitiert.

Zugleich sollten sich große Frauen weniger Sorgen machen?
Denn die VHF-Inzidenz war mit weniger als 0,5% in der Studie überaus niedrig. Und die Größe sei für Frauen aus kardiovaskulärer Sicht angeblich eher ein Vorteil: "Das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt ist geringer." Auch haben größere Menschen oft eine bessere Bildung, einen höheren sozioökonomischen Status und leben länger, sagte Rosengren.

Ja was denn nun?

"Viele übergewichtige Patienten mit Vorhofflimmern können offenbar durch Abspecken ihre Herzrhythmus-Störungen beseitigen. Doch sie müssen langfristig einen bestimmten Prozentsatz an Gewicht verlieren, zeigt eine neue Studie", berichtete Dirk Einecke am 23.3.2017 in der ÄZ
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/herzrhythmusstoerungen/article/881972/vorhofflimmern-abnehmen-heilt-jeden-zweiten-patienten.html

Die LEGACY-Studie: "Long-Term Effect of Goal-Directed Weight Management in an Atrial Fibrillation Cohort - A Long-Term Follow-Up Study (LEGACY)" von Rajeev K. Pathak et al. belegt das ausführlich.
http://www.onlinejacc.org/content/65/20/2159

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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