Unerkannte Ursache von Krankheiten?
Hunderte neuer Viren in Insekten entdeckt
Proben von 1243 Insektenarten haben Forscher auf Nachweise neuer Viren untersucht – auf der Suche nach noch unerkannten Ursachen von Erkrankungen beim Menschen.
Veröffentlicht:Braunschweig / Berlin. Spuren von mehr als 200 bisher unbekannten Viren aus über 20 Gattungen haben Forscher in Insekten entdeckt (Plos Pathogens 2019; DOI: 10.1371/journal.ppat.1008224).
Sie nahmen dafür Proben von 1243 Insektenarten aus einer großen internationalen Transkriptom-Datenbank, also einer Art Verzeichnis der Genaktivität, unter die Lupe.
Im Blick hatten Erstautor Simon Käfer und seine Kollegen Viren mit negativer einzelsträngiger Ribonukleinsäure (RNA). Diese Gruppe von RNA-Viren umfasst potenziell tödliche Krankheitserreger wie das Ebola- und das Masernvirus.
Die Forscher von der Charité Berlin und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) entdeckten 234 virale Sequenzen, die unter anderem Ähnlichkeit mit den Virustypen Bunyavirales, Articulavirales und Haploviricotina hatten.
Ungewöhnlichen Erkrankungen unter der Lupe
„Jedes neue Virus, das wir finden, könnte eine bisher unerkannte Ursache von Erkrankungen sein, sowohl beim Menschen als auch bei Nutztieren“, wird Mitautor Professor Christian Drosten in einer Mitteilung der DZIF zitiert.
Je mehr Viren bekannt und in der Datenbank gespeichert seien, umso leichter könne die Ursache von neu auftretenden ungewöhnlichen Erkrankungen erkannt und Epidemien verhindert werden.
„Die Arbeitsgruppe hat die neuen Insektenviren bereits in ihre Suchdatenbanken eingespeist. Mit ihrer Hilfe werden Fälle seltener und ungewöhnlicher Erkrankungen beim Menschen untersucht“, berichtet Drosten.
Fahndung nach allen Viren
Dazu gehörten Patienten, bei denen alle Symptome auf eine Virusinfektion hinweisen, ein Virus jedoch nicht nachgewiesen werden kann. „Wir benutzen dann Hochdurchsatz-Sequenziermethoden, um nach allen Viren zu fahnden, die in den Patientenproben vorkommen“, so der Virologe.
„Wenn der Patient ein Virus hat, finden wir es – vorausgesetzt, es ist in unserer Datenbank hinterlegt oder es hat Ähnlichkeit mit einem dort verzeichneten Virus.“ (eb/bae)