Mehr Entwöhnungsprogramme gefordert

Pneumologen warnen: Rauchen erhöht Risiko für schwere COVID-19

Zum Welt-Nichtraucher-Tag am 31. Mai betont die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie, wie wichtig eine Entwöhnung für Raucher ist. Denn diese sind besonders von schweren Verläufen von COVID-19 bedroht.

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Schwere Atemwegserkrankungen sind vor allem unter Rauchern häufig.

Schwere Atemwegserkrankungen sind vor allem unter Rauchern häufig.

© Serhii / stock.adobe.com

Berlin. Das Risiko, nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 einen schweren oder tödlichen Verlauf von COVID-19 zu entwickeln, ist für Raucher besonders hoch. Daran erinnert die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) aus Anlass des Welt-Nichtraucher-Tags am 31. Mai.

Über dieses höhere Risiko sollten Raucher und auch Dampfer stärker aufgeklärt werden, außerdem sollten abhängigen Rauchern mehr Angebote für Entwöhnungsprogramme mit wissenschaftlicher Evidenz gemacht werden. Dafür macht sich die Gesellschaft in einem Positionspapier stark.

Bisher übernehmen Krankenkassen die Kosten für Rauchentwöhnungen oft nur zum Teil. Aber: „Eine Tabakabhängigkeit kann heute sehr erfolgreich behandelt werden“, wird Professor Michael Pfeifer, Präsident der DGP, in der Mitteilung der Gesellschaft zitiert. Mit dem Positionspapier appellieren die Pneumologen an die Politik, diese medikamentös begleiteten Entwöhnungsprogramme stärker zu fördern und zu unterstützen.

Acht Millionen Todesfälle pro Jahr

Viele Raucher, die aufhörwillig sind und einen Entwöhnungsversuch unternehmen, halten den Entzug aus eigener Kraft nicht durch – obwohl sie wissen, wie schädlich der Konsum ist. Bei diesem Thema sprechen auch die Zahlen eine deutliche Sprache: Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge führt Tabakkonsum weltweit pro Jahr zu mehr als acht Millionen Todesfällen. Allein 1,2 Millionen dieser Todesfälle sind das Resultat von Passivrauchen.

Der Tabakkonsum erhöht bekanntermaßen das Risiko für COPD, Bronchialkarzinome oder kardiovaskuläre Erkrankungen. Auch für Atemwegserkrankungen sind Raucher anfälliger, darunter Influenza, MERS und Tuberkulose, erinnert die DGP. Aktuell von größter Bedeutung: „Mittlerweile wissen wir, dass auch SARS-CoV-2-Viren bei Rauchern schwerere Krankheitsverläufe verursachen als bei Nichtrauchern“, wird Dr. Matthias Raspe von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité Berlin in der Mitteilung zitiert.

Hier seien die Studienergebnisse recht eindeutig: Die sieben aktuellsten im Jahr 2021 publizierten Metaanalysen kamen zu dem Ergebnis, dass aktives Tabakrauchen das Risiko für schwere Krankheitsverläufe auf das 1,55- bis 2,19-fache erhöht. Auch das Risiko, an einer SARS-CoV-2-Infektion zu sterben, war bei Rauchern um ein Drittel bis die Hälfte höher (Odds Ratio 1,35 bis 1,51).

Noch nicht abschließend geklärt sei die Frage, ob Tabakkonsum auch das Risiko erhöht, sich überhaupt mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Hierzu gebe es bislang widersprüchliche Studienergebnisse.

Risiko auch für Dampfer erhöht

Für beide Risiken, Infektion und schweren Krankheitsverlauf, gebe es jedoch erste Hinweise, dass diese bei Dampfern erhöht seien: „Auch wenn die Zusammenhänge zwischen COVID-19-Erkrankungen und E-Zigarettenkonsum noch nicht gut untersucht sind, deuten erste Studien auf ein erhöhtes Infektions- und Morbiditätsrisiko durch E-Zigaretten hin“, fügt Professor Stefan Andreas, Ärztlicher Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen, hinzu.

Um die Bevölkerung besser vor den Gefahren von inhalativen Nikotinprodukten zu schützen, appelliert die Gesellschaft, neben den bereits erwähnten Informationskampagnen und Kostenübernahmen für Rauchentwöhnungen auch den Nichtraucherschutz konsequent an die Vorgaben der WHO anzupassen.

Diese sehen nicht nur ein vollständiges Werbeverbot für tabakhaltige Produkte vor, sondern auch ein einheitliches Rauchverbot in Gaststätten und im öffentlichen Raum. (mmr)

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