Pandemiefolgen

Saarland: Corona erschwert Suche nach Stammzellen-Spendern

Die Pandemie beeinträchtigt auch den Kampf gegen die Leukämie. Da viele Werbeaktionen nicht stattfinden konnten, ist die Registrierung potenzieller Stammzellen-Spender eingebrochen – doch es gibt kreative Ideen.

Dr. Michael KudernaVon Dr. Michael Kuderna Veröffentlicht:
Bei einem bärtigen Herrn wird ein Abstrich genommen.

Nach dem Impfen oder Testen am besten gleich einen Abstrich nehmen lassen, um sich als potentiellen Stammzellspender zu registrieren. Auf diesem Weg versucht manche Stiftung den Einbruch bei der Suche nach geeigneten Spendern wieder etwas aufzuholen.

© Franziska Gabbert / dpa-tmn / picture alliance

Saarbrücken. Schon der erste Versuch der Stefan-Morsch-Stiftung, in einem Impfzentrum Typisierungen anzubieten und damit Stammzellen-Spender zu gewinnen, wurde ein voller Erfolg. 60 Menschen machten bei der Entnahme von Abstrichen mit. „Es wurde super angenommen“, freut sich die Vorstandsvorsitzende Susanne Morsch über die Aktion der im rheinland-pfälzischen Birkenfeld beheimateten Stiftung kürzlich in Saarbrücken.

Die Abläufe im Impfzentrum erwiesen sich als ideal: Nachdem die Menschen nach der Impfung den Kopf wieder etwas frei hatten, konnten sie sich in der Wartezeit über Leukämie und Knochenmarkspenden informieren. Beim Rausgehen wurden sie dann angesprochen. Wer sich zu einer Typisierung bereit erklärte und die Voraussetzungen erfüllte, konnte in einem kleinen Bus gleich seine Speichelprobe abgeben.

Hygienische Voraussetzungen sind optimal

Morsch lobt im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ vor allem die günstigen hygienischen Voraussetzungen in den Zentren und die gute Zusammenarbeit mit dem saarländischen Gesundheitsministerium. Ministerin Monika Bachmann (CDU) war bei der Premiere ebenfalls anwesend und bezeichnete die Unterstützung als „Herzensangelegenheit“. Nun soll die Aktion regelmäßig stattfinden und auch auf andere Städte auch in Rheinland-Pfalz ausgeweitet werden. Dort macht das Impfzentrum Landau/Südliche Weinstraße den Auftakt.

Die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) geht einen anderen Weg und setzt schon seit zwei Monaten auf Testzentren. Mit starker medialer Unterstützung wurde hier das Engagement des Nürnberger Arztes Falk Stirkat zum Vorbild, der in einem Ärztezentrum bei seinen Patienten, über Video-Blog und andere Kanäle dafür wirbt, Corona- und Stammzellenabstriche zu verbinden.

Einbruch von 37 Prozent

Die beiden Stiftungen sind auch nach dem Eindruck des zentralen Knochenmarkspender-Registers in Ulm (ZKRD) in der Verbindung von Spendersuche mit der Epidemiebekämpfung besonders aktiv. Im Prinzip teilen alle 26 deutschen Spenderdateien die Sorge über den Einbruch bei den Registrierungen. Laut ZKRD sind diese im vergangenen Jahr um rund 37 Prozent von über 800 .000 auf gut 500 .000 zurückgegangen.

Zu den Corona-bedingten Problemen komme tendenziell auch der ungünstige demografische Trend, erklärt Pressesprecherin Sonja Schlegel. Gespendet werden darf nur bis zum sechzigsten Lebensjahr. Deshalb liegt die Altersgrenze für die Registrierung je nach Datei bei 40 bis 55 Jahren.

Jetzt kommen die Jungen, die dringend gebraucht werden

Insoweit könnte der Schlussspurt bei der COVID-Impfkampagne durchaus nochmal einen Schub für die Suche nach Stammzellen-Spendern bringen, da nun gerade die Jüngeren und damit die ideale Ziel-Altersgruppe in Zentren und Praxen kommen. Direkte Aktionen bei den Niedergelassenen will Morsch mit Blick auf die dort engeren Platzverhältnisse aber lieber vermeiden, denn das Impfgeschehen solle nicht gestört werden. Für das Auslegen von Infomaterial oder gar eine Ansprache der Patienten wäre sie aber dankbar.

Auch in den Impfzentren soll in den Zeiten, in denen der Abstrich-Bus nicht vor Ort ist, vermehrt auf die Möglichkeit einer Online-Registrierung hingewiesen werden. Nach Beantwortung einiger Fragen bekommt man ein Set mit der Anleitung zur Speichelprobe per Post zugeschickt und kann sich so dank der Vernetzung der großen Register weltweit als potenzieller Lebensretter zur Verfügung stellen.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Überlebenschance nach Blutkrebs

Stammzellen-Spenden in Deutschland auf Rekordhoch

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: LUMINANCE-Studie: Gesamtüberleben (OS) unter Behandlung mit EP (Etoposid + Platin) plus Durvalumab

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Kleinzelliges Lungenkarzinom

ED-SCLC: Real-World ähnliche Studie unterstreicht Effektivität von Durvalumab

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Aktualisierte Ergebnisse der Phase-III-Studie AEGEAN

© Budi / stock.adobe.com (generiert mit KI)

Perioperatives Durvalumab beim resezierbaren NSCLC im Stadium IIA–IIIB [N2]

Aktualisierte Ergebnisse der Phase-III-Studie AEGEAN

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt