Staphylococcus setzt Haut bei Neurodermitis zu

ZOLLIKERBERG (hsr). Die trockene, rissige Haut von Neurodermitikern ist für Infektionen durch Staphylococcus aureus besonders anfällig. Der Keim verursacht eitrige Blasen und Pusteln. Und er produziert auch bakterielle Superantigene, die die Neurodermitis aufrechterhalten und verschlimmern. Antiinfektiva bessern den Hautzustand.

Veröffentlicht:

Bei Patienten mit atopischem Ekzem sollte jede Honigkruste klinisch als signifikante Impetigo, also als bakterielle Superinfektion, gewertet werden, sagt Professor Brunello Wüthrich vom Spital Zollikerberg in der Schweiz. Eine antiinfektiöse Therapie sei dann dringend erforderlich.

Wie Kollegen um den ehemaligen langjährigen Leiter der Allergiestation am Universitäts-Spital Zürich berichten, besiedelt S. aureus bekanntlich vorzugsweise aufgekratzte Haut mit Läsionen (hautnah dermatologie 5, 2005, 243).

Bei über 90 Prozent aller Patienten mit Neurodermitis lasse sich das Bakterium in sehr hoher Dichte in der ekzematösen Dermis nachweisen, so die Dermatologen. Die Krankheitsaktivität korreliere dabei offenbar deutlich mit dem Ausmaß der Besiedlung.

Immunmodulierende Toxine von Staphylococcus aureus

Als Gründe für das günstige Wachstumsmilieu für die Keime nennt Wüthrich außer der verminderten mechanischen Hautbarriere auch immunologische Defekte in der Atopikerhaut.

Denn bei knapp einem Drittel der vor allem an schwerem atopischen Ekzem Erkrankten seien gegen S. aureus gerichtete IgE-Antikörper nachzuweisen, die die Dermatose chronifizierten und verschlechterten.

Außerdem produziert das Bakterium immunmodulierende Toxine, die als Superantigene fungieren. Bis zu 57 Prozent aller Patienten mit atopischer Dermatitis haben IgE-Antikörper gegen Staphylococcus-Enterotoxine, so Wüthrich. Die Antikörper förderten die Entzündung im Gewebe und die Exazerbation des atopischen Ekzems.

Die Bedeutung der Staphylokokken-Infektion als wichtiger Co-Faktor in der Pathogenese der Neurodermitis bestimme notwendigerweise die Behandlungsstrategie, so Wüthrich.

Bei Impetiginisierung und manifester Entzündung empfiehlt der Dermatologe systemische Antibiotika, die sowohl S. aureus als auch beta-hämolysierende A-Streptokokken abdecken. Dazu gehören Penicillinase-feste Penicilline oder Cephalosporine.

Für die lokale Therapie rät er zu Farbstoffen, etwa Kristallviolett-Lösung und Eosin oder Chlorhexidin. Außerdem sei bei der antiinfektiösen Therapie wichtig, lokal zum Beispiel mit Fusidinsäure und die Nase mit Mupirocin zu behandeln, da diese als Reservoir für Streptokokken gelte.

Darüber hinaus reduzieren topische Steroide und die Calcineurinhemmer Tacrolimus und Pimecrolimus wirksam die Kolonisation mit Staphylococcus aureus und blockieren gleichzeitig Superantigen-getriggerte T-Zellen.

Silberbeschichtete Textilien sowie antibakteriell behandelte Seidenkleidung senken die bakterielle Besiedlung und seien für eine erfolgreiche Therapie bei atopischer Dermatitis hilfreich, so Wüthrich.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Internationales Konsensus-Statement

VEXAS-Syndrom: Fünf Jahre Forschung trägt erste Früchte

Neue S3-Leitlinie veröffentlicht

Lichen sclerosus erkennen und leitliniengerecht therapieren

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Symptome, Ursachen und Therapie

© Evgeniya Markina | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Trockene Augen

Symptome, Ursachen und Therapie

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Arzneimittelbasierte Wundsalben

© AndreyPopov | iStock

Optimale Wundheilung

Arzneimittelbasierte Wundsalben

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

© supawat bursuk | iStock

Übergewicht bei Kindern

Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Lesetipps
Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren