KOMMENTAR

Suchttherapie hat keine Altersgrenze

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:

Nach Schätzungen sind 1,9 Millionen Menschen in Deutschland medikamentensüchtig. Sechs Prozent aller verordneten Arzneimittel haben dabei ein Abhängigkeitspotenzial. Darunter sind vor allem auch viele Psychopharmaka.

Medikamentensucht ist vor allem auch ein Problem alter Menschen in Altenheimen. Schlafstörungen, Unruhe und Verwirrtheit sowie Aggressionen gegen Mitpatienten, Pflegepersonal und Angehörige sind häufig die Ursache, warum pflegebedürftige Menschen mit psychotropen Medikamenten behandelt werden.

Aber gerade Unruhe, Schlafstörungen, Angst und Reizbarkeit sind auch die Entzugserscheinungen von Substanzen wie Benzodiazepinen. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, bei dem die Therapie langfristig gerade die Symptome verstärkt, die sie eigentlich lindern soll. Zudem können Psychopharmaka oft zu Schwindel und Somnolenz und dadurch zu gefährlichen Stürzen führen.

"Moderne Suchttherapie kennt keine Altersgrenze", betont Dr. Christoph von Ascheraden aus St. Blasien. Zur Verordnung psychotroper Substanzen gebe es häufig Alternativen. Sind die Mittel unumgänglich, rät er, die Dosierung und Dauer der Therapie genau zu überwachen. Mögliche unerwünschte Wirkungen wie kognitive und emotionale Verhaltensänderungen der Patienten sind mit Angehörigen und Pflegepersonal regelmäßig abzuklären. Und auf Anhaltspunkte für Medikamentensucht ist unbedingt zu achten.

Lesen Sie dazu auch: Jeder vierte Bewohner in Heimen hat ein Arzneimittel-Problem

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Müssen die Praxen Angst vor Sanktionen wegen der ePA haben, Herr Naumann?

Zwei seltene Ursachen

Diagnose vaginaler Blutungen bei Kindern: Ein Leitfaden für die Praxis

Lesetipps
Ein Mann hält sich die Hände an den schmerzenden Rücken

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Gastbeitrag

Wie sinnvoll sind Injektionen an der Wirbelsäule?