DGU-Kongress

Urologen läuten neue PSA-Diskussion ein

Beim Urologenkongress im September soll mithilfe hochrangiger Pro- und Contra-Vertreter eine neue Debatte über den adäquaten Umgang mit der PSA-gestützten Früherkennung des Prostata-Ca initiiert werden.

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DRESDEN. Das Ziel ist hoch gesteckt: Deutschlands Urologen wollen die seit Jahren öffentliche Debatte um den PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs in eine sachliche Diskussion überführen.

Zu diesem Zweck veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) anlässlich ihrer 65. Jahrestagung vom 25 bis zum 28. September in Dresden eine Expertenrunde auf höchster Ebene.

"Wir wollen die aufgeheizte Situation beruhigen und mithilfe hochrangiger Pro- und Contra-Vertreter eine neue Debatte über den adäquaten Umgang mit der PSA-gestützten Früherkennung des Prostatakarzinoms auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse initiieren", wird DGU- und Kongresspräsident Professor Michael Stöckle in einer Mitteilung der DGU vorab zum Kongress zitiert.

Dazu gehöre es auch, jüngste Entwicklungen in den USA zu thematisieren, wo man von einer generellen Screening-Empfehlung für Männer zwischen 50 - 75 Jahren abgerückt ist.

Prominent besetzte Diskussionsrunde

Die Dresdener Runde ist prominent besetzt: Vor Ort sollen die PSA-Kritiker Dr. Klaus Koch vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und Dr. Bernhard Egger aus dem GKV-Spitzenverband auf die PSA-Befürworter Professor Peter Albers, Urologe und Vizepräsident der Deutschen Krebsgesellschaft, und Professor Franz Recker, Prostatakrebs-Experte aus der Schweiz treffen.

Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe (BPS) sei mit seinem stellvertretenden Vorsitzenden, Paul Enders, vertreten, teilt die DGU mit.

Gegen die pauschale und undifferenzierte Kritik am PSA-Test, die Teile der öffentlichen Berichterstattung seit Jahren dominiert, verwahrt sich die Fachgesellschaft.

"Der generalisierte Vorwurf, die Urologen gingen unkritisch mit dem PSA-Test und der Gefahr der Übertherapie um, geht an der Realität vorbei", sagt DGU-Pressesprecherin Professor Sabine Kliesch.

Die aktuelle Leitlinie spreche eine eindeutige Sprache, sei gut implementiert und werde von ausgewogener Patientenaufklärung begleitet.

Leitlinie formuliert klare Empfehlungen

So formuliere die "Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms" aus dem Jahr 2011 klare Empfehlungen, wann und unter welchen Umständen der PSA-Test angewandt werden soll, erinnert die DGU in ihrer Mitteilung.

Sie benenne vier Behandlungsoptionen zur Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms und betone die Aufklärungspflichten des Arztes.

Unter Federführung der DGU und in Zusammenarbeit mit dem BPS entstanden zwei begleitende Patientenleitlinien und der Ratgeber "Früherkennung von Prostatakrebs".

Darin wird dem früherkennungswilligen Mann ausdrücklich geraten, sich vor der Entscheidung für einen PSA-Test über Risiken, Nutzen und mögliche Konsequenzen der PSA-gestützten Früherkennung zu informieren.

Studie zur risikoadaptierten Früherkennung

Das persönliche Erkrankungsrisiko rückt dabei heute immer stärker in den Focus. "Statt eines generellen Screenings kann ein risikoadaptiertes PSA-Screening, zum Beispiel bei Männern, deren Angehörige an Prostatakrebs erkrankt sind, sinnvoll sein. Diese Patienten müssen wir herausfiltern und dann engmaschig überwachen", wird Professor Peter Albers zitiert, der auf dem Dresdener Öffentlichkeitsforum die prospektiv-randomisierte PROBASE-Studie vorstellt.

Diese große neue Screening Studie prüft ab 2014 die risikoadaptierte Früherkennung in Deutschland und wird von der Deutschen Krebshilfe finanziert.

"Auch wenn die europäische ERSPC-Studie als wesentliche Datenquelle dieser Diskussion nach wie vor nicht mit ausreichend langen Nachbeobachtungszeiten dienen kann, können Instrumente wie die risikoadaptierte Früherkennung, die aktive Beobachtung und längerfristig wahrscheinlich auch die Ergebnisse der PREFERE-Studie Wege skizzieren, die aus der derzeitigen Blockade in der PSA-Debatte herausführen", so DGU-Präsident Professor Michael Stöckle in der DGU-Mitteilung. Die Dresdener Expertenrunde soll diesen Weg diskutieren.

Öffentlichkeitsforen wie dieses seien neu auf dem DGU-Kongress, teilt die DGU mit. Sie sollen kontroverse Themen aus der Urologie aufgreifen und den sachlichen gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozess befördern.

Zielgruppe des neuen Veranstaltungsformats seien deshalb neben der medizinischen Öffentlichkeit besonders auch die Vertreter der Fach- und Publikumsmedien. (eb)

Infos zum Kongress im Web: www.dgu-kongress.de

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