Virustatika können Drogenrausch verstärken

MÜNCHEN (nsi). Partydrogen und die Wirkstoffe einer antiretroviralen Therapie (ART) gegen HIV haben viele Wechselwirkungen. Das kann die Wirksamkeit von ART mindern, aber auch zu gefährlichen, manchmal lebensgefährlichen Effekten der psychotropen Substanzen führen.

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Jeder HIV-Infizierte sollte bei der Therapie grundsätzlich auf den Konsum von Partydrogen angesprochen werden, fordert Dr. Jörg Gölz aus Berlin. Das gelte vor allem für junge, schwule Männer, die häufig in der Partyszene aktiv sind, aber auch für substituierte Patienten mit zusätzlichem Drogenkonsum. Das Problem werde unterschätzt, so der Arzt für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Suchtmedizin bei den 11. Münchner AIDS-Tagen.

Besonders häufig träten Wechselwirkungen zwischen Partydrogen und nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmern (NNRTI) und Protease-Hemmern (PI) auf. Denn PI und NNRTI erhöhten in Kombination mit Partydrogen die Konzentrationen der Nervenbotenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin und wirkten damit synergistisch zu den Drogen.

Statt besserer Kontaktfähigkeit, körperlichem Wohlbefinden und gesteigerter sexueller Lust erlebten die Drogen-Konsumenten dann häufig Angstzustände, Derealisation mit manchmal lebensbedrohlichen Folgen, Aggressivität, Depressivität oder Schlafstörungen.

So verstärkten NNRTI und PI in unterschiedlichem Maße die Effekte von Ecstasy, Amphetaminen wie Ice, Crystal oder Speed, aber auch von Ketaminen und Benzodiazepinen. Bei der Kombination von Cannabis mit Atazanavir, Lopinavir oder Fosamprenavir hätten Patienten über schwere Amnesien berichtet, vergleichbar den Symptomen bei einem Alkohol-Vollrausch. Zudem könnten Drogen die Wirkspiegel der NNRTI senken und damit Resistenzen fördern.

Gölz rät, Patienten auf die gefährlichen Wechselwirkungen hinzuweisen. Ist Abstinenz nicht möglich, sollten Patienten die Drogen erst einmal in halber Dosis zu Hause ausprobieren. Bei Konsum sollte eine vertraute Person zugegen sein. Es sollte nur eine Sorte von Drogen verwendet werden, und die Patienten sollten möglichst wenig Alkohol trinken, da größere Mengen zu zusätzlichen, unkalkulierbaren Risiken führen.

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