SARS-CoV-2

Immunität nach COVID-19: Was bisher bekannt ist

Bei einigen Patienten verschwinden nach überstandener COVID-19 die Antikörper bereits nach wenigen Wochen. Was bedeutet das für die langfristige Immunität – und hat es Folgen für mögliche Impfstoffe?

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:
Eine Abnahme des Antikörper-Titers nach überstandener COVID-19 muss nicht unbedingt den Verlust der Immunität bedeuten.

Eine Abnahme des Antikörper-Titers nach überstandener COVID-19 muss nicht unbedingt den Verlust der Immunität bedeuten.

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Neu-Isenburg. Machen Immunitätsausweise nach überstandener COVID-19-Erkrankung Sinn? Das diskutieren derzeit nicht nur Politiker quer durch alle Parteien. Wissenschaftler sind sich diesbezüglich einig: „Ein Immunitätspass ist nach aktueller Datenlage absolut nicht sinnvoll“, betonte Professor Stephan Becker vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).

So hätten Studien ergeben, dass bei 40 Prozent der asymptomatischen Patienten die Antikörper gegen SARS-CoV-2 schon nach acht Wochen wieder verschwinden. „Dass muss zwar nicht bedeuten, dass auch die Immunität abnimmt, weil durch eine SARS-CoV-2-Infektion auch eine T-Zell-Antwort induziert wird, die einen gewissen Immunschutz und ein Immungedächtnis auslösen kann“, sagte Becker bei einer Veranstaltung des Science Media Center.

Reinfektion bisher nicht valide nachgewiesen

Einige Infizierte bildeten allerdings gar keine Antikörper, teilweise werde nur eine T-Zell-Antwort ausgelöst, und wie spezifisch diese für SARS-CoV-2 sei und Schutz vor einer weiteren Infektion biete, sei ebenfalls unklar. „Die T-Zell-Antwort kann auch gegen andere, in der Bevölkerung zirkulierende Coronaviren gerichtet sein.“

Bisher gebe es zwar keine validen Daten, die für eine Zweitinfektion sprächen, auch Tierversuche hätten dies nicht gezeigt. „Ich halte die einzelnen Berichte von Zweitinfektionen daher eher für ein Zeichen von Exazerbation oder Wiederaufflammen einer COVID-19“.

Grundsätzlich wisse man aber noch viel zu wenig, um Immunitätsausweise in Betracht zu ziehen, betonte Professor Leif-Erik Sander von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Dazu müssten Genesene über einen langen Zeitraum nachverfolgt werden. Unklar sei auch, wie sensitiv die einzelnen Tests auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 sind.

Ab welchem Antikörper-Titer ist man geschützt?

„Ganz wichtige Parameter, die unklar sind: Ab welchem Antikörper-Titer ist man überhaupt geschützt? Wie lange werden Antikörper gebildet? Und gilt das auch für eine Immunantwort, die durch eine Impfung gegen SARS-CoV-2 ausgelöst wird“, fügte Professor André Karch, Universitätsklinikum Münster, hinzu.

Derzeit sind mehr als 200 Impfstoffkandidaten in der Entwicklung, einige werden bereits in klinischen Studien getestet, auch in Deutschland. Bei diesen vielen Kandidaten ist sich Becker sicher, dass ein Impfstoff dabei ist, der wirkt und schützt. „Ob und welcher der Kandidaten aber beim Endpunkt „Effektivität“ erfolgreich ist, wissen wir noch nicht – und werden es 2020 auch nicht herausfinden“, betonte Karch.

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Kommentare
Dr. Peter Schimmelpfennig 02.07.202008:03 Uhr

Aus Sicht des Nicht-Immunologen ist es nicht erklärt, warum eine Antikörperantwort auf eine Infektion nicht zu Immunität führen soll und die Antikörper "wieder verschwinden" bei einer Impfung aber ein nachhaltiger Schutz entstehen soll und die Antikörper nicht "verschwinden". Das Argument unter 200 Testungen sei schon einer dabei, der dann helfen würde ist unwissenschaftlich.

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