Neue Koalition

Sachsen-Anhalt setzt auf wohnortnahe Versorgung

Die Grünen sind raus: CDU, SPD und FDP haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Petra Grimm-Benne (SPD) bleibt Gesundheitsministerin.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:
Zu Petra Grimm-Bennes (SPD) Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration gehört auch das Gesundheitswesen und neuerdings die Gleichstellung.

Zu Petra Grimm-Bennes (SPD) Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration gehört auch das Gesundheitswesen und neuerdings die Gleichstellung.

© Peter Gercke / dpa / picture alliance

Magdeburg. Voraussichtlich am 16. September wird Sachsen-Anhalts Landtag Reiner Haseloff erneut zum Ministerpräsidenten wählen. Der 67 Jahre alte Physiker und CDU-Politiker wird eine Deutschlandkoalition aus CDU, SPD und FDP anführen.

Ebenfalls im Amt bleibt Petra Grimm-Benne (SPD). Zu ihrem Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration gehört auch das Gesundheitswesen und neuerdings zudem die Gleichstellung. Bereits im Vorfeld hatte ihre Partei Leitplanken für die Koalitionsverhandlungen erarbeitet. Einzug in den Vertragsentwurf, den noch Parteimitglieder von CDU und SPD sowie bei der FDP ein Parteitag abnicken müssen, fand daraus unter anderem der Wille, moderne Versorgungsmodelle zu etablieren. Für Pilotprojekte und zur Anschubfinanzierung sollen Gelder von Kostenträgern und Land bereitgestellt werden.

Niedergelassene als Rückgrat der Versorgung

Im Interesse einer wohnortnahen Versorgung setzt die künftige Regierung stark auf das laut Vertrag „Rückgrat der Versorgung – die Ärzte und Kassenärztliche Vereinigung“. Gemeinsam mit den Kommunen müsse es gelingen, zukunftsfähige Konzepte insbesondere auf dem Land zu entwickeln. Die Rede ist von ambulant-stationären Gesundheitszentren und einer besseren Verzahnung fachärztlicher Leistungen insbesondere auf dem Land.

Digitalisierung und Telemedizin sollen hier zudem den Zugang zu Diagnostik und damit zu bestmöglicher Behandlung ebenso erleichtern wie die Kommunikation zwischen Ärzten beziehungsweise mit Patienten. Telemedizin soll auch in den nichtärztlichen medizinischen Rettungsdienst Einzug halten. Darüber hinaus wollen die Koalitionäre ein Pilotprojekt zur Einführung eines Telenotarztes sowie ein Modell für ein (Herzinfarkt-) Netzwerk zur Übermittlung präklinischer diagnostischer Daten initiieren.

Kliniken sollen bleiben

Die „Diskussion über die Schließung einzelner Krankenhäuser“ ist dagegen – zumindest vonseiten des Landes – vom Tisch. Auch die Trägervielfalt solle erhalten bleiben. Unter Einbeziehung des einzurichtenden Corona-Sondervermögens soll der Sanierungsstau in Höhe von 1,5 Milliarden Euro reduziert werden. Pauschale Fördermittel sind mindestens in derselben Höhe zu zahlen wie in der vergangenen Legislatur.

Während sich die Regierenden klar für eine Zusammenarbeit der Krankenhäuser einschließlich der Universitätsklinika aussprechen, sagen sie einer Überschneidung von Leistungsspektren, wie es sie oft in Ballungsräumen gibt, den Kampf an. Sie beeinträchtigten „Versorgungsqualität, die Wirtschaftlichkeit und auch die Verfügbarkeit ärztlicher und pflegerischer Ressourcen“. Ein Gutachten soll Aufschluss über regionalen Versorgungsbedarf, Versorgungsstrukturen inklusive der Notfallstrukturen sowie den Fachkräftebedarf bis zum Jahr 2035 ausgeben.

Linke kritisiert scharf

„Dass es ohne unsere Krankenhauslandschaft nicht geht, hat durch Corona wohl jeder begriffen. Deshalb muss jetzt der Investitionsstau aufgelöst werden“, so Petra Grimm-Benne. Dennoch konnte die alte und neue Gesundheitsministerin ihren Willen, dafür unverzüglich ein kreditfinanziertes Einstiegsprogramm aufzulegen, nicht durchsetzen. Mit einem Wahlergebnis von 8,4 Prozent der Stimmen ließen sich eben nicht 100 Prozent Programm erzielen, hatte SPD-Parteikollege Rüdiger Erben nach den Verhandlungen eingeräumt.

Nach Ansicht der Grünen, die in den vergangenen fünf Jahren mit in Regierungsverantwortung waren, vergebe das Land mit dieser Koalition die Chance auf eine gute Zukunft. Und Linken-Fraktionschefin Eva von Angern kritisiert, dass sozialpolitisch keine Handschrift zu erkennen sei. Keine Verbesserung für die Kinderbetreuung, kein Einstieg in die Vergesellschaftung der Krankenhäuser und auch bildungspolitisch bleibe alles so mangelhaft, wie eh und je.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt