Corona-Splitter der KW 45/2021

So lässt sich Corona-infiziertes Gesundheitspersonal zeitig erkennen

Strategien zur Früherkennung (asymptomatischer) Träger von SARS-CoV-2 im Gesundheitsdienst haben Forscher aus der Schweiz untersucht. Sie setzen auf wöchentliche, hochsensitive PCR-Tests.

Anne BäurleVon Anne Bäurle und Wolfgang GeisselWolfgang Geissel und Marco MrusekMarco Mrusek Veröffentlicht:
Die My-Variante von SARS-CoV-2 wurde bisher in 39 Ländern nachgewiesen, in Kolumbien dominiert diese „variant of interest“.

Mitarbeiter in Praxen und Kliniken haben ein erhöhtes Infektionsrisiko. Vor allem auch die Weitergabe der Erreger an vulnerable Patienten muss unbedingt vermieden werden.

© Artem Sokol / stock.adobe.com

Update vom 12. November

Ein Modell zur optimalen Vorsorge von SARS-CoV-2-Infektionen bei Gesundheitspersonal stellen Forscherinnen und Forscher vom Universitätsspital Bern in der Schweiz vor. Das Team hat Kosten-Nutzen-Aspekte von real-time PCR-Tests und allgemeinen Maßnahmen bei gut 300 Freiwilligen aus der Klinik analysiert. Dabei zeigte sich, dass es auch asymptomatische SARS-CoV-2-Träger gab. Zudem wurde nachgewiesen, dass die Rate an PCR-positiven Testresultaten in der Studiengruppe tatsächlich höher lag als sich aus den Werten der Umgebung (Infektionen zu Hause und Infektionen im öffentlichen Raum) erklären ließ. Ziel der Strategie in der Klinik ist es, die PCR-Tests gezielt auch auf prä- und asymptomatische Personen auszulegen, da eine Weitergabe des Virus auf vulnerable Gruppen unbedingt verhindert werden muss. Zur Identifizierung von Personen mit tiefer Viruslast erwies sich dabei eine PCR-Messung mit hoher Sensitivität (40 Vermehrungszyklen, Ct=40) als besonders wichtig. Insgesamt haben sich dabei PCR-Tests alle sieben Tage und strikte allgemeine Regeln zur Prophylaxe von SARS-CoV-2-Infektionen als optimal in dem Sptial ergeben. (Mitteilung Unispital Bern vom 11. November und PLoS One 2021; online 5. November).

Update vom 11. November

Sowohl geimpftes als auch ungeimpftes Personal in Pflegeheimen sollte bei hohen Inzidenzen regelmäßig getestet werden. Das legt eine Analyse des VA Boston Healthcare System nahe. In der Studie wurden alle Testergebnisse auf SARS-CoV-2 von 1973 Pflegerinnen und Pflegern an zwei Altenheimen im Zeitraum Januar bis Juni 2021 erfasst. Das Pflegepersonal war entweder einmal pro Woche per PCR oder zweimal pro Woche per Antigentest auf eine SARS-CoV-2-Infektion getestet worden. Ein positiver Antigentest wurde per PCR-Test validiert. Insgesamt wurden im Studienzeitraum vier von 1388 geimpften Pflegern positiv getestet (0,3 Prozent) und 21 von 585 ungeimpften (3,6 Prozent), alle Personen hatten keine oder nur sehr milde Symptome. Dabei nahm die Zahl der positiv getesteten Personen im Sommer, mit Rückgang der Inzidenzen, sukzessive ab und lag schlussendlich nahe null. Die Daten bestätigten, dass regelmäßige vorgeschriebene Testungen des Pflegepersonals an Altenheimen effektiv sind, um unerkannte Infektionen zu detektieren. Gerade in Zeiten hoher Viruszirkulation und wenn es keine staatlichen Vorgaben gebe, ließen sich damit ungeimpfte Infizierte ohne Symptome ausfindig machen, schreibt das Team um Dr. Katherine Linsenmeyer. Der Untersuchungszeitraum lag übrigens in einer Zeit, als die Delta-Variante in den USA noch nicht vorherrschend war. Mit dem Auftreten der infektiöseren Delta-Variante dürften die Studienergebnisse daher noch relevanter geworden sein (JAMA Netw 2021; online 10. November).

Update vom 10. November

Bei COVID-19 haben Ungeimpfte im Vergleich zu Geimpften ein 20-mal höheres Sterberisiko, berichtet das Texas Department of State Health Services (DSHS). Die Behörde hat sich Registerdaten von COVID-Patientinnen und -Patienten aus dem September 2021 angeschaut, und zwar elektronische Laborbefunde sowie Daten zu Sterbe- und Impfzertifikaten. In dieser Zeit hatte in dem US-Staat die Pandemiewelle mit der Deltavariante ihren Höhepunkt erreicht. Ungeimpfte hatten dabei im Vergleich zu komplett Geimpften ein 13-fach höheres Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, und ein 20-fach höheres Risiko, an COVID-19 zu sterben. Der Schutz vor einer Infektion war nach COVID-Impfung in allen Altersgruppen ähnlich gut, bei den 12- bis 17-Jährigen allerdings noch ausgeprägter. Das Sterberisiko variierte in den Altersgruppen: Von den 40- bis 49-jährigen COVID-Kranken hatten die Ungeimpften ein 55-fach höheres Sterberisiko als die Geimpften. Bei Senioren ab 75 war das Sterberisiko Ungeimpfter im Vergleich 12-fach erhöht. Der Vergleich von Monaten mit und ohne dominierende Delta-Variante (April vs. August) ergab in dem US-Staat: Unabhängig vom Impfstatus war das Infektions- und Sterberisiko mit Delta vier bis fünfmal höher als ohne Delta (Mitteilung des DSHS Texas).

Update vom 9. November

Nach einer Booster-Impfung steigen die Antikörper-Titer um ein Vielfaches an, berichtet ein Team von der Tel Aviv University Sackler School of Medicine in Israel. Die Forscherinnen und Forscher haben im August 2021 die Antikörperwerte bei 97 zweifach Geimpften im Alter ab 60 Jahren vor und nach einer Auffrischimpfung mit dem BioNTech/Pfizer-Impfstoff bestimmt. Die Menschen waren im Median 70 Jahre alt und erhielten den Booster im Schnitt 221 Tage nach dem Start der initialen Impfserie mit dem gleichen Impfstoff. Direkt vor der Auffrischimpfung lagen die Titer der „anti-Spike IgG-Antikörper“ im Schnitt bei 440 AU/ml. Drei Personen waren sogar seronegativ für die Antikörper (<50 AU/ml). 10 bis 19 Tage nach dem Booster waren die Antikörper-Titer dann auf im Median 25.468 AU/mL gestiegen, also um das 50- bis 60-fache. Alle Impflinge waren zudem wieder seropositiv. Schwerere Impfreaktionen wurden nicht registriert (JAMA 2021; online 5. November).

Update vom 8. November

Eine COVID-Impfung schützt offenbar besser vor schwerer Erkrankung als eine durchgemachte Infektion. Das hat eine Studie der US-Seuchenbehörde CDC ergeben. Das Team hatte Daten von rund 200.000 Personen gesichtet, die an 187 Kliniken in neun Bundesstaaten mit Verdacht auf COVID behandelt worden waren, und zwar in einem Zeitraum, in dem die Delta-Variante bereits vorherrschend war. Etwa 7000 erfüllten die Einschlusskriterien: Entweder ungeimpfte Genesene, die hospitalisiert werden mussten oder vollständig Geimpfte, die hospitalisiert werden mussten. Sowohl Genesung als auch Impfung (mit einer mRNA-Vakzine) hatten im Zeitraum 90-179 Tage vor der Hospitalisierung stattgefunden. Von 6328 vollständig Geimpften hatten sich 324 mit SARS-CoV-2 infiziert und mussten hospitalisiert werden (5,1 Prozent, das entspricht in etwa der von den Zulassungsstudien bekannten Schutzwirkung), von 1020 Genesenen hatten sich 89 infiziert und mussten hospitalisiert werden (8,7 Prozent). Die Odds Ratio lag bei 5,49 – die Wahrscheinlichkeit, aufgrund von COVID hospitalisiert werden zu müssen, liegt für Genesene also mehr als fünfmal höher als für vollständig Geimpfte, schreiben die Forscherinnen und Forscher. Die Daten sprächen dafür, dass sich auch Genesene gegen das Corona-Virus impfen lassen sollten (MMWR 2021; online 5. November).

Liebe Leserinnen und Leser, wir fassen die Corona-Studienlage wöchentlich zusammen. Eine Übersicht mit allen bereits veröffentlichten COVID-19-Splittern der vergangenen Wochen und Monate finden Sie hier:

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