Kasse zeigt ärztlichem Nachwuchs Berufsoptionen auf

TK-Doc-Tour: Landarzt-Leben näher kennenlernen

Die TK-Doc-Tour feiert ihr 10-jähriges Jubiläum: Dieses Jahr zeigte die Techniker Kasse sechs Studenten die Möglichkeiten einer hausärztlichen Niederlassung – aus erster Hand.

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Gruppenfoto mit dem Tourbus: Sechs Studierende aus ganz Deutschland nahmen bei der diesjährigen TK-Doc-Tour teil.

Gruppenfoto mit dem Tourbus: Sechs Studierende aus ganz Deutschland nahmen bei der diesjährigen TK-Doc-Tour teil.

© TK Baden-Württemberg

Stuttgart. Wie fühlt es sich an, selbstständig zu sein und wie funktioniert die hausärztliche Niederlassung? Fragen, die Medizinstudierende vor dem Eintritt ins Berufsleben beschäftigen. Bei der diesjährigen TK-Doc-Tour hatten sie die Möglichkeit, sich mit in der ambulanten Versorgung erfahrenen Kollegen über ihren Beruf auszutauschen.

Am Mittwoch und Donnerstag erhielten die sechs Teilnehmer – vier Frauen und zwei Männer – aus ganz Deutschland vielfältige Einblicke in den Arbeitsalltag von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Seit zehn Jahren veranstaltet die Techniker Krankenkasse das Tourprogramm, damit Studenten die ambulante Versorgung näher kennenlernen können.

Die Route für den Ärzte-Nachwuchs führte von Ulm über Ravensburg nach Stuttgart: Sie bot den angehenden Ärzten Informationen zum Thema Praxisführung, Niederlassung und Digitalisierung – und das aus erster Hand. Unter anderem besuchten die Studenten einen Digital Health Truck und bekamen nicht nur Einblicke in die Telemedizin, sondern durften auch digitale Anwendungen ausprobieren, berichtet Medizinstudentin Anna Maria Züfle aus Tübingen. Der Digital Health Truck fährt durch Baden-Württemberg und bietet an öffentlichen Plätzen die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Gesundheitsanwendungen vertraut zu machen.

Ärzte geben Tipps

Besonders persönliche Tipps der Ärzte hätten den Studenten weitergeholfen: „Wenn man hausärztlich tätig werden möchte, ist zum Beispiel eine gute Praxisorganisation wichtig und Aufgaben an Mitarbeiter zu delegieren“, sagt Züfle. Das spiele vor allem bei der Familienplanung eine Rolle. „Wir haben uns gefragt, wie man Arbeit und Familie unter einen Hut bekommt, falls wir selber vor haben eine Familie zu gründen“, erzählt die Studentin. Ebenfalls wurde die Gestaltung flexibler Arbeitszeiten besprochen und wie man trotz eigener Praxis für Forschung und Politik Zeit finden kann.

TK-Doc-Tour 2023: Studierende im PORT Gesundheitszentrum Schwäbische Alb Hohenstein.

TK-Doc-Tour 2023: Studierende im PORT Gesundheitszentrum Schwäbische Alb Hohenstein.

© TK Baden-Württemberg

Zum ersten Mal als TK-Partner war dieses Jahr das Kompetenzzentrum Weiterbildung (KWBW) dabei. Unter anderem konnten die Studenten durch Expertinnen und Experten des Zentrums erfahren, welche Möglichkeiten es nach dem Medizinstudium gibt. Darunter wurden sie auch über Praxisneugründung und Anstellungsmöglichkeiten informiert. Ein Höhepunkt der diesjährigen Tour war neben den Praxisbesuchen ein Austausch mit Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) in Ravensburg.

Beste Chancen für Medizinstudenten

Die Chancen für Nachwuchsmediziner in Baden-Württemberg in der ambulanten ärztlichen Versorgung seien noch nie so gut wie heute gewesen, betont die TK. Trotz abnehmender Hausarztdichte und dem steigenden Versorgungsbedarf könne die ambulante Versorgung auch künftig sichergestellt werden, zeigte sich Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung, überzeugt.

Denn die Herausforderungen in der Zukunft sind groß: Aktuell sind über 1.000 Arztsitze in Baden-Württemberg nicht besetzt. 2019 handelte es sich noch um 620 unbesetzte Sitze – ein Anstieg von 50 Prozent. Und auch die Beanspruchung von niedergelassenen Ärzten wird nicht weniger. Bis zum Jahr 2030 steigt der Bedarf an hausärztlichen Leistungen um 3,7 Prozent im Vergleich zu heute, prognostiziert eine Zi-Studie. Schaut man sich die Zahlen bis 2035 an, sind es 5,6 Prozent. Der Bedarf steigt und die Ressourcen nehmen ab: Bis zum Jahr 2035 werden über 2.000 Hausärzte in Baden-Württemberg fehlen, heißt es in einer Studie des IGES-Institut.

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Doch wie effektiv sind Instrumente wie die TK-Doc-Tour? Bleiben Medizinstudierende für eine Niederlassung in Baden-Württemberg? Dr. Simon Schwill, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Leiter der Administration des KWBW, ist sich dessen sicher. „Alle Angebote, die für Studierende organisiert werden und die zeigen, dass eine hausärztliche Tätigkeit in Baden-Württemberg attraktiv ist, wirken sich positiv aus – darunter die Doc-Tour. Dadurch können wir Studierende entweder ‚zurückholen‘ oder sie dazu motivieren, vor Ort zu bleiben“, sagt Schwill.

Und das spiegelt sich auch in der Entwicklung der Zahl der Weiterbildungsassistenten im Fach Allgemeinmedizin wider: 2018 verzeichnete die Kassenärztliche Vereinigung 983 Weiterbildungsassistenten, im Juli dieses Jahres waren es dagegen 1.192 (siehe folgende Grafik). (sam)

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