Auf allen Kanälen

Rettungssanitäter wirbt für Retter-Apps

Bei Unfällen können Ersthelfer schneller vor Ort sein als Rettungskräfte. Dirk Schünemann aus Pinneberg hat sich die Verbreitung von Retter-Apps auf die Fahnen geschrieben.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Dass die Notrufnummer 112 eine solche Verbreitung fand, ist der Initiative der Björn Steiger Stiftung zu verdanken. Und auch Retter-Apps helfen, damit Hilfe schnell vor Ort ist.

Dass die Notrufnummer 112 eine solche Verbreitung fand, ist der Initiative der Björn Steiger Stiftung zu verdanken. Und auch Retter-Apps helfen, damit Hilfe schnell vor Ort ist.

© ICCAS-Öffentlichkeitsarbeit

Die meisten Deutschen kennen die Notrufnummer 112, um schnell professionelle Hilfe zu holen. In aller Regel treffen die Rettungskräfte innerhalb weniger Minuten mit dem Rettungswagen ein. Wenn sich aber ein Ersthelfer ohnehin in der Nähe des Patienten befindet, könnte er schneller vor Ort sein – er muss nur helfen wollen und er muss es wissen. Damit dieses Potenzial besser als bislang genutzt wird, etablieren sich „Retter-Apps“, die das schnelle Benachrichtigen von ehrenamtlichen Rettern ermöglichen und damit die Chance erhöhen, dass ein Patient nach einem Unglücksfall überlebt.

Einer, der sich über solche Apps als Ersthelfer engagiert, ist der als Rettungssanitäter ausgebildete Dirk Schünemann. Der Pinneberger ist schon sieben Mal alarmiert und zu einem Unglücksort gerufen worden, an dem er schneller als die Rettungskräfte sein und vor Ort helfen konnte.

Welche Retter-App genutzt wird ist nicht zentral

Schon sieben Mal wurde Rettungssanitäter Dirk Schünemann per App informiert, wenn Hilfe nötig war.

Schon sieben Mal wurde Rettungssanitäter Dirk Schünemann per App informiert, wenn Hilfe nötig war.

© di

Schünemann ist so überzeugt von den Retter-Apps, dass er auch in Foren immer wieder auf die Sinnhaftigkeit des unterstützenden Systems aufmerksam macht und für eine Verbreitung wirbt. In seinem Forum „Gemeinsam gegen den plötzlichen Herztod“ thematisiert er die Erstrettung auf dem Portal Xing und sorgt damit dafür, dass sich andere Menschen mit dem Thema beschäftigen – offenbar mit Erfolg.

Mehr als 50. 000 Mal wurde seine Seite innerhalb der ersten fünf Monate aufgerufen. Schünemann hat auch dafür gesorgt, dass die Busfahrer der Verkehrsbetriebe Holstein/Hamburg sich mit dem Thema beschäftigen, er verteilt auch in Arztpraxen Informationsmaterial zum Thema und er engagiert sich dafür, dass Defibrillatoren an mehr Standorten verfügbar sind. Sein Credo: „Man muss mit den Menschen darüber sprechen, dann bewegt sich auch etwas.“

Welche App die Ersthelfer nutzen, ist für ihn zweitrangig. „Es geht nicht um eine spezielle App, sondern um die Sache. Hauptsache, die Idee verbreitet sich und hilft dabei, dass mehr Menschenleben gerettet werden“, sagt Schünemann. Eine der Retter-Apps ist „Meine Stadt rettet“, ein Projekt des Uniklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), des Herzzentrums Lübeck, des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin (iRun), der Lübecker Uni, der AG Rhythmologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und weiterer Partner.

Dauernd verfügbar? Angst ist unbegründet

Als Teilnehmer werden laut Website nur Ersthelfer zugelassen, die entweder über die notwendige medizinische Grundqualifikation verfügen oder die an einer „Unterweisung für App-Retter“ teilgenommen haben oder eine ähnliche Schulung nachweisen können. Die Qualifikationsanforderungen orientieren sich an den aktuellen Empfehlungen der Fachgesellschaften oder werden gesondert festgelegt. Das Dokument zum Nachweis der Qualifikation muss während der Registrierung hochgeladen werden.

Angst, dass man als Ersthelfer ständig verfügbar sein müsste, ist unbegründet. Die Ersthelfer entscheiden selbst, ob sie gerade alarmiert werden können oder nicht – sie müssen also nicht rund um die Uhr verfügbar sein. Auch eine spezielle Ausrüstung ist nicht erforderlich. Empfohlen wird ein Mindeststandard zum Beispiel durch Einmalhandschuhe. Eine Verpflichtung zum Mitführen von Hilfs- und Schutzmitteln besteht nicht. Ausdrücklich empfohlen wird, „medizinische Hilfe nur unter Beachtung eines ausreichenden Eigenschutzes zu erbringen“.

Notfallhilfe im Fokus: Die Björn Steiger Stiftung in Zahlen

  • 50 Jahre am Start: Die 1969 nach dem Verkehrstod des achtjährigen Björn Steiger von den Eltern gegründete Initiative feierte 2019 ihr 50-jähriges Bestehen.
  • 15 Punkte umfasst das Programm, mit dem Siegfried Steiger die Innenminister der Bundesländer im November 1969 in einem offenen Brief aufforderte, einen modernen Rettungsdienst aufzubauen.
  • 100 Funkgeräte gehörten 1970 zu den ersten Spenden der Stiftung für Hilfsorganisationen. Ein einzelnes Gerät kostete damals mehr als ein VW-Käfer.
  • 7000 Notfrufsäulen: Auf Betreiben des Bundesverkehrsministeriums werden 1971 probeweise 100 Notrufsäulen aufgestellt. Die Stiftung sichert Finanzierung und Ausweitung des Projekts. In den 1990er Jahren betreibt sie bis zu 7000 solcher Anlagen.
  • 112 als Notrfunummer wird durch die Stiftung im Regierungsbezirk Nordwürttemberg auf den Weg gebracht. Medialer Druck sorgt dafür, dass die Bundesregierung den Notruf 1973 bundesweit beschließt.
  • 26.000 Laien-Defibrillatoren wurden seit 2001, als die Initiative gegen den Herztod startete, in Umlauf gebracht. 2019 beginnt die Kooperation mit dem Verein Mobile Retter.

Mehr Infos zur Björn Steiger Stiftung Sie im Web unter steiger-stiftung.de/.

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