Sexuelle Gewalt im Internet

Ärzte sollen bei Kinderschutz helfen

Erpressung mit freizügigen Fotos oder anzügliche Bemerkungen: Kinder und Jugendliche sind im Internet vielen Gefahren sexueller Gewalt ausgesetzt. Doch Opfer trauen sich oft nicht, darüber zu sprechen. Ärzte könnten die Schweigespirale brechen, sagen Fachleute.

Veröffentlicht:
Ein Junge vor dem PC: Wenn Kinder und Jugendliche freizügige Bilder im Internet veröffentlichen, birgt das eine große Gefahr.

Ein Junge vor dem PC: Wenn Kinder und Jugendliche freizügige Bilder im Internet veröffentlichen, birgt das eine große Gefahr.

© Jacek Chabraszewski / stock.adobe.com

KASSEL/FRANKFURT. Ärzte können nach Ansicht von Fachleuten bei der Erkennung von sexueller Gewalt an Kindern im Internet helfen.

„Es geht darum, Ärzte zu sensibilisieren, Kinder auf Medienkonsum anzusprechen“, sagte Evelyn Heyer, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, im Vorfeld einer Ärztetagung in Kassel.

Eine große Gefahr sei es etwa, wenn Kinder und Jugendliche freizügige Bilder von sich veröffentlichten. Seien die Bilder im Netz, gerieten die Opfer oft in eine Dynamik von Erpressung, Scham und Gruppendruck.

Betroffene könnten sich Ärzten unter Umständen leichter anvertrauen als den Eltern, sagte Heyer: „Ein Arzt ist eine neutrale Person und steht unter Schweigepflicht.“

Eine gute Möglichkeit für Mediziner, Jugendliche anzusprechen, sind laut Heyer die Jugenduntersuchungen in der Pubertät. Auch mit dem Auslegen von Infomaterial in Wartezimmern könnten Mediziner schon etwas bewirken.

Unter sexueller Gewalt verstehen Fachleute nicht nur Übergriffe, sondern auch anzügliche Bemerkungen oder sexuelle Belästigung über das Netz.

TK: Ärzte sind stark verunsichert

Der Organisator der Tagung sieht ebenfalls Handlungsbedarf. „Guter Kinderschutz erfordert gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte und deren Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften“, sagte Bernd Herrmann, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung (DGfPI). Das werde in Aus- und Weiterbildung bislang kaum berücksichtigt.

Auch laut Techniker Krankenkasse sind viele Ärzte bei der Diagnostik von Gewalt nur bedingt ausgebildet und daher teilweise stark verunsichert. „Sie müssen wissen, wie sie reagieren sollen, wenn sich Eltern oder Kinder mit ihren Sorgen und Fragen an sie wenden“, sagte Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen.

Zu der bundesweiten Ärztetagung in Kassel werden am Freitag und Samstag 172 Teilnehmer erwartet. Veranstalter ist neben der DGfPI die Deutsche Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin (DGKiM), unterstützt von der TK. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

© Olia / Generated with AI / stock.adobe.com

Neurologische Entwicklungsstörung

Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Acadia Pharmaceuticals (Germany) GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Lesetipps
Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren