Reaktionen aus der Ärzteschaft

Ohne Impf-Priorisierung: Mehr Druck, aber auch Erleichterungen für Praxen

Mindestens vier Länder heben in Kürze die Impfpriorisierung für Ärzte auf. Auf die Ärzte kommt mehr Arbeit zu, sie erwarten aber auch wenigerzeitraubende Telefonate.

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Terminplanung: Der Wegfall der Impf-Priorisierung für Corona-Impfungen erfordert von Praxen viel Koordinierungsarbeit.

Terminplanung: Der Wegfall der Impf-Priorisierung für Corona-Impfungen erfordert von Praxen viel Koordinierungsarbeit.

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München/Stuttgart/Dresden. Hausärzte haben positiv reagiert auf das Ende der Corona-Impfpriorisierung für Ärzte in den ersten Bundesländern. „Die Flexibilisierung kann eine Erleichterung bringen nach dem ersten Ansturm in den Praxen“, sagte der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands Dr. Markus Beier der „Ärzte Zeitung“. „Die Arbeit wird immer noch viel sein, aber wir können jeden, der sich meldet, mit einem Termin versorgen.“

Die Patienten sollten aber „nicht sofort nächste Woche“ anrufen. Noch sei der Impfstoff knapp. „Wenn die Vorhersagen passen, werden wir in der zweiten Juniwoche voll einsteigen können“, sagte Beier. Er erwartet, dass die Priorisierung für Ärzte in Bayern Ende der kommenden Woche aufgehoben wird.

Ministerpräsident Markus Söder hatte den Schritt am Mittwoch angekündigt. In Berlin und Baden-Württemberg fällt die Priorisierung für Ärzte bereits am Montag. Nach Informationen der „Ärzte Zeitung“ vom Donnerstag plant auch Sachsen die Aufhebung der Impfpriorisierung für Ärzte am Montag, den 24. Mai.

Wo fällt die Priorisierung?

Bis zum Redaktionsschluss am Donnerstagmittag zeichnete sich ein Ende der Corona-Impfpriorisierung für Ärzte ab in

  • Baden-Württembergab dem 17. Mai,
  • Berlin ab dem 17. Mai, auch für Betriebsärzte,
  • Bayern voraussichtlich ab dem 20. Mai und
  • Sachsen wohl ab 24. Mai.

Beifall kommt auch aus Baden-Württemberg: „Viele Praxen haben Wartelisten für ihre Patienten, die jetzt ohne Rücksicht auf die Priorisierung abgearbeitet werden können“, sagte Dr. Berthold Dietsche, Vorsitzender des Südwest-Hausärzteverbandes. Bisher könnten Praxischefs nur die Impfstoffe von AstraZeneca und begrenzt von BioNTech bestellen. Allerdings blieben die Liefermengen in der Regel deutlich hinter den Bestellungen zurück.

„Praxen gehen an ihr Limit“

Ambivalent beurteilt Baden-Württembergs KV-Vorstandsvize Dr. Johannes Fechner den Schritt. Zwar sei die Impfpriorisierung bisher schon so weit geöffnet worden, sodass dieser Schritt konsequent ist. „Gleichwohl wird dadurch der Druck auf die Praxen noch einmal zusätzlich steigen“, sagte Fechner der „Ärzte Zeitung“. Denn die Aufhebung der Priorisierung bringe nicht automatisch mehr Impfstoff in die Praxen – aber eine höhere Nachfrage nach Impfterminen.

Wie finden Sie es als Hausarzt, dass die Impfpriorisierung aufgehoben wird?

Auch Bayerns Hausärzteverbandschef Beier betont, „dass die Praxen an ihr Limit gehen“. Ursache seien allerdings „die unsäglichen Diskussionen, die wir führen müssen“. „Wenn man für eine Impfung möglicherweise sieben Telefonate führen muss, ist das einfach Wahnsinn.“ Mit mehr Impfstoffen ab Juni könne dieser Aufwand in den Praxen spürbar abnehmen, hofft Beier.

Um die Belastung für die Praxisteams zu reduzieren, empfiehlt der Allgemeinmediziner aus Erlangen seinen Kollegen Online-Tools zur Terminvereinbarung. Der bayerische Verband biete seinen Mitgliedern ein solches Tool an. „Ich bin mir sicher, dass die Nachfrage durch die Praxen jetzt noch einmal deutlich steigen wird“, schätzt Beier. (nös/fst/sve)

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