Kommentar zur Kinder-Richtlinie
Der "große Wurf" enttäuscht
Es hätte der ganz große Wurf werden können. Genau genommen hätte es der ganz große Wurf werden müssen.
Denn über zehn Jahre haben Kassen, Ärzte- und Patientenvertreter im Bundesausschuss verhandelt, bis die neu gefassten Richtlinien zur Krankheitsfrüherkennung bei Kindern endlich fertig waren.
Zufrieden können die Ärzte damit aber nicht wirklich sein. Zwar werden Leistungen neu mit aufgenommen, qualifiziert und auch standardisiert.
Unbefriedigend bleibt aber, dass noch kein Vertragsarzt weiß, wie viel er für die neuen Vorsorgen ansetzen kann. Das wird auch noch einige Monate so bleiben, weil sich der Bewertungsausschuss mit der Honorarfrage schwertun wird.
Noch unbefriedigender ist es aber, dass die Kassen eine umfassende psychosoziale Anamnese über bewährte Fragebögen abgelehnt haben. Es ist wenig glaubwürdig, bei den neuen Vorsorgen in den eigenen Selektivverträgen Checklisten zum Standard zu erheben - deren Finanzierung in der Regelversorgung aber zu verweigern.
Dieses Eigentor wird auf die Kassen wieder zurückschlagen. Mit deutlich höheren Kosten für solche behandlungs- und kostenintensiven Risikokinder, die auch in Zukunft erneut durch die Vorsorgemaschen fallen werden.
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