Kommentar

Diabetesprävention jenseits der Talkshows

Karl Lauterbach (SPD) ist neuer Bundesgesundheitsminister. Im Kampf gegen Diabetes und Adipositas könnte das hilfreich sein.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

Die Coronavirus-Pandemie, erklärte der frisch gekürte Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Verkündung der insgesamt sieben SPD-Bundesministerinnen und Bundesminister kürzlich in Berlin, zeige, „wie gut es ist, dass wir ein ordentliches Gesundheitssystem haben, aber wie viel besser es wäre, wenn wir ein noch viel besseres Gesundheitssystem hätten“.

Für dieses „noch viel bessere Gesundheitswesen“ soll in den nächsten vier Jahren Professor Karl Lauterbach (58) als Bundesgesundheitsminister sorgen. Fest steht bereits jetzt: Es kommt viel Arbeit auf den Kölner Arzt und Epidemiologen zu.

Man mag zu Lauterbach stehen, wie man will: Für die Bekämpfung der Diabetes- und auch der Adipositas-Pandemie in Deutschland – immerhin leiden heute schon rund acht Millionen Bundesbürger an der Zuckerkrankheit und über 17 Millionen an starkem Übergewicht – ist seine Berufung zum Nachfolger von Jens Spahn (CDU) nicht die schlechteste Nachricht.

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Im Gegenteil: Der SPD-Politiker hat sich in der Vergangenheit mehrfach für mehr Anstrengungen im Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes mellitus stark gemacht. Diese Präventionsarbeit habe bereits in Kitas und Schulen zu beginnen – in Form von Bewegungsangeboten, Sport und vor allem gesünderer Ernährung.

Lauterbach hat sich zudem stets für die Einführung einer Zuckersteuer ausgesprochen. Zucker sei ein wesentlicher Faktor für die Zunahme bei Adipositas, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Damit sei das weiße Süße auch ein Risikofaktor für viele Krankheiten wie Diabetes und Krebs, hatte Lauterbach betont – und mehr Engagement seitens der Politik in der Sache angemahnt.

Freilich: In puncto Zuckersteuer konnten sich Sozialdemokraten und Grüne im Ampel-Koalitionsvertrag nicht durchsetzen. Die FDP setzt halt lieber auf Eigenverantwortung denn auf Sonderabgaben und Gängelung.

Ob das reicht, bleibt abzuwarten. Fakt ist: In Sachen Diabetesprävention wird der Mahner Lauterbach als Bundesminister für Gesundheit Konkretes auf den Tisch legen und im Parlament durchboxen müssen. Das könnte – nach der Bewältigung der Pandemie – eine weitere Chance für ihn sein. Lauterbach könnte beweisen, dass er wichtige Themen wie den Kampf gegen Volkskrankheiten auch jenseits von TV-Talkshows und Morgenmagazinen zu meistern versteht. Zu wünschen wäre es ihm.

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