Berlin

Hebammen arbeiten am Limit

Berlin boomt: Kreißsäle sind überbelegt, Hebammen überlastet. Jetzt sucht der Berliner Senat am Freitag bei einem Krisentreffen mit vielen Akteuren fieberhaft nach Lösungen.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Hochrechnungen zufolge werden 2017 insgesamt 40.000 Kinder in Berlin zur Welt kommen.

Hochrechnungen zufolge werden 2017 insgesamt 40.000 Kinder in Berlin zur Welt kommen.

© Waltraut Grubitzsch / dpa

BERLIN. In der wachsenden Hauptstadt nehmen auch die Versorgungsprobleme zu. Aktuell beschäftigt die Situation in der Geburtshilfe die Berliner Gesundheitspolitik. Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) ruft nun die Chefärzte von Geburtskliniken, Hebammenverbände, Krankenhausgesellschaft, Krankenhausaufsicht, Feuerwehr und Ausbildungsstätten zum Krisentreffen an Freitag, zusammen.

Wenigstens eine gute Nachricht gibt es im Vorfeld. Die Vergütung für freiberufliche Hebammen wird um 17 Prozent angehoben. "Das war lange überfällig", sagte Kolat der "Ärzte Zeitung". Auch dass eine Hebamme zwei statt wie bisher vier Geburten betreuen soll, begrüßt sie. "Denn wir beobachten eine Spirale nach unten, dass schwierige Arbeitsbedingungen die Fachkräfteproblematik verschärft haben. Ich hoffe, dass nun mehr Hebammen in Kliniken arbeiten", so Kolat in einer ersten Reaktion auf den Beschluss der Schiedsstelle.

Die Honorarsteigerungen bei den Hebammen waren auch ein Anliegen der Gesundheitsministerkonferenz. Die Hebammenverbände selbst bewerten den Beschluss aber längst nicht so positiv wie die Berliner Gesundheitssenatorin.

Es fehlt eine Bedarfsplanung

Liegt es an der Vergütung und den Arbeitsbedingungen oder schlicht am steigenden Bedarf, dass die Situation in den Berliner Geburtskliniken in immer angespannter wird? Fest steht, dass 2015 in Berlin knapp 15 Prozent mehr Babys zur Welt kamen als 2011. Rund 40.000werden es im laufenden Jahr wohl werden. Die lokalen Medien berichten von überfüllten Kreißsälen, überlasteten Hebammen und von Rettungswägen, die erst nach einer Klinik suchen müssen, die Gebärende aufnimmt.

In Zahlen lässt sich die Situation dagegen kaum darstellen. Denn es gibt weder eine Bedarfsplanung noch eine Bedarfserhebung für Hebammen. Exakt 47,6 Hebammen kamen in der Berliner Uniklinik Charité im vergangenen Jahr auf 5408 Lebendgeburten. Bei Vivantes versorgten 87 Hebammen 2015 insgesamt 12.103 Neugeborene. Immerhin das hat die Senatsgesundheitsverwaltung in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Catherina Pieroth herausgefunden.

Nach den Gründen für die Engpässe in der Hebammenversorgung und die Überlastung von Kreißsälen in Berlin gefragt, verweist die Senatsgesundheitsverwaltung jedoch auf den Runden Tisch. Ziel sei es Gründe und Handlungsoptionen zu besprechen und "konkrete Schritte zur Verbesserung der Versorgungssituation in der Geburtshilfe zu vereinbaren."

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