Umfrage

Klinikärzte ächzen unter Bürokratie

Bis zu vier Stunden pro Tag gehen für Bürokratie drauf, beklagen Oberärzte.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Köln. Oberärztinnen und Oberärzte sind zwar überwiegend zufrieden mit ihrer Arbeitssituation, sehen in Einzelaspekten aber noch viel Luft nach oben.

Nach einer aktuellen Umfrage des Marburger Bundes (MB) Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz beklagen 92 Prozent, dass sie pro Tag bis zu vier Stunden ihrer Arbeitszeit mit administrativen Tätigkeiten verbringen müssen. „

Die massiv gestiegene bürokratische Arbeit muss endlich durch nicht-ärztliches Personal erledigt werden, damit Ärztinnen und Ärzte wieder mehr Zeit für ihre Patienten haben“, fordert der Landesverbandsvorsitzende Dr. Hans-Albert Gehle.

Befragung von mehr als 1200 Ärzten

Insgesamt 1247 Mediziner hatten sich im Juni und Juli an einer Online-Befragung des MB beteiligt, 65,8 Prozent von ihnen waren Männer. Danach beurteilen zwei Drittel ihre Arbeitssituation als gut oder befriedigend. 18,2 Prozent halten sie für ausreichend und 9,6 Prozent für mangelhaft, 1,9 Prozent verteilen die Note ungenügend.

Stolze 77 Prozent haben keine ausreichende Zeit für die Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses. Nur jeder Zweite hat ausreichende Möglichkeiten für die eigene Fortbildung.

Zwar gaben 69 Prozent an, dass das Wohl der Patienten ihren Alltag prägt. Dennoch ist bei 41,3 Prozent die ärztliche Tätigkeit durch ökonomische Vorgaben bestimmt.

„Fortschreitende Ökonomisierung der Medizin“

Weitere Ergebnisse: Knapp 30 Prozent der Oberärztinnen und Oberärzte erhalten keine übertariflichen Zulagen und werden nicht an den Privatliquidationen der Chefärzte beteiligt, bei 28 Prozent gibt es für Überstunden weder eine Vergütung noch einen Freizeitausgleich. Die Politik sollte die Mängel zur Kenntnis nehmen, sagt Gehle.

„Sie sind eine Folge der fortschreitenden Ökonomisierung der Medizin, der jahrelangen chronischen Unterfinanzierung unserer Kliniken und der uns fehlenden Studienplätze.“

Ob die Trägerstruktur einen Einfluss auf die Bewertung hat, hat der MB nicht erhoben. Der Verband will die Umfrage im kommenden Jahr wiederholen. Dann lassen sich Entwicklungen feststellen.

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