Vier Milliarden Euro zu wenig?

Krankenhauszukunftsgesetz lässt Strukturdebatte hochkochen

Hartmannbund-Chef Dr. Klaus Reinhardt zweifelt daran, dass das Krankenhauszukunftsgesetz auskömmlich finanziert ist. Über den Gesetzentwurf entbrennt umgehend eine Strukturdebatte.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Zu knapp kalkuliert? Seit Jahren fehlen den Kliniken Investitionsmittel – vor allem, weil die zuständigen Länder ihrer Finanzierungspflicht nur bedingt nachkommen.

Zu knapp kalkuliert? Seit Jahren fehlen den Kliniken Investitionsmittel – vor allem, weil die zuständigen Länder ihrer Finanzierungspflicht nur bedingt nachkommen.

© ARMMYPICCA/stock.adobe.com

Berlin. Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, hat Zweifel angemeldet, ob die finanzielle Ausstattung des Krankenhaus-Zukunftsgesetz ausreiche, um integrierte Notfallstrukturen an den Krankenhäusern zu finanzieren.

Der Gesetzentwurf war am Mittwoch vom Kabinett beschlossen und ins parlamentarische Verfahren überstellt worden. „Über Geld müssen wir reden, weil es tatsächlich zweifelhaft ist, ob das im Gesetz vorgesehene Investitionsvolumen von rund vier Milliarden Euro ausreicht, um die darin formulierten politischen Ziele zu erreichen“, sagte Reinhardt, der auch Präsident der Bundesärztekammer ist.

Lesen sie auch

Reinhardt: „Herkulesaufgabe Klinikstruktur“

Reinhardt verweist darauf, dass die „eigentliche Herkulesaufgabe“ mit dem Gesetz nicht gestemmt werde. Die bestehe in einer „notwendigen Reform der Krankenhausfinanzierung“ bis hin zum Aufbau „einer zukunftsfähigen und bedarfsgerechten Klinikstruktur“, so Reinhardt.

Wichtige Impulse für die Zukunft der Kliniklandschaft sieht auch der Verband der Universitätsklinika (VUD). Die Förderung moderner Notfallstrukturen und der digitalen Infrastruktur seien für die Universitätskliniken von großer Bedeutung. VUD-Sprecher mahnten zudem an, eine Ausgleichsregelung für die Erlösausfälle in den Ambulanzen der Universitätskliniken zu schaffen. In einer ersten Reaktion per Twitter forderte auch der AOK-Bundesverband am Mittwoch Strukturreformen im stationären Sektor.

„Wir lernen aus der Corona-Krise: Krankenhäuser brauchen endlich moderne Notfallkapazitäten und eine bessere digitale Infrastruktur“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag. Trotz des Beitrags des Bundes von drei Milliarden Euro sollten die Länder nicht aus der Verantwortung für die Investitionskostenfinanzierung im stationären Sektor entlassen werden, erklärte Maag.

Drei Milliarden Euro vom Bund

Die Ziele des Gesetzentwurfs bestehen unter anderem darin, den ärztlichen Bereitschaftsdienst und die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser zu integrieren und mit weiteren Akteuren der Notfallversorgung zu vernetzen. Zudem soll die Digitalisierung der Häuser vorangetrieben werden.

Dafür stehen drei Milliarden Euro aus dem „Zukunftsprogramm Krankenhaus“ bereit, die von den eigentlich für die Investitionen in den stationären Sektor zuständigen Ländern im Zuge von Ko-Finanzierungen auf bis zu 4,3 Milliarden Euro aufgestockt werden können.

Zudem sollen die Krankenhausträger die Ko-Finanzierung auch selbst in die Hand nehmen können. Dafür sollen Fazilitäten bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geschaffen werden.

Linke sieht profitable Häuser im Vorteil

Ein weiterer Punkt des Gesetzentwurfs sieht vor, den Krankenhäusern coronabedingte Erlösausfälle auf der Basis der Ergebnisse aus 2019 zu gewähren. Das stößt auf Unverständnis bei Harald Weinberg, dem krankenhauspolitischen Sprecher der Linksfraktion.

„Die vorgesehene Orientierung an den Erlösen des Vorjahres stärkt die Krankenhäuser, die schon im letzten Jahr Gewinne mit Versichertengeldern gemacht haben“, sagte Weinberg am Mittwoch.

Wirtschaftlich schwache Kliniken würden dagegen weiter geschwächt, und zwar unabhängig davon, welche Bedeutung sie für die Gesundheitsversorgung hätten.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Tag der Privatmedizin 2023

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Frau diktiert Bericht am Computer

© 3M Deutschland GmbH

Erfolgreiches Spitzen-Duo

3M und Olympus erleichtern den Dokumentationsprozess

Anzeige | 3M Deutschland GmbH
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Videosprechstunde: Der Hausärzteverband findet es gut, wenn ein größerer Anteil der Leistungen darüber erbracht werden darf als bisher. Aber bitte nicht ohne Limit!

© Monika Skolimowska / dpa / picture alliance

44. Hausärztinnen- und Hausärztetag

Keine Digitalisierung an den Hausärztinnen und Hausärzten vorbei!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Die Newsletter der Ärzte Zeitung

» kostenlos und direkt in Ihr Postfach

Am Morgen: Ihr individueller Themenmix

Zum Feierabend: das tagesaktuelle Telegramm

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gastbeitrag

Ein Impulspapier und der ungebrochene Glaube an das ewige Leben

Lesetipps
Vielfalt von Suppen und Protein-Shakes von oben fotografiert

© [M] Iftikhar alam / stock.adobe.com

Lehren aus der DiRECT-Studie

Mit Suppen und Shakes den Diabetes wieder loswerden

Porträt von Professor Annerose Keilmann

© Mathias Ernert

Phoniatrie und Pädaudiologe

Chefärztin Annerose Keilmann – die Stimme für alle Fälle