Großbritannien

Labours Rettungspläne für den staatlichen Gesundheitsdienst NHS bleiben vage

Der britische Gesundheitsminister Wes Streeting übt sich in Aktionismus: Die versprochene Sanierung des NHS solle „unverzüglich“ beginnen.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:

London. Mit einem neuen Zehn-Jahres-Plan will die seit Mai regierende Labour-Regierung den maroden britischen Gesundheitsdienst langfristig sanieren und die gesundheitliche Versorgung im Königreich verbessern. Ärzte sind skeptisch, ob das klappen kann.

Der britische Gesundheitsminister Wes Streeting kündigte kürzlich in London an, man werde „unverzüglich damit beginnen“, die Dauerkrise im staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) zu beenden.

Freilich: Streeting vermied es, konkrete gesundheitspolitische Initiativen zu nennen. „Wir werden die staatlichen Hausarztpraxen unterstützen und dafür sorgen, daß sie genug Geld haben, um einen guten Job zu verrichten“, so der Minister.

Milliarden fehlen

Die Ankündigung der Labour-Regierung, den maroden NHS nach Jahren der Dauerkrise wieder auf Vordermann zu bringen, kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Ärzte- und Patientenverbände auf ein riesiges Loch in den NHS-Finanzen verweisen.

Laut der Organisation „NHS Federation“ klafft im britischen Gesundheitsetat ein massives Haushaltsloch in Höhe von „mindestens 3,2 Milliarden Pfund“ (rund 3,6 Milliarden Euro). Wie der Vorsitzende der Organisation, Matthew Taylor, in London vor Journalisten sagte, graue ihm bereits vor dem bevorstehenden Herbst und Winter, wenn die Erkrankungszahlen in den Praxen und Kliniken erfahrungsgemäß stark zunehmen.

„Dann könnte in vielen Praxen und Kliniken erneut Notalarm und Land unter sein.“ Taylors Äußerungen sorgen auch deshalb für gesundheitspolitische Schlagzeilen, weil die neue Labour-Regierung erst kürzlich die monatelangen Ärztestreiks im Königreich mit einem deutlich verbesserten Gehaltsangebot beendete.

7 Millionen Patienten in der Warteschlange

So erhalten zum Beispiel NHS-Assistenzärztinnen und -ärzte im kommenden Jahr sechs Prozent mehr Lohn plus eine Einmalzahlung von umgerechnet rund 1500 Euro. Auch andere NHS-Beschäftigte werden künftig deutlich besser bezahlt.

Die höheren ärztlichen Einkommen werden im Gesundheitsetat im laufenden Haushaltsjahr laut der Organisation „NHS England“ mit rund einer Milliarde Pfund (1,2 Milliarden Euro) zu Buche schlagen. Dieses Geld fehle dann an anderer Stelle, heißt es.

Labour hatte die Unterhauswahlen im Mai unter anderem mit dem Versprechen gewonnen, den NHS aufzupeppen, Zugang zu hausärztlichen- und fachärztlichen Leistungen zu erleichtern und die langen Wartelisten von derzeit mehr als sieben Millionen Patientinnen und Patienten abzubauen.

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