Schleswig-Holstein

Report: Viele Kinder im Norden depressiv

Viele Kinder und Teenies leiden unter Depressionen und Angststörungen. Das zeigt ein Report der DAK.

Veröffentlicht:

Kiel. Mehr Aufmerksamkeit und effektivere Hilfe wünscht sich die DAK Gesundheit in Schleswig-Holstein für Kinder und Jugendliche mit Depressionen und Angststörungen. Ihr aktueller Kinder- und Jugendreport zeigt, wie verbreitet diese Krankheitsbilder im Norden sind.

Danach leiden rund 5400 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren in Schleswig-Holstein unter einer Depression und 5200 in der gleichen Altersgruppe unter Angststörungen. Der Prozentsatz von 2,3 Prozent aller Schulkinder wurde von Gesundheitswissenschaftler Julian Witte von der Universität Bielefeld allein aus Abrechnungsdaten errechnet. Witte sieht aber eine Dunkelziffer, weil nicht jede Depression und Angststörung ärztlich behandelt und abgerechnet wird. Hinzu komme, dass viele Betroffene erst ab einem bestimmten Schweregrad in der Versorgung erscheinen. „Die betroffenen Kinder leiden lange für sich im Stillen, bevor sie sich jemandem anvertrauen und passende Diagnose und Hilfe bekommen“, sagte der Leiter der DAK Landesvertretung, Cord-Eric Lubinsky. Bei der Vorstellung des Reports in Kiel rief er dazu auf, aufmerksamer auf Anzeichen von Angststörungen und Depressionen zu achten. Neben der Familie nannte er auch Schulen und Sportvereine.

Auffällig ist, dass es bei Mädchen deutlich mehr Diagnosen gibt. Anja Walczak, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie sowie stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes BKJPP im Norden, führt dies auf die Beobachtung zurück, dass Mädchen schneller Hilfe suchen als Jungen. Hinzu komme, dass bei den Jungen oft andere Diagnosen im Vordergrund stünden und sie in diesem Alter seltener zum Arzt gingen.

Deutlich wurde in Kiel, dass Depressionen und Angststörungen oft langwierig und folgenschwer für die Betroffenen sind. Nach Angaben Wittes werden 8,7 Prozent aller Schulkinder mit Depressionen im Jahr 2017 mindestens einmal im Krankenhaus behandelt – mit einer durchschnittlichen stationären Verweildauer von 44 Tagen. 22 Prozent aller wegen einer Depression stationär aufgenommenen Kinder und Jugendlichen wurde mehrfach behandelt. Auswirkungen haben die Folgen auch für die Kostenträger. Pro Kopf geben diese zwischen 2500 und 3000 Euro mehr für Mädchen und Jungen mit Angststörungen und Depressionen aus als für vergleichbare Kinder und Jugendliche ohne diese Diagnosen. Bundesweit summieren sich die Ausgaben für die beiden Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen auf 406 Millionen Euro (Depression) und 390 Millionen Euro (Angststörungen). Für Schleswig-Holstein liegen diese Ausgaben bei 16 beziehungsweise 14 Millionen Euro. „Eine gezielte Versorgungsverbesserung hätte hohes ökonomisches und präventives Potential“, glaubt Witte.

Lubinsky verwies in diesem Zusammenhang auf ein neues Versorgungsangebot seiner Krankenkasse unter dem Namen „veo“, das für zwölf- bis 17-jährige Betroffene nach einem Krankenhausaufenthalt eine besser vernetzte ambulante Nachsorge ermöglichen soll. Eingebunden werden neben Haus- und Fachärzten auch Beratungsstellen, Schulpsychologen und Jugendämter. Ziel ist es, Wartezeiten zu verringern. (di)

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