COVID-19-Pandemie

Spahn: Corona-Impfungen schon im Dezember denkbar

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist zuversichtlich, dass noch vor Weihnachten mit Impfungen gegen das Coronavirus begonnen werden kann – je nach Impfstoff-Logistik auch in Arztpraxen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht: | aktualisiert:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) besuchte am Montag das Werk des Impfstoffherstellers IDT Biologika in Dessau-Roßlau.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) besuchte am Montag das Werk des Impfstoffherstellers IDT Biologika in Dessau-Roßlau.

© Hendrik Schmidt/dpa

Berlin/Dessau. Mit Blick auf eine Impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 könnte es laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ganz schnell gehen. „Stand heute“ sei davon auszugehen, dass es bereits im Dezember eine erste Zulassung für einen Impfstoff gebe.

„Danach sieht es aus, die Daten sind gut“, sagte Spahn am Montag bei einem Besuch beim Impfstoff-Hersteller IDT Biologika im sachsen-anhaltinischen Dessau-Roßlau.

Spahn: Müssen vorbereitet sein!

Bund und Länder seien sich einig, dass die derzeit im Aufbau befindlichen Impfzentren „Mitte Dezember einsatzbereit“ sein sollten, sagte Spahn. Es könne aber auch gut sein, dass sich der Start der Impfungen bis nächstes Jahr verzögere.

IDT Biologika arbeitet bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen CVID-19 mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung und mehreren Uniklinken zusammen. Anfang Oktober hatte das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut entsprechende Tests genehmigt. Neben IDT arbeiteten auch die deutschen Unternehmen BioNtech und CureVac an aussichtsreichen Impfstoffen, so Spahn.

Die Mainzer Firma BioNtech und der US-Pharmahersteller Pfizer hatten kürzlich bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für ihren Corona-Impfstoff beantragt. Nach aktuellem Stand muss der Impfstoff bei minus 70 Grad geliefert und gelagert werden, um zu wirken.

Ohne die Ärzte geht es nicht

Für die geplanten Impfungen nahm Spahn auch die Ärzte in die Pflicht. „So oder so werden wir ohne die Unterstützung der Ärzteschaft nicht impfen können.“ Daher werde es mit Sicherheit in den meisten Bundesländern Vereinbarungen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen geben.

Das gelte auch für die Beteiligung von Ärzten und medizinischem Personal an der Arbeit der Zentren. Darüber hinaus brauche es mobile Impfteams, die etwa in Altenpflegeeinrichtungen gehen könnten, um die Bewohner dort zu impfen.

Liege ein Impfstoff vor, der nicht bei minus 70 Grad aufbewahrt werden müsse und zudem „ausreichend“ vorhanden sei, könnten die Immunisierungen auch im „regulären System“ erfolgen, machte Spahn deutlich.

Impfungen auch in Arztpraxen denkbar

„Die Arztpraxen schaffen es jedes Jahr, zur Grippesaison 15 bis 20 Millionen Impfungen in wenigen Wochen zu geben. Das ist unter Belastung – ja, aber es gelingt jedes Jahr aufs Neue.“

Gleichwohl sei es der Plan von Bund und Ländern, mit den Impfungen zunächst in den Impfzentren zu beginnen, „weil wir auch priorisieren müssen und weil der erste Impfstoff einer ist, der bei minus 70 Grad Aufbewahrung und Logistik braucht“. Bei der Corona-Impfung handele es sich um ein „Angebot“, betonte Spahn.

Kein rasches Ende des Teil-Lockdowns

Mit Blick auf die für diesen Mittwoch geplanten Beratungen von Bund und Ländern über eine Fortsetzung oder auch Verschärfung des seit November geltenden Corona-Teil-Lockdowns erklärte Spahn, die zweite Welle in der Pandemie sei zwar gebrochen worden. „Aber wir sind immer noch auf einem Niveau, das zu hoch ist.“

Einschränkungen im privaten und öffentlichen Leben seien daher weiterhin nötig, so Spahn. Gerade angesichts der derzeit geltenden Beschränkungen all ihrem Verzicht und ihren sozialen und wirtschaftlichen Härten sei es aber gut, eine Perspektive für und eine begründete Zuversicht auf Impfstoffe zu haben. Sie könnten sich als „der Schlüssel aus der Pandemie heraus“ erweisen.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) unterstrich, in allen Bundesländern werde die „grundsätzliche Notwendigkeit“ gesehen, den Teil-Lockdown bis kurz vor Weihnachten zu verlängern. Bei Schulen und beim Schutz vulnerabler Gruppen in Pflegeheimen sei nach zu schärfen. Der Anstieg der Neuinfektionen sei gebrochen, aber noch nicht zum Stillstand gekommen.

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Montagmorgen knapp 11.000 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Am vergangenen Montag hatte die Zahl in etwa gleich hoch gelegen. Montags fallen die Zahlen aber regelmäßig niedriger aus, da an Wochenenden weniger getestet wird.

Reinhardt: Fortsetzung der Maßnahmen vernünftig

Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Klaus Reinhardt, nannte die Fortsetzung der Eindämmungs-Maßnahmen „vernünftig und geboten“. Auch wenn sich die Infektionszahlen stabilisierten, sei noch keine Trendwende erreicht, sagte Reinhardt am Montag der „Ärzte Zeitung“. Bund und Länder müssten Nutzen und Risiken der Maßnahmen jedoch genau abwägen, um negative psychosoziale Auswirkungen insbesondere für Kinder und Jugendliche auszuschließen.

Reinhardt betonte, in einigen Regionen näherten sich die intensivmedizinischen Abteilungen der Belastungsgrenze. „Um die Handlungsfähigkeit der Kliniken zu erhalten, brauchen wir bundesweite Vorgaben zur Entlastung der Krankenhäuser von nicht dringend notwendigen Leistungen.“ Hilfreich wären zudem trägerübergreifende Verbünde, um freie Kapazitäten optimal auszunutzen.

Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) teilten am Montag mit, dass in vielen Uniklinika ein etwas verlangsamter Anstieg der Zahlen von behandelten und beatmeten Patienten zu beobachten sei. Ein Abflachen der Infektionskurve sei allerdings bislang nicht zu erkennen. „Die Zahlen steigen nach wie vor und die stationären Behandlungszahlen erreichen schon jetzt ein Belastungsniveau in den Kliniken. Das muss dringend wieder reduziert werden.“

Pandemierat nimmt Arbeit auf

Unterdessen nahm der bei der BÄK eingerichtete Pandemierat seine Arbeit auf. In separaten Arbeitsgruppen geht es dabei unter anderem um die Weiterentwicklung der Teststrategie sowie um Konzepte zur Vermeidung von „Kollateraleffekten“ der Corona-Bekämpfung.

„Wir wollen den Handlungsbedarf in diesen Bereichen analysieren und auf dieser Grundlage in komprimierter Form möglichst konkrete Empfehlungen für die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern entwickeln“, sagte BÄK-Präsident Reinhardt am Montag.

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