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Apotheken: „Stimmung am Tiefpunkt“
Der Sparbeitrag, den der Bundesgesundheitsminister den Apothekern zur Konsolidierung der Kassenfinanzen abverlangt, hat die Branche massiv vergrätzt.
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Vom Packungshonorar zugunsten der Kassenfinanzen abgeben? Für die meisten Apothekerinnen und Apotheker ist das verständlicherweise keine Option.
© Julian Stratenschulte / dpa / picture-alliance
München. Trotz Einführung neuer pharmazeutischer Dienstleistungen und der künftig regelhaften Teilhabe an der saisonalen Grippeimpfung – beschlossen mit dem Pflegebonusgesetz Ende Juni –, ist die Stimmung unter den selbständigen Apothekerinnen und Apothekern „so schlecht wie noch nie“. Grund der großen Depression ist nach Mitteilung des Dachverbands ABDA das Ende Juli vom Kabinett beschlossene GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, mit dem der gesetzliche Abschlag von 1,77 Euro pro Packung auf 2,- Euro angehoben werden soll.
Knapp 83 Prozent der Offizinbetreiber rechneten deshalb mit einer „negativen wirtschaftlichen Entwicklung in den nächsten zwei bis drei Jahren“. DieseEinschätzung basiert auf dem „Apothekenklima-Index“, einer regelmäßigen Online-Befragung unter 500 Inhabern, zuletzt von Mitte Juli bis Anfang August dieses Jahres.
Im vorigen Jahr hätten erst knapp 65 Prozent der Befragten zu Protokoll gegeben, mit einer derart mittelfristig anhaltenden Verschlechterung ihrer Geschäfte zu rechnen, heißt es.
Klimawandel auch Thema am HV-Tisch
Neben der Sorge um die Ertragslage drückt – wenig überraschend – der Fachkräftemangel. Für drei von vier (78 Prozent) Inhabern gehören laut ABDA-Umfrage „Personal- und Nachwuchsprobleme zu den größten Defiziten im Versorgungsalltag“. Sieben von zehn Apotheken (71 Prozent) suchten „händeringend nach qualifiziertem pharmazeutischem Personal“.
Trotz dieser Herausforderungen gebe sich die Branche aber auch offen für Trendthemen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit, heißt es weiter. So würden Neun von zehn (89 Prozent) der befragten Apothekerinnen und Apotheker „diese Themen bereits in Patientengesprächen anschneiden“. Jeder dritte (33 Prozent) gab an, etwa im Botendienst künftig „vermehrt auf Elektromobilität setzen“ zu wollen.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bekräftigte zum Start des Apothekertages am heutigen Dienstag in München erwartungsgemäß die an Berlin adressierte Forderung, den gesetzlichen Packungsabschlag nicht anzutasten. Overwiening: „Dass ausgerechnet bei den Apotheken gespart wird, deren Anteil an den Gesamtausgaben der GKV seit Jahren rückläufig ist und derzeit nur noch bei 1,9 Prozent liegt, ist falsch und darf nicht passieren.“ (cw)