Ästhetisch-plastische Chirurgie

Botulinumtoxin – der Stoff für das Home-Office?

Corona sorgt für einen Boom bei kosmetischen Eingriffen: Ästhetisch-Plastische Chirurgen verzeichnen 2020 eine Zunahme nach Behandlungswünschen im Gesicht. Der Wunsch nach Fettabsaugung geht dagegen zurück.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
In pandemiebedingten Videoschalten zählt auch für den Mann zunehmend nicht mehr das Motto „Natur pur“.

In pandemiebedingten Videoschalten zählt auch für den Mann zunehmend nicht mehr das Motto „Natur pur“.

© detailblick / stock.adobe.com

Berlin. In der Pandemie lassen immer mehr Berichte von Auslandskorrespondenten aufhorchen: Da Videoschalten inzwischen den Alltag vieler Arbeitnehmer prägen, treibt Corona immer mehr Angestellte und Selbstständige zum Schönheits-Tuning beim medizinischen Spezialisten. Sind die Deutschen da eine Ausnahme?

Keineswegs, wie die jetzt veröffentlichte Behandlungsstatistik der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) für das vergangene Jahr zeigt. Verzeichneten Kliniken und auch niedergelassene Haus- und Fachärzte – teils politisch gefordert, teils aus Angst vor einer Ansteckung mit SARS-CoV2 in der Praxis – einen mitunter massiven Einbruch bei elektiven Eingriffen und Vorsorgeuntersuchungen, so erfreuten sich die VDÄPC-Mitglieder, deren Befragung die Basis der alljährlichen Statistik ist, zumindest einer zunehmenden Nachfrage nach den per se meist elektiven, minimalinvasiven Behandlungen. Sie erbrachten 2020 insgesamt 48.343 (2019: 46.767) minimalinvasive Behandlungen, deren Anteil damit auf 59,3 Prozent (2019: 56,12 Prozent) stieg, während sie bei den ästhetisch-plastischen Op mit einem Rückgang von 36.571 auf 33.173 deutlich Federn lassen mussten.

Streben nach Selbstoptimierung

VDÄPC-Präsident Dr. Steffen Handstein hat eine – auf den Aussagen der Mitgliederbefragung basierende – nahe liegende Erklärung für die rasante Zunahme zum Beispiel bei der Nachfrage nach minimalinvasiven Botulinumtoxin-Behandlungen. „Das Streben nach Selbstoptimierung und der Wunsch nach einem dynamisch-frischen Aussehen bestimmen den Alltag vieler Menschen mit dem Ziel, sich rundum wohlzufühlen“, schreibt er im Vorwort zur 2020er Analyse.

Oftmals seien es nur kleine Details, die als störend empfunden werden, wie beispielsweise Fältchen an den Augen oder hartnäckige Fettpölsterchen an den Hüften, die auch durch gesunde Ernährung und Sport nicht verschwinden wollen. „Im Zuge der täglich neuen Herausforderungen, besonders in den letzten Monaten seit der Pandemie, fühlen sich viele Menschen zudem müde und erschöpft, was sich mitunter auch im Äußeren spiegeln kann. Da die ästhetischen Eingriffe zudem immer sanfter und verträglicher werden, beobachten wir derzeit vor allem eine verstärkte Nachfrage nach bestimmten Behandlungen in der Gesichtsregion“, ergänzt Handstein.

Nur als Adonis in die Videoschalte?

Auch die berufstätigen Männer in Deutschland scheinen dem internationalen Trend zu folgen und der Natur ihre Grenzen aufzeigen zu wollen. „Neu ist, dass sich mittlerweile auch die Männer kritisch begutachten und infolgedessen vermehrt ästhetische Eingriffe im Gesicht vornehmen lassen“, stellt Handstein fest.

Pandemiebedingt hätten die etwa 100 VDPÄC-Mitglieder in ihren Praxen und Kliniken auch neue Anlässe für die Motivation, sich einem ästhetischen Eingriff zu unterziehen: So hätten 15,6 Prozent der Patientinnen und Patienten die Maskenpflicht als auslösenden Faktor genannt, 14,5 Prozent das Home-Office und 3,9 Prozent die Videokonferenzen.

Zugleich forderten die Patienten von ihrem Arzt auch eine höhere Beratungsqualität ein. „Im Zuge des gesellschaftlichen Megatrends der Körperoptimierung und des Bodystylings werden auch 57,8 Prozent unserer Patientinnen und Patienten anspruchsvoller und kritischer in der Planung des gewünschten ästhetischen Eingriffs“, konzediert der VDPÄC-Präsident. Das Gros der Patienten stellt mit 90,35 Prozent aber immer noch das weibliche Geschlecht. Frauen fragten demnach 2020 insgesamt 95,2 Prozent der minimalinvasiven Behandlungen und 73,2 Prozent der ästhetisch-plastischen Op nach.

Sinkende Nachfrage nach Liposuktion

Bei den Frauen rangierte 2020 die Botulinumtoxinbehandlung mit 23.070 Fällen (2019: 21.630) weiter in der Pole-Position, Hyaluron verteidigte mit 17.901 (17.753) Behandlungen den zweiten Platz. Die Lippenkorrektur (4003/4487) verdrängte die Liposuktion (3934/4545) auf Rang vier. Die Mamma-Augmentation verharrte mit 3892 (4396) Eingriffen auf Platz fünf.

Bei den Männern verdrängte 2020 die Oberlidstraffung mit 1686 (1557) die Liposuktion vom Spitzenplatz der ästhetisch-plastischen Eingriffe. Die Botulinumtoxinbehandlung rückte vom dritten auf den zweiten Platz vor (1153/1134). Die Liposuktion (1093/1565 ) landete auf Rang drei. Hyaluron verzeichnete bei Männern eine sprunghafte Nachfrage um 24,7 Prozent auf 867 Fälle und sicherte sich damit Platz vier. Auf Rang fünf landete die Gynäkomastie (818/1036).

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Tag der Privatmedizin 2023

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“