Heil- und Hilfsmittel

Branche hadert noch mit neuem Gesetz

Vor allem der Export stärkt deutschen Hilfsmittelherstellern den Rücken. Die Branche setzt Hoffnung in das Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz, mahnt aber Nachbesserungen an.

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BERLIN/DÜSSELDORF. Die rund 300 deutschen Hilfsmittelhersteller mit ihren mehr als 21.000 Beschäftigten konnten ihren Umsatz im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2014 um etwas mehr als drei Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro steigern. Das internationale Geschäft entwickelte sich dabei bei den meisten Unternehmen besser als der Inlandsumsatz.

Die Exportquote liegt inzwischen auch im Markt für Hilfsmittel bei rund 55 Prozent und damit nur noch geringfügig niedriger als in der gesamten Medizintechnikindustrie mit einer Exportquote von zuletzt 64 Prozent. Diese Eckdaten zum Hilfsmittelmarkt hat der Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien (Spectaris) im Vorfeld der am Mittwoch in Düsseldorf beginnenden Fachmesse für Rehabilitation Rehacare veröffentlicht.

Für das noch laufende Jahr werde eine erneute leichte Umsatzsteigerung in einer ähnlichen Größenordnung wie in 2015 erwartet. Die Lage im Inland ist, wie Spectaris betont, "aufgrund der massiven Einsparbemühungen der Krankenkassen und dem großen Kostendruck im Gesundheitswesen jedoch weiterhin schwierig, und so bleibt die Ertragslage bei zahlreichen Unternehmen der Branche trotz der leichten Umsatz- und Mengenzuwächse angespannt."

Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit eines ausgewogenen Haushaltens im Gesundheitssektor könnten viele Hersteller den Kostendruck in der aktuellen Ausprägung nicht immer nachvollziehen. "Schaut man sich den Anteil der Hilfsmittelausgaben an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung an, der mit weniger als vier Prozent noch deutlich unter dem Verwaltungskostenanteil in Höhe von knapp fünf Prozent liegt, stellt sich die Frage, ob der Sparhebel an der richtigen Stelle angesetzt wird", so Marcus Kuhlmann, bei Spectaris Leiter des Fachverbandes Medizintechnik. Verstärkt werde dieser Eindruck dadurch, dass die GKV-Gesamtausgaben im ersten Halbjahr dieses Jahres stärker gestiegen seien als die Ausgaben für Hilfsmittel. "Die deutlichen Einsparungen treffen vor allem ältere Menschen und Menschen mit Behinderung. Immer häufiger müssen diese wirtschaftliche Aufzahlungen leisten", erläutert Kuhlmann.

Der Industrieverband hegt in diesem Zusammenhang nach eigener Aussage große Erwartungen in das zurzeit diskutierte Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG). "Schon seit einiger Zeit stellen wir mit Sorge fest, dass die Qualität der Hilfsmittelversorgung sinkt und auf Hilfsmittel angewiesene Menschen nicht mit dem qualitativ besten, sondern zu oft mit den für die Krankenkassen günstigsten Hilfsmitteln versorgt werden", verdeutlicht Kuhlmann. Die Reformen, die über das HHVG zu einer Steigerung der Versorgungsqualität führen sollten (wir berichteten), seien aber bisher nur im Ansatz geeignet, die Situation nachhaltig zu verbessern.

"Wir sehen noch erheblichen Verbesserungsbedarf beim HHVG, insbesondere mit Blick auf die Verbindlichkeit qualitativer Versorgungsaspekte sowie der zwingend erforderlichen engeren Einbindung aller an der Hilfsmittelversorgung Beteiligten in die Entscheidungsprozesse", konkretisiert Kuhlmann die Sorgen der Branche. Es dürfe nicht sein, dass immer nur die gesetzlichen Krankenkassen mehr oder weniger die alleinige Entscheidungsbefugnis hätten. (maw)

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