KZBV-/BZÄK-Jahresbericht

Zahn-MVZ: Patienten sehen kein Qualitätsproblem

Noch scheint die Welt für Patienten in Zahnarztpraxen und zahnmedizinischen MVZ in Ordnung zu sein, und die Versorgungsqualität leidet nicht, legt der Jahresbericht 2021 der Zahn-Patientenberatung nahe.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Sind bei der Behandlung Investoreninteressen zu berücksichtigen? Oder geht es nur um das Wohl der Patienten? Der aktuelle Jahresbericht der Zahnärztlichen Patientenberatung lässt das Pendel eher in Richtung Patientenwohl ausschlagen.

Sind bei der Behandlung Investoreninteressen zu berücksichtigen? Oder geht es nur um das Wohl der Patienten? Der aktuelle Jahresbericht der Zahnärztlichen Patientenberatung lässt das Pendel eher in Richtung Patientenwohl ausschlagen.

© Addictive Stock / Shotshop / picture alliance

Berlin. Die zunehmende Zahl zahnmedizinischer Versorgungszentren (MVZ) hat sich offensichtlich – entgegen immer wieder geäußerter Bedenken gegen Finanzinvestoren – nicht negativ auf die Versorgung ausgewirkt.

Wie es in dem am Montag von Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) und Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gemeinsam veröffentlichten Jahresbericht 2021 der Zahnärztlichen Patientenberatung heißt, „scheint sich der Wandel der Versorgungsangebote nicht negativ auszuwirken, allerdings sollten Praxis-und Eigentümerstrukturen für Patienten transparenter werden.“

Zahnärztliche MVZ: In drei Jahren mehr als verdoppelt

Laut KZBV-Daten hat sich beispielsweise allein die Zahl der zahnärztlichen MVZ zwischen Mitte 2018 und Mitte 2021 von bundesweit 555 auf 1144 erhöht, mit knapp 3500 angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzten. Viele weitere seien zudem in größeren inhabergeführten Praxen in Anstellung beschäftigt. „In diesen Trend dürfte auch eine veränderte Berufsplanung unter Zahnmedizinerinnen und Zahnmedizinern hineinspielen, von denen heute manche eine angestellte Tätigkeit bevorzugen, heißt es im Jahresbericht.

Nichtsdestotrotz nehmen die Ratsuchenden spezifische Unterschiede zwischen verschiedenen Praxisformen wahr – wobei dies zumeist mit der puren Größe einer Behandlungseinrichtung und nicht mit der Rechtsform in Zusammenhang steht.

Für viele Patientinnen und Patienten habe eine verlässliche Behandlungsbeziehung mit konstanten Ansprechpartnern und vorzugsweise einem oder höchstens wenigen behandelnden Zahnärzten weiterhin hohe Bedeutung.

Eine solche Kontinuität lasse sich in großen Praxen, die teilweise im Schichtsystem organisiert sind, nicht immer gewährleisten, merken die PAtientenberater an. Andererseits böten größere Einrichtungen oft flexiblere Öffnungszeiten und mitunter ein breiteres Spektrum fachlicher Expertise, was von manchen Ratsuchenden durchaus als vorteilhaft empfunden werde.

Optimistische Wettbewerbsprognose

„Insgesamt scheint die Hoffnung gerechtfertigt, dass sich kleinere und größere Praxisstrukturen im Versorgungsgeschehen ergänzen und Patientinnen und Patienten die für sie passende Praxisform gemäß ihren individuellen Bedürfnissen wählen können“, lautet die optimistische Wettbewerbsprognose. Wie die Erfahrungen aus der Patientenberatung nahelegten, spielten bei der Entscheidung für eine bestimmte Zahnarztpraxis beispielsweise das Lebensalter, aber auch persönliche Prioritäten und Erwartungshaltungen hinein.

Darüber hinaus belege die Auswertung der Beraterdiskussionen die weiterhinzentrale Rolle der Zahnarzt-Patienten-Kommunikation – und zwar ganz unabhängig von der Praxisform. Viele Anliegen und Probleme der Ratsuchenden, so die Einschätzung der Beratenden, ließen sich durch klare Kommunikationsstrukturen und eine gute Aufklärungsarbeit in den Zahnarztpraxen vermeiden.Patientenaufklärung sollte daher von allen Zahnärztinnen und Zahnärzten als ein Kern ihrer Tätigkeit und als Voraussetzung einer vertrauensvollen Behandlungsbeziehung verstanden werden, lautet der Appell von KZBV und BZÄK.

Nicht zuletzt wäre eine größere Transparenz mit Blick auf die Eigentumsverhältnisse und gesellschaftsrechtliche Form verschiedener Versorgungseinrichtungen wünschenswert, lautet ein weiterer Appell.

Es geht nicht ohne individuelle Beratung

Wie Dr. Romy Ermler, Vizepräsidentin der BZÄK, die Ergebnisse des aktuellen Jahresberichtes kommentiert, Auchten Patienten zu allererst eine gute Versorgung – in welcher Praxisform sie diese erhalten, sei für sie sekundär, wenn sie sich gut beraten und behandelt fühlten.

„Viele von ihnen wissen aber die vertrauensvolle und persönliche Betreuung besonders in kleinen Einzel- oder Gemeinschaftspraxen sehr zu schätzen. Dieses Vertrauensverhältnis kann in großen Praxiseinheiten, in denen die behandelnden Zahnärztinnen und Zahnärzte oft wechseln, deutlich schwerer entstehen“, so Ermler.

Ein individuelles Beratungsgespräch – ob in der Praxis oder auch mit einer der Patientenberatungsstellen – sei durch nichts zu ersetzen, auch nicht durch Informationen im Internet. „Die zahnmedizinischen Expertinnen und Experten in den Beratungsstellen helfen dabei Jahr für Jahr vielen Tausend Patientinnen und Patienten mit ihren Anliegen. Das zeigt, dass qualifizierte Informationen rund um die zahnmedizinische Versorgung stark nachgefragt sind“, rührt die BZÄK-Vizechefin die Werbetrommel für die Zahnärztliche Patientenberatung.

KZBV: Wir haben Investoren im Blick

KZBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Eßer betont angesichts des Jahresberichtes, die Zahnärzteschaft in Deutschland sehe es als ihre Aufgabe an, mögliche Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen, Lösungsvorschläge zu unterbreiten und diese an die Politik zu adressieren.

„Die für Patienten jederzeit optimale Versorgung muss bei allen zahnärztlichen Einrichtungen, unabhängig von Form und Größe, im Mittelpunkt stehen. Gesundheit zum Renditeobjekt eines Geschäftsmodells zu machen, wie dies bei Hedgefonds und Großinvestoren vielfach der Fall ist, zerstört das patientenorientierte Versorgungsmodell unseres Gesundheitssystems unwiderruflich. Wir haben solche versorgungsschädlichen Entwicklungen genau im Blick und werden die Politik auf diese weiterhin aufmerksam machen, nicht zuletzt auch über die zahnärztlichen Beratungsstellen“, so Eßer.

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