Leitlinien und ihre Implementierung

Corona-Pandemie als Rückschlag für Herzinsuffizienz-Versorgung

Wissenschaftler aus Würzburg wollten wissen, wie die Verschreibungszahlen wichtiger Herzinsuffizienz-Medikamente während und nach der COVID-Pandemie aussahen und welchen Einfluss die europäischen Leitlinien hatten.

Michaela SchneiderVon Michaela Schneider Veröffentlicht:
Abgabe von Medikamenten

Zu Beginn der COVID-19-Pandemie gingen die Konsultationen in kardiologischen und allgemeinmedizinischen Praxen um rund 40 Prozent zurück und die Verschreibungszahlen von wichtigen Arzneimitteln brachen ein.

© R. Kochanowski / DZHI

Würzburg. Zu Beginn der COVID-19-Pandemie brachen die Verschreibungszahlen wichtiger Herzinsuffizienz-Medikamente ein. Soweit die schlechte Nachricht. Die Gute: Evidenzbasiertes klinisches Wissen scheint in der realen Herzinsuffizienz-Versorgung in Deutschland, gefördert durch die neuen ESC-Leitlinien, zunehmend besser angenommen zu werden.

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Beides geht Schwarz auf Weiß aus einer am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) durchgeführten Untersuchung hervor. Die Studie beschreibt einerseits die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Medikamentenverordnung im Versorgungsalltag und andererseits den Einfluss der neuen europäischen Herzinsuffizienz-Leitlinien. Dafür wurden Apothekendaten aus der Verschreibungsdatenbank IQVIA analysiert.

Verschreibungspraxis seit 2016

Ein Team um Professor Stefan Störk vom DZHI hatte sich die Verschreibungspraxis im Zeitraum 2016 bis 2023 genauer angeschaut, die Analysen wurden jetzt im Fachjournal THE LANCET Regional Health Europe veröffentlicht. Im Fokus standen die beiden neuen Wirkstoffklassen ARNI, zugelassen seit November 2015, und SGLT2-Inhibitor, seit August 2021 in den Leitlinien empfohlen.

Heraus kam: Die Anzahl der Menschen, die mit Sacubitril/Valsartan behandelt wurden, stieg zwar seit 2016 kontinuierlich an, zeitgleich mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie verlangsamte sich das vierteljährliche Wachstum jedoch erheblich. Ähnlich verhielt es sich bei den Neuverschreibungen. Erst ein knappes Jahr später, im ersten Quartal 2021, wurde das Niveau vor der Pandemie erreicht. Das lege nahe, fasst Studien-Erstautor Dr. Fabian Kerwanger zusammen, dass die Widerstandskraft des Gesundheitssystems in Krisen gestärkt werden müsse.

Leitlinien-Empfehlungen schnell umgesetzt

Als äußerst positiv bewerteten die Autoren indes die schnelle Umsetzung der neuen Leitlinien-Empfehlungen. So konnte das Studienteam direkt nach der Zulassung des ersten SGLT2-Inhibitors für HFrEF Ende 2020 einen Anstieg der Kombinationstherapie von SGLT2-Inhibitor mit Sacubitril/Valsartan nachweisen. Der Trend beschleunigte sich mit den neuen ESC-Leitlinien zur Herzinsuffizienz: Das vierteljährliche Wachstum verdoppelte sich nahezu von knapp 12.000 im dritten Quartal 2021 auf mehr als 22.000 im darauffolgenden Quartal. Zuletzt, im zweiten Quartal 2023, wurde die Kombinationstherapie fast 81.000 mal verordnet.

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