Arztbewertung

Portale werden immer wichtiger

In den vergangenen zehn Jahren haben sich Arztbewertungsportale zu einem etablierten Praxismarketinginstrument gemausert. Wie eine aktuelle Befragung zeigt, klaffen die Erwartungen von Patienten und Ärzten aber teils auseinander.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Krank? Vor dem Arztbesuch schauen immer mehr Patienten im Web nach Bewertungen niedergelassener Ärzte.

Krank? Vor dem Arztbesuch schauen immer mehr Patienten im Web nach Bewertungen niedergelassener Ärzte.

© rauf_ashrafov / stock.adobe.com

MÜNCHEN. Arztbewertungsportale sind für Ärzte in der vergangenen Dekade zum "entscheidenden Wettbewerbsfaktor" geworden. Dieser Ansicht ist zumindest Dr. Florian Weiß, Geschäftsführer des Anbieters jameda, mit rund 275.000 erfassten Medizinern nach eigenen Angaben Deutschlands größtes Arztbewertungsportal.

95 %

der Teilnehmer einer Patientenbefragung gaben an, Arztbewertungen vor allem mit dem Ziel zu tätigen, dass sich andere Patienten orientieren können. Die Befragung war nicht repräsentativ.

Wie eine aktuelle Befragung unter mehr als 7700 bei jameda registrierten Patienten ergab – Mehrfachnennungen waren möglich –, nutzen 65 Prozent von ihnen Bewertungsportale für die Arztsuche, wie Weiß vor Kurzem in der bayerischen Kapitale vor Journalisten bei der Vorstellung der Studienergebnisse hervorhob. 61 Prozent fragen Freunde oder Familie oder suchen allgemein im Internet (52 Prozent).

Patienten als Ratgeber gesucht

Wie Weiß verdeutlichte, erleichtern Bewertungsportale 87 Prozent der Befragten die Arztsuche. Bei der Arztwahl gälten für 53 Prozent andere Patienten als besonders vertrauenswürdige Ratgeber. Nur auf Freunde und Familie treffe das mit 67 Prozent noch stärker zu. Vier von fünf Patienten glaubten, so Weiß, dass die Bewertungen in Arztportalen im Wesentlichen aussagekräftig sind. Immerhin jedem Dritten sei wichtig, eigene Arzt-Erfahrungen mit anderen teilen zu können.

Sowohl Patienten (85 Prozent) als auch Ärzte (87 Prozent) hielten es für wichtig, dass sich Ärzte in Arztbewertungsportalen präsentieren. Konkret erstellt mit 53 Prozent jeder zweite Arzt der mehr als 2000 befragten, ebenfalls bei jameda registrierten Mediziner einen Eintrag, um Patienten zu akquirieren. Etwa die Hälfte sieht es zudem positiv, dass Patienten sie bewerten können. 63 Prozent schätzen die bessere Online-Sichtbarkeit durch Portale. 70 Prozent setzen zudem auf eine eigene Website.

85 Prozent der Ärzte denken, Portale generierten zum Leistungsspektrum „passende“ Patientenströme. Patienten schreiben vor allem Bewertungen, damit sich andere leichter orientieren können (95 Prozent). Zudem „bedanken“ sich immerhin vier von fünf Portal-Nutzern bei Ärzten mit guten Beurteilungen. Insgesamt ist das Verhältnis von positivem zu negativem Feedback vier zu eins. Dabei sehen Ärzte (92 Prozent) die Rückmeldungen sogar als hilfreicher als die Patienten selbst (82 Prozent) an, um ihre Arbeit zu verbessern.

Transparenz spaltet Ärzte und User

Dass Online-Bewertungen helfen, die Versorgungsqualität transparenter zu machen, denken aber vor allem Patienten (88 Prozent). Bei den Ärzten ist nur etwa jeder Zweite dieser Meinung (58 Prozent). Die Befragung wurde von Mai bis Juli online unter jameda-Nutzern durchgeführt. Derzeit suchen jeden Monat etwa sechs Millionen Patienten bei jameda einen Arzt. Bisher sind 1,8 Millionen Arztbewertungen erfasst.

Wie Weiß vor Kurzem gegenüber der "Ärzte Zeitung" spekulierte, könnte in Zukunft auch der Einsatz Künstlicher Intelligenz die Arztsuche erleichtern – durch die Identifikation geeigneter Experten für die jeweilige Suchanfrage.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Patientenvoten im Steilflug

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Compliance

DSGVO in der Arztpraxis: Wenn der Datenschutz den Daumen senkt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus