Komplexe Versorgungslage
Post-COVID fordert vor allem Hausärzte
Im ersten Quartal 2021 wurde das Post-COVID-Syndrom bei über 110 .000 Patientinnen und Patienten dokumentiert. Die überwiegende Mehrheit der Betroffenen hat Vorerkrankungen.
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Menschen, die unter Post-COVID leiden, waren schon vor ihrer Corona-Erkrankung in ärztlicher Behandlung, wie aktuelle Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung belegen.
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Berlin. Die Versorgung von Patienten, die unter den Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion leiden, schlägt vor allem in Haus- und Facharztpraxen zu Buche. Bereits im ersten Quartal 2021 wurde das Post-COVID-Syndrom bei über 110 .000 Patientinnen und Patienten in Deutschland vertragsärztlich dokumentiert (U09.9!). Bezogen auf die bis Ende des Jahres 2020 an COVID-19 Erkrankten entspricht das einem Anteil von etwa sechs Prozent. Am stärksten betroffen ist die Altersgruppe der 40- bis 65-Jährigen.
Das hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) am Mittwoch mitgeteilt. Das Zi beruft sich dabei auf vertragsärztliche Abrechnungsdaten aus den Jahren 2020 und 2021.
Post-COVID betrifft vor allem Vorerkrankte
Die überwiegende Mehrheit der Patienten, die unter Post-COVID leiden, befand sich nach Zi-Angaben auch schon vor ihrer COVID-Erkrankung in ärztlicher Behandlung (98 Prozent). „Der Eindruck, das Post-COVID-Syndrom betreffe vor allem Personen, die bis zur SARS-CoV-2-Infektion gesund waren, trügt. Vielmehr handelt es sich ganz überwiegend um Patientinnen und Patienten, die bereits wegen verschiedener meist chronischer Krankheiten in ärztlicher Behandlung sind“, wird Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik von Stillfried in einer Mitteilung zitiert.
Die häufigsten Vorerkrankungen, wegen denen Patienten, die im ersten Quartal 2021 Post-COVID diagnostiziert bekamen, sich im Vorjahr in vertragsärztlicher Behandlung befanden, betreffen laut Zi Rückenschmerzen (42 Prozent) und Bluthochdruck (39 Prozent. Aber auch Asthma bronchiale (16 Prozent) sowie Fettstoffwechselstörungen (26 Prozent), Adipositas (19 Prozent) und Diabetes (14 Prozent) spielen eine gewichtige Rolle bei den Behandlungsdiagnosen 2020. Auch psychische Vorerkrankungen wie Depression (19 Prozent), somatoforme Störungen (19 Prozent) sowie Belastungs- und Anpassungsstörungen (13 Prozent) waren weit verbreitet bei Patienten mit anschließender Post-COVID-Diagnose.
Hoher Konsultationsbedarf
Die Daten weisen laut Zi darauf hin, dass die dokumentierten Vorerkrankungen bei Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-Syndrom häufiger vertreten sind als im Durchschnitt der Bevölkerung.
Es sei richtig, dass die medizinische Versorgung von Post-COVID-Erkrankten in erster Linie bei Hausärztinnen und Hausärzte liege. „Die spezifische Behandlung dieser Personengruppe ist mit einem hohen Konsultationsbedarf und Koordinationsaufwand verbunden. Hier besteht ein zusätzlicher und voraussichtlich steigender Versorgungsdruck in Haus- und Facharztpraxen“, so von Stillfried. Nichtsdestotrotz muss nach Einschätzung des Zi der Einfluss der Vorerkrankungen auf das Risiko von Post-COVID-19 und deren Bedeutung für die weitere Behandlung weiter wissenschaftlich untersucht werden.