Komplexe Versorgungslage

Post-COVID fordert vor allem Hausärzte

Im ersten Quartal 2021 wurde das Post-COVID-Syndrom bei über 110 .000 Patientinnen und Patienten dokumentiert. Die überwiegende Mehrheit der Betroffenen hat Vorerkrankungen.

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
Menschen, die unter Post-COVID leiden, waren schon vor ihrer Corona-Erkrankung in ärztlicher Behandlung, wie aktuelle Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung belegen.

Menschen, die unter Post-COVID leiden, waren schon vor ihrer Corona-Erkrankung in ärztlicher Behandlung, wie aktuelle Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung belegen.

© WavebreakMediaMicro / stock.ad

Berlin. Die Versorgung von Patienten, die unter den Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion leiden, schlägt vor allem in Haus- und Facharztpraxen zu Buche. Bereits im ersten Quartal 2021 wurde das Post-COVID-Syndrom bei über 110 .000 Patientinnen und Patienten in Deutschland vertragsärztlich dokumentiert (U09.9!). Bezogen auf die bis Ende des Jahres 2020 an COVID-19 Erkrankten entspricht das einem Anteil von etwa sechs Prozent. Am stärksten betroffen ist die Altersgruppe der 40- bis 65-Jährigen.

Das hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) am Mittwoch mitgeteilt. Das Zi beruft sich dabei auf vertragsärztliche Abrechnungsdaten aus den Jahren 2020 und 2021.

Post-COVID betrifft vor allem Vorerkrankte

Die überwiegende Mehrheit der Patienten, die unter Post-COVID leiden, befand sich nach Zi-Angaben auch schon vor ihrer COVID-Erkrankung in ärztlicher Behandlung (98 Prozent). „Der Eindruck, das Post-COVID-Syndrom betreffe vor allem Personen, die bis zur SARS-CoV-2-Infektion gesund waren, trügt. Vielmehr handelt es sich ganz überwiegend um Patientinnen und Patienten, die bereits wegen verschiedener meist chronischer Krankheiten in ärztlicher Behandlung sind“, wird Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik von Stillfried in einer Mitteilung zitiert.

Lesen sie auch

Die häufigsten Vorerkrankungen, wegen denen Patienten, die im ersten Quartal 2021 Post-COVID diagnostiziert bekamen, sich im Vorjahr in vertragsärztlicher Behandlung befanden, betreffen laut Zi Rückenschmerzen (42 Prozent) und Bluthochdruck (39 Prozent. Aber auch Asthma bronchiale (16 Prozent) sowie Fettstoffwechselstörungen (26 Prozent), Adipositas (19 Prozent) und Diabetes (14 Prozent) spielen eine gewichtige Rolle bei den Behandlungsdiagnosen 2020. Auch psychische Vorerkrankungen wie Depression (19 Prozent), somatoforme Störungen (19 Prozent) sowie Belastungs- und Anpassungsstörungen (13 Prozent) waren weit verbreitet bei Patienten mit anschließender Post-COVID-Diagnose.

Hoher Konsultationsbedarf

Die Daten weisen laut Zi darauf hin, dass die dokumentierten Vorerkrankungen bei Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-Syndrom häufiger vertreten sind als im Durchschnitt der Bevölkerung.

Es sei richtig, dass die medizinische Versorgung von Post-COVID-Erkrankten in erster Linie bei Hausärztinnen und Hausärzte liege. „Die spezifische Behandlung dieser Personengruppe ist mit einem hohen Konsultationsbedarf und Koordinationsaufwand verbunden. Hier besteht ein zusätzlicher und voraussichtlich steigender Versorgungsdruck in Haus- und Facharztpraxen“, so von Stillfried. Nichtsdestotrotz muss nach Einschätzung des Zi der Einfluss der Vorerkrankungen auf das Risiko von Post-COVID-19 und deren Bedeutung für die weitere Behandlung weiter wissenschaftlich untersucht werden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie