Schweinegrippe: "Bei der Impfnachfrage ist jetzt richtig Dynamik drin"

NEU-ISENBURG (ger/hub). Der Stimmungsumschwung zur Schweinegrippe-Impfung kommt auch in den Arztpraxen an. Das zeigen Stellungnahmen von Ärzten aus mehreren Bundesländern, die bei der "Ärzte Zeitung" eingegangen sind. Demnach wird es jetzt eher als Problem angesehen, wenn kein Impfstoff verfügbar ist, wie offenbar teilweise in Berlin oder in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns. Die Nachfrage der Patienten scheint dagegen stark zuzunehmen.

Veröffentlicht:
Spritzen für die Schweinegrippe-Impfung. Der Umfang der Bestellungen für den Impfstoff hat zuletzt stark zugenommen.

Spritzen für die Schweinegrippe-Impfung. Der Umfang der Bestellungen für den Impfstoff hat zuletzt stark zugenommen.

© Foto: dpa

"Nach den Berichten aus den USA und der Ukraine über Schweinegrippe ist da richtig Dynamik reingekommen", berichtet beispielsweise Dr. Joachim Kamp, Hausarzt in Emsdetten. "Vorher haben wir die Impfung doch fast angeboten wie Sauerbier, jetzt geht bald jede Minute das Telefon, weil jemand sich nach der Impfung erkundigt."

Kamp ist einer der "fünf oder sechs Ärzte" im kleinen Städtchen in Westfalen, die sich als Impfärzte zur Verfügung gestellt haben. 20 Impfungen am Tag schaffe er schätzungsweise in seiner Praxis. "Wir müssen ja immer zehn Einheiten zusammen bringen, damit der Impfstoff nicht verfällt." Er habe mittlerweile auch keine Angst mehr, dass die einbestellten Patienten nicht kämen oder angesichts des Aufklärungsbogens vor der Impfung zurückschreckten. "Wer sich meldet, kommt auch, die wollen sich ja nicht wieder hinten anstellen", so Kamp. Mehr als 200 Patienten seien mittlerweile auf der Warteliste. "Da kommt schon fast Hektik auf, etwa wenn einer in die USA fliegen will."

Kamp bedauert vor allem die "Vertrauenskrise", die durch die Diskussion um die Impfung entstanden ist. "Da ist mehr Porzellan zerschlagen worden als nötig", meint er. Aber auch vor dem Stimmungsumschwung habe er "keine Alternative zur Impfung" gesehen.

Dr. Peter Somogyi aus Berlin-Neukölln hat derzeit noch ganz andere Probleme: Er hat genügend impfwillige Patienten, aber ihm fehlt der Impfstoff. "Ich muss jetzt 30 Patienten anrufen, um einen Impftermin abzusagen", so Somogyi zur "Ärzte Zeitung". In Berlin sei der Senat zuständig für die Schweinegrippe-Impfung. Seine Arzthelferin habe dort keine Auskunft über den Impfstoff bekommen, "die Verwaltung scheint überfordert", so Somogyi.

Lesen Sie dazu auch: Schweinegrippe-Impfung erhält mehr Fürsprecher Auch Skeptiker raten jetzt zur Schweinegrippe-Impfung

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Schweinegrippe: Der Wind dreht sich schnell

Weitere aktuelle Berichte, Bilder und Links zum Thema Schweinegrippe (Neue Grippe) finden Sie auf unserer Sonderseite

Mehr zum Thema

Praxis-IT

KBV: Neuer Anforderungskatalog an PVS

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen