Gesundheitsausgaben

Wenn Qualität das Maß aller Dinge wird

Kosten im Gesundheitswesen minimieren bis zum bitteren Ende? US-Wissenschaftler halten das für eine falsche Strategie.

Veröffentlicht:

BERLIN. Von den Vereinigten Staaten lernen heißt siegen lernen? Vorsicht, werden viele Bürger zurecht warnen. Im Gesundheitswesen allerdings gibt es ein zukunftsträchtiges Konzept made in USA, bei dem es sich lohnt, genauer hinzuschauen.

Sein Name: value-based healthcare. Immer wieder belegen Studien, dass hohe Gesundheitsausgaben eines Landes nicht automatisch zu einer entsprechend gesunden Bevölkerung führen.

Erst im März veröffentlichten Wissenschaftler der Harvard-Universität eine Untersuchung der Gesundheitssysteme der elf OECD-Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen! Obwohl Deutschland bei den Kosten auf dem vierten Platz liegt, erreicht es bei der Lebenserwartung nur den vorletzten Rang.

Kosten minimieren statt Patientennutzen maximieren

Im Jahr 2006 haben sich US-Wissenschaftler mit diesem Phänomen auseinandergesetzt und ein Konzept entwickelt, das sie dann value-based healthcare nannten.

Ihre Kritik lautet, dass in den meisten Gesundheitssystemen vor allem versucht wird, Kosten zu minimieren, anstatt den Nutzen für Patienten zu maximieren.

Sie schlagen vor, dass Gesundheitssysteme sich am Nutzen der erzielten Behandlungsergebnisse je Patient im Verhältnis zu den dabei entstehenden Kosten orientieren müssten.

Eine britische Studie untersuchte 2016, wie gut die Voraussetzungen in 25 ausgewählten Ländern sind, dem Idealbild von value-based healthcare nahe zu kommen.

Die Studie würdigt zwar die Bemühungen, in Deutschland zu qualitätsorientierter Vergütung und Qualitätsverträgen zu kommen, zugleich werden aber grundsätzliche Probleme benannt: Medizinische Register zu Erkrankungen und Therapien seien oft nicht verlinkt. Krankenversicherungen hätten darauf – wegen des strengen deutschen Datenschutzrechts – keinen Zugriff.

Und die sektorale Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung machten es zusätzlich schwer, übergreifende Behandlungspfade zu etablieren. (eb)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Missbrauch von Kooperationsform

LSG Potsdam: Praxisgemeinschaft darf nicht wie BAG geführt werden

Compliance

DSGVO in der Arztpraxis: Wenn der Datenschutz den Daumen senkt

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Nahaufnahme wie eine Frau ein Nasenspray anwendet.

© Syda Productions / stock.adobe.com

Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien

Herzrhythmusstörung: Dank Nasenspray seltener in die Notaufnahme