Eröffnung
„Zuwendung auf Rezept“: DEGAM-Kongress betont Kraft der Allgemeinmedizin
Die ärztliche Arbeit ist mehr als das Lösen medizinischer Probleme – sie ist auch ein gesellschaftlicher Beitrag zu Harmonie und Zusammenhalt. Warum man das vor allem am Montagmorgen in der Praxis erleben kann, wurde bei der Eröffnung des DEGAM-Kongresses deutlich.
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Bei der Eröffnung des DEGAM-Kongresses in Hannover waren sich die Zuhörer mit Redner Ulrich Schnabel einig: Allgemeinmedizin ist mehr als medizinische Versorgung.
© Daniel Reinhardt
Hannover. Im ärztlichen Alltag erinnern Momente manchmal an ein altes journalistisches Prinzip: Der Normalzustand ist oft kein Anlass, tätig zu werden (Prävention ausgenommen!).
Das Lösen gesundheitlicher Probleme gehört zum Praxisalltag, aber nicht nur das, erklärte Keynote-Speaker Ulrich Schnabel bei der Eröffnung des 59. Kongresses für Allgemeinmedizin und Familienmedizin in Hannover.
Die Kongressteilnehmer im voll besetzten Hörsaal, die täglich in der Versorgung im Einsatz sind, wussten, was gemeint war: Denn so manche Akutsprechstunde am Montagmorgen mit verschiedensten Sorgen und Fragen von ungeduldigen Patienten kann aufreibend sein und braucht eine zusätzliche Art von Problemlösungskompetenz.
Ein Friedensnobelpreis für Praxisteams
„MFA und Ärztinnen und Ärzte leisten da einen tollen Job in emotionaler Deeskalation“, erklärte Schnabel, Wissenschaftsredakteur bei der Wochenzeitung „DIE ZEIT“. Das sei auch ein gesamtgesellschaftlicher Beitrag – „dafür hätten Sie eigentlich eine Art Friedensnobelpreis verdient!“.
Schnabel leitete über zur Bedeutung von Gemeinschaftssinn – und wie Menschen interagieren. Ein besonders positiver Effekt tritt ein, wenn Menschen sich weniger allein fühlen. „Zuwendung müsste man eigentlich auf Rezept ausstellen“, sagte Schnabel – in der Allgemeinmedizin eine Erfahrung, die vertraut ist.
Studium, Lehre und Praxis – zusammen erfolgreich
Daran, wie wichtig auch für die Versorgung insgesamt Zusammenarbeit ist und wie sehr multiprofessionelle Kooperation an Bedeutung gewinnen wird, erinnerte der niedersächsische Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD) bei der Eröffnungsveranstaltung des Kongresses an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Gemeinsam mit der Präsidentin der MHH, Professorin Denise Hilfiker-Kleiner, ging er auf die Verbindung von Studium, Lehre und Praxis ein – und das Potenzial, das darin stecke.
Forschung, Lehre und Praxis zum DEGAM-Kongress vereint
Die Medizinische Hochschule Hannover ist für drei Tage Zentrum der Allgemeinmedizin. Hier treffen sich Forschende, Lehrende und Praktiker. Die Eröffnung des DEGAM-Kongresses 2025 in Bildern.
Darin zu Hause ist auch Dr. Marion Charlotte Renneberg, Vize-Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Lehrärztin und niedergelassen in einer Hausarztpraxis. Sie betonte mit Blick auf den gut besuchten Kongress (laut DEGAM mit fast 1.000 Teilnehmern) und die Entwicklung der Allgemeinmedizin: „Wie schön, wie sich das Fachgebiet entwickelt hat“.
Scherer: „Da, wo viele sind, muss es gut sein“
Auf die Gemeinschaft und das Zusammenwirken von Menschen mit ihrer Umgebung kam DEGAM-Präsident Professor Martin Scherer zurück.
Schnabel hatte auf den Effekt verwiesen, der bei der Restaurantwahl oft auftritt: „Da, wo viele hingehen, muss es gut sein“ – eine Vorlage, die Scherer sogleich auf die zahlreichen Kongressbesucher münzte, und zum Austausch einlud – auch und gerade zwischen Praxis und Wissenschaft.