ASS und Clopidogrel vor geplanten Eingriffen eher nicht absetzen!

Veröffentlicht:

BERLIN (skh). Müssen Herzinfarkt-Patienten im ersten Jahr nach Im-plantation eines Koronarstents elektiv operiert werden, sollten ASS und Clopidogrel nicht einfach abgesetzt werden. Das Risiko für einen erneuten Infarkt ist ohne die Kombitherapie höher als das Risiko für schwere Blutungen durch eine verlängerte Gerinnung.

Niedergelassene Kollegen sollten in dieser Situation den Rat des behandelnden Kardiologen suchen und die gerinnungshemmende Therapie im Zweifel weiterlaufen lassen, erinnert Professor Harald Darius, Kardiologe am Klinikum Neukölln in Berlin.

Nach aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie soll die Behandlung mit Clopidogrel und ASS im ersten Jahr nach einer Koronarintervention nicht unterbrochen werden. Elektive Eingriffe sollten deshalb wenn möglich auf später verschoben werden, so Darius zur "Ärzte Zeitung". Bei subakuten Operationen mit hohem Blutungsrisiko, etwa Hüft-Operationen, müsse die Behandlung mit Clopidogrel weitergehen, ASS könne dann jedoch fünf Tage vor dem Eingriff abgesetzt werden. Das gelte auch nach mehr als einem Jahr, wenn die Patienten nur noch ASS und kein Clopidogrel mehr einnehmen. Patienten mit ASS-Unverträglichkeit, die deshalb auch nach dem ersten Jahr weiter Clopidogrel nehmen, sollten die Behandlung auch dann nicht unterbrechen.

Bei Zahneingriffen können die Patienten ASS weiter einnehmen. Blutungen im Zahnbereich lassen sich durch Kompression und Tamponaden gut stillen, so dass das Risiko für einen Reinfarkt durch ein Aussetzen der Kombitherapie nicht eingegangen werden muss.

Ein Umsteigen auf eine Antikoagulation mit niedermolekularen Heparinen (NMH) ist bei Patienten mit Koronarstents obsolet. Die gerinnungshemmende Wirkung von ASS und Clopidogrel direkt am Stent könne durch NMH nicht erreicht werden, so Darius.

Bei kleinen Eingriffen können die Patienten ASS noch am Abend nach der Operation wieder einnehmen. Nach großen, blutungsgefährdenden Operationen, etwa nach rückenmarksnaher Chirurgie, Hirn- und Leberchirurgie, sollte damit drei Tage gewartet werden, sagt Darius.

Eine präoperative Risikoabschätzung durch einen Kardiologen ist in großen Städten mit hoher Kardiologendichte meist möglich. Darius dazu: "Niedergelassene Kollegen können jedoch telefonischen Rat suchen und sollten im Zweifelsfall weder ASS noch Clopidogrel absetzen."

Risiko für Reinfarkt übersteigt Blutungsrisiko.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

Stabile Patienten ohne bekannte KHK

Lipoprotein (a) zur Risikostratifizierung bei Thoraxschmerzen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung